Weil am Rhein Nach drei Jahrzehnten ist Schluss

Saskia Scherer
Ulrich Obrist hört als Vorsitzender des TV Weil auf. Foto: zVg

Nach 31 Jahren wird Ulrich Obrist bei der Hauptversammlung am Freitagabend als Vorsitzender des TV Weil verabschiedet. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt er zurück und erzählt, was er in den drei Jahrzehnten an der Spitze des Turnvereins erlebt hat.

Nach 31 Jahren wird Ulrich Obrist bei der Hauptversammlung am Freitagabend als Vorsitzender des TV Weil verabschiedet. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt er zurück und erzählt, was er in den drei Jahrzehnten an der Spitze des Turnvereins erlebt hat.

Es ist mehr als 50 Jahre her, dass Ulrich Obrist dem TV beigetreten ist. 1970 kam er dazu. „Wie das so ist im Teenageralter: Man kennt andere, die schon da sind, und die nehmen einen mit“, schildert er. Er wurde kurze Zeit später Pressewart, später Leiter der Basketballabteilung. Als der damalige Vereinsvorsitzende ankündigte, nicht mehr kandidieren zu wollen, sprach ihn dessen Stellvertreter an – und Obrist sagte schließlich zu. Das war 1992.

Die Jahnhalle saniert

Seine Amtszeit unterteilt er quasi in zwei Perioden. In der ersten Hälfte stand vor allem der Unterhalt der vereinseigenen Jahnhalle im Fokus. Die Gründergeneration habe versucht, den TV möglichst schuldenfrei zu halten. So seien Sanierungen aufgeschoben worden, weil schlicht das Geld fehlte. „Als ich anfing, gab es immer noch einen Sanierungsstau“, erinnert sich der 69-Jährige. Als dann 1991 die Fasnacht wegen des Golfkriegs ausfiel, fehlten wichtige Einnahmen. „Der Sport rückte erst einmal in den Hintergrund. Das war eine Bürde“, sagt der Vorsitzende heute. Im Jahr 1994 stand dann schließlich die erste große Sanierung an, 2008 folgte die zweite. In Obrists Amtszeit sind 900 000 Euro in der Halle verbaut worden, vieles wurde in Eigenleistung gestemmt.

Ab 2009 begann dann quasi eine neue Ära. „Für mich stellte sich die Frage, wie sich der Verein als Sportverein weiterentwickeln lässt“, erzählt Obrist. Von da an bildete die Jugendarbeit einen Hauptschwerpunkt. „Aber die Umstellung brauchte Zeit.“

Eine erste Maßnahme beinhaltete, aus den vielen selbstständigen Kinderturngruppen eine Abteilung zu bilden. Außerdem sollte der TV durchlässig sein, so dass auch Wechsel möglich sind, falls eine andere Abteilung besser zu einem Sportler passt. „Nach zwei, drei Jahren hat das dann wirklich funktioniert.“

FSJ-Stellen geschaffen

Auf Anregung des TSV Rot-Weiß Lörrach teilten sich die Vereine 2011 einen FSJler (Freiwilliges Soziales Jahr), 2013 beschäftigte der TV den ersten „eigenen“, im Jahr darauf schon zwei – heute sind es drei. Allerdings mit einer kurzen Pause: „Die Jugendlichen schauen heute kritisch auf ihre Zeit und melden sich teilweise nur, um etwas sicher zu haben“, bemerkt Obrist.

Über die FSJler kam dann auch die Ferienbetreuung zustande, die der TV Weil in den Oster-, Pfingst- und Sommerferien anbietet. Gemeinsam mit dem CVJM Lörrach wird eine Basketball-Grundschulliga betrieben. „Seitdem hat sich die Größe der Basketball-Abteilung fast verdoppelt“, freut sich der Vorsitzende. Und bereits seit 32 Jahren laufen Kooperationen im Rahmen von „Schule und Verein“.

Insgesamt umfasst der TV Weil rund 20 Abteilungen – und ist mit mehr als 1300 Mitgliedern der größte Weiler Verein, weiß Obrist. Als er anfing, waren es rund 900. Und 2019, also kurz vor Corona, knapp unter 1300. „Der Mitgliederschwund in der Zeit war normal, es fehlte lediglich der Zugang“, meint der Vorsitzende. Dass es jetzt wieder so viele sind, sei ein gutes Zeichen. „Wir haben immer Wert gelegt auf einen starken Hauptverein. Die Abteilungen sind der Ort, wo man sich um den Sport kümmert.“ Auch für Ältere wird etwas geboten: Rund 120 der Mitglieder sind über 80 Jahre alt.

Noch kein Nachfolger

Eigentlich wollte der 69-Jährige den Vorsitz bereits vor rund sechs Jahren abgeben. Doch die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich schwierig. Sein erster Stellvertreter hörte auch auf. Schließlich verteilte Obrist die Arbeit nach und nach noch mehr auf verschiedene Schultern – und sein Amt ist dann erst einmal vakant. „Ich bin aber überzeugt, dass es in einem Jahr jemanden gibt oder es das Team unter sich ausmacht.“

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