In den 1990er-Jahren gingen die Musiker teils getrennte Wege. „Jeder wollte etwas anderes“, erklärt Schmier. Ende der 90er folgte dann aber eine „Reunion“: „Das war wie eine Familienvereinigung. Wir wussten es auch wieder mehr zu schätzen.“
Es muss menschlich passen
Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Änderungen in der Besetzung. Die musikalische Ausbildung ist dabei nicht alles für Schmier, da diese nicht zwangsmäßig zum Erfolg führe. „Man muss es wollen.“ So muss auch das Zwischenmenschliche passen – und man darf kein Problem damit haben, auf Touren zu spielen. Heimweh ist also kontraproduktiv.
Ab 1999 war die Band dann gewissermaßen in Weil zu Hause – geprobt wurde im Kesselhaus in Friedlingen. „2012 oder 2013 wurden wir dann aber von der Stadt rausgeworfen. Wir waren zu alt und zu erfolgreich“, ärgert sich Schmier. Weil Proberäume in der Region rar gesät seien, probte „Destruction“ von da an in der Schweiz, wie früher schon einmal. „Das war zwar teurer, aber dafür auch richtig professionell ausgestattet.“ Noch immer bedauert der Musiker aber, dass die Kultur in Deutschland kaum gefördert werde. „Dabei hat ja Corona gezeigt, wie wichtig sie ist.“
Ihre Lieder haben die Musiker früher gemeinsam im Proberaum komponiert. Heute besteht diese Ortsabhängigkeit nicht mehr: Die Bandmitglieder können sich ihre jeweiligen Ideen als Sounddateien zusenden. „So bereitet jeder etwas vor und wir finalisieren den Song dann gemeinsam.“ Es folgt die Aufnahme der Demos, die als Grundidee erst einmal liegen bleiben. Aus diesen Demos entstehen – nach Anpassung der Melodie und Struktur – die fertigen Platten.
Die Texte stammen dabei meistens von Schmier. Die Songtexte von „Destruction“ sind häufig sozialkritisch und vor allem nah am Leben. Es geht um Politik, Trennungen, Depressionen. „Sie sind aber auch sehr lebensbejahend.“ Wie etwa das Lied „Hope Dies Last“: „Es ist wichtig, wieder aufzustehen“, beschreibt Schmier die Botschaft dahinter.
Ehemalige mit dabei
Nach der Corona-Zwangspause konnte die Band dieses Jahr wieder relativ viel spielen – allerdings nicht in Europa. „Hier ist immer noch vieles unklar.“ So lasse sich keine Tour planen. „Wir hoffen, das nächstes Jahr im Mai nachholen zu können.“ Bis dahin stehen Auftritte in den USA und Lateinamerika, in Asien und in Australien an. Und im Sommer sollen noch einmal ein paar Konzerte zum „40-Jährigen“ gegeben werden – mit ehemaligen Bandmitgliedern, so wie beim „Baden in Blut“ dieses Jahr. „Wacken wäre nett.“
Außerdem entsteht derzeit ein „Destruction“-Film, unter anderem mit Aufnahmen vom „Baden in Blut“ und aus Mexiko. Die Musiker hoffen, ihn nächstes Jahr veröffentlichen zu können.
So lange wie möglich
In 40 Jahren gab es für Schmier viele Highlights – etwa der erste Plattenvertrag, das erste große Festival, das nächstgrößere Festival, aber auch neue Abenteuer zu erleben und in Ländern zu spielen, in denen die Musiker noch nie vorher waren: „Wir haben jetzt eine Anfrage für Ostindien.“ So ergeben sich auch wieder neue Highlights.
Viele Fans begleiten die Band von Anfang an. „Fans sind das Rückgrat einer jeden Band, ohne sie wären wir nicht da“, betont Schmier.
40 Jahre „Destruction“ – und wie lange wird es die Band noch geben? „Ein Musiker geht nicht in Rente“, sagt Schmier. Er will spielen, so lange er kann. „Musik ist nicht nur ein Job, sondern ein Lebensgefühl – eine Passion.“