Weil am Rhein Natur mitten im urbanen Flair

Weiler Zeitung

Entdecken: Herbstliche Exkursion des Truz mit Naturführern führt nach Friedlingen und Basel

Der kleine Kreis der geladenen Naturführer war sichtlich skeptisch, als die Mitarbeiter des Trinationalen Umweltzentrums (Truz) zur herbstlichen Exkursion auf die Klybeckinsel in Basel und tags darauf nach Friedlingen in Weil am Rhein einluden. So offensichtlich und grün präsentiert sich die Natur an diesen urban geprägten Orten nämlich nicht.

Weil am Rhein. Gerade deshalb machten es sich die Naturführer aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz zur Aufgabe, die verborgene und weniger offensichtliche Natur zu erkunden. Und es lohnte sich, wie im Nachgang berichtet wird.

Gottesanbeterin zu finden

Auf der Klybeckinsel referierte Daniel Küry vom Basler Büro Life Science über die bedeutsamen und artenreichen Lebensräume, die zwischen Gleisen und dem Hafen vorherrschen. Selten gewordene Pflanzen sogenannter trockenwarmer Lebensräume sind dort zu finden. Früher im Jahr begegnet man hier sogar der Ödlandschrecke oder einer Gottesanbeterin.

In ihrer Bedeutung sind besonders die Böschungen am Rhein unterstrichen worden, denn viele Insekten und Kleinstlebewesen sind auf sie angewiesen, um sich neben der engen Bebauung fortzubewegen. Die aktuelle Zwischennutzung von Plan B und dem Holzpark wurde aktiv in die Exkursion eingebunden, denn auch in den Kübeln und provisorischen Pflanzungen in Paletten und Lagerkisten hat sich manch wertvolle Vegetation für seltene Wildbienen entwickelt. Gerade im städtischen Umfeld erfreuen sich Insekten an blühenden Wildblumen und Kräutern als Nahrungsquelle, heißt es.

Balkone als Oasen

Dass jeder Balkon eine Oase für die Artenvielfalt sein kann, trifft auch auf das eng bebaute Friedlingen zu. Der Weiler Stadtteil ist in seiner Bebauung stark geprägt von der bis vor wenigen Jahrzehnten vorherrschenden Textilindustrie, die am Kesselhaus einen bedeutsamen Standort hatte. In die Exkursion in Friedlingen führte der alteingesessene Weiler Stadtführer Joachim Kempf ein, der insbesondere die ehemaligen Industriegebäude und die bis heute aktuelle Funktionalität thematisierte. Heute wird das Gelände der ehemaligen Textilfabrik von unterschiedlichen Unternehmen, der Kulturszene und der Gastronomie genutzt.

Auch das Truz hat dort oberhalb des Textilmuseums mit dem Fachbereich Naturschutz und seinem Team seit mehr als zwei Jahren seinen Sitz. So wurde der Standort am Kesselhaus als Ausgangspunkt für eine weitere Exkursion mit den trinationalen Naturführern in das nahe gelegene Naturschutzgebiet Krebsbachtal genutzt. Inmitten der Bebauung zwischen Autobahn und Rangierbahnhof ist das Relikt der selten gewordenen Auwälder unscheinbar, aber von hoher Bedeutung für die Flora und Fauna. Denn dort können sich Tiere und Pflanzen zurückziehen. Die Naturführer ließen sich ebenso in den grünen Rückzugsort Friedlingens entführen und dabei den Lärm des Straßenverkehrs allmählich hinter sich.

Zahlreiche Phänomene

Dabei übernahmen Jérémie Tudoux und Barbara Schmitt vom Truz die Exkursionsleitung und wurden von einer Expertin für Natur- und Kulturinterpretation begleitet: Julia Mörsdorf von der Firma Lokaldenkmal referierte zu Theorie und Praxis der Vermittlung von Natur-Phänomenen. Und zahlreiche Phänomene spürten die Teilnehmer im Krebsbachtal auf: den herbstliche Auwald, besondere Pilzformationen oder Grasfrösche kurz vor ihrer Winterruhe.

Ein Besuch der Klybeckinsel und Friedlingen in Verbindung mit dem Naturschutzgebiet Krebsbachtal ist aus Sicht aktueller Städtebauvorhaben und auch für das persönliche Natur-Erlebnis eine Exkursion wert, heißt es von Seiten des Trinationalen Umweltzentrums. Für Anfragen einer Führung in das Krebsbachtal stehen die Mitarbeiter des Teams Naturschutz für eine Wiederholung zur Verfügung. Die Exkursionsreihe für die Naturführer fand im Rahmen eine Fortbildung des Projekts „Natur-Erlebnis grenzenlos“ statt und wurde vom Interreg-Programm Oberrhein gefördert.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading