Betreuungsangebot und Austausch fehlen
Ähnliche Erfahrungen macht auch Marion Kerkmann, Sozialpädagogin beim Diakonischen Werk im Mehrgenerationenhaus. „Von den Müttern wird momentan sehr viel abverlangt – die Kinder sind mehr zuhause, also müssen die Frauen neben ihrer Arbeit auch noch Betreuerin und Lehrerin sein.“ Kerkmann, die nach wie vor in Beratungsgesprächen in persönlichem Austausch mit jungen Müttern ist, spürt die Verzweiflung. „Ich sehe sehr viel Leid, bei den Familien liegen die Nerven blank.“
Eine Studie des „Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung“ bestätigt diese Erfahrungen. Demnach nimmt die Arbeitszufriedenheit der erwerbstätigen Mütter ab, da diese einer Doppelbelastung mit Kinderbetreuung und Job ausgesetzt sind. Hinzu komme, dass überproportional viele Frauen in gerade jenen Branchen arbeiten, die mit am stärksten von der Corona-Krise betroffen sind: Im Gastronomie-Gewerbe, aber auch im Tourismus und im Kulturbereich arbeiten vornehmlich Frauen.
„Es wird sicher einige Betriebe geben, die die Krise nicht überstehen und dann auch nicht wieder aufmachen“, vermutet Kerkmann. In den Beratungsgesprächen erfährt sie von vielen Frauen, die entweder in Kurzarbeit oder gar arbeitslos geworden sind. „Wenn dann keine finanziellen Reserven vorhanden sind, herrschen Verzweiflung und Angst“, weiß die Sozialpädagogin.
Dass Kinderbetreuung und -erziehung eine wichtige Grundlage für alle anderen Wirtschaftsleistungen darstellen, hat die Pandemie verdeutlicht. „Wenn die Betreuungsangebote wegfallen und berufstätige Mütter beides leisten müssen, ist das ein erheblicher Spagat“, so die Sozialpädagogin.