^ Weil am Rhein: Neue Hoffnung schöpfen - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Neue Hoffnung schöpfen

Saskia Scherer

Gespräch: Pfarrer äußern ihre Gedanken zu Ostern.

Weil am Rhein - Ostern ist das älteste und höchste Fest der Christen. Dieses Jahr wird es aufgrund der Corona-Krise ein ganz anderes sein als die Menschen es kennen. Der evangelische Pfarrer Michael Hoffmann und der katholische Pfarrer Gerd Möller äußern im Gespräch mit unserer Zeitung ihre Gedanken in diesen Zeiten.

„Es ist eine belastende Situation und erinnert einen, wie zerbrechlich das Leben ist“, sagt Hoffmann. Die Karfreitagserfahrung beinhalte im Allgemeinen Not, Leid, Schmerz und Ungerechtigkeit. „Nun wird die Not konkret“, meint der Pfarrer. Die ganze Welt sei von dem selben Problem betroffen. „Ob man nun zu Hause bleiben und sich dort neu organisieren muss, ob man um seine Existenz kämpft oder um die eigene Gesundheit fürchtet – das sind alles Sorgen, die auf einmal ganz konkret werden.“

Und gerade dann sei Hoffnung wichtig: „Ostern ist eine Hoffnungsbotschaft, das Leben geht nicht nur weiter, sondern es verändert sich.“ Daraus könne man Kraft schöpfen. Für die Jünger Jesu sei am Grab alles zu Ende gewesen. „Ostern bringt eine neue Wirklichkeit, man sieht die Welt mit anderen Augen.“ Not und Leid seien zwar nicht verschwunden. „Das zu behaupten, wäre eine Verharmlosung.“ Aberaus der belastenden Situation könne wieder etwas Neues entstehen.

Durch die Einschränkungen zur Zeit merke jeder auch, was nötig sei und worauf man verzichten könne, meint Hoffmann. „Es wird zum Nachdenken angeregt, was man für das Leben braucht.“ Die Osterbotschaft sei ein Bekenntnis zum Leben, sie soll neue Kraft bringen, sich dem Leben zuzuwenden. Die Botschaft gehe auch darüber hinaus: „Die Verstorbenen sind nicht verloren, sie kommen zur Erfüllung.“ Gott verhindere nicht alles Leid. „Aber er ist da.“

Hoffmann lobt auch, wie viele Menschen sich einsetzen. „Sie benötigen allerdings nicht nur Beifall, sondern müssen auch anständig bezahlt werden“, betont er.

„Die heiligen drei Tage mit Tod, Auferstehung und neuem Leben sind die wichtigste Glaubenserfahrung, die wir miteinander teilen“, sagt Pfarrer Möller. Wie die Jünger gelte es derzeit eine Situation auszuhalten, in der keiner wisse, was passiert. „So ging es ihnen, als sie vor dem Kreuz standen.“

Die Gemeinschaft sei einem genommen worden. „Miteinander feiern, singen und glauben, das ist nicht möglich. Doch den Glauben in uns kann einem keiner nehmen.“ In seltsamer Weise verbinde das die Menschen weltweit miteinander. „Ob nun in unserer Partnergemeinde in Peru oder hier im Dreiland.“ Grenzen seien plötzlich wieder da, die eigentlich gar nicht mehr vorhanden waren.

Dieses Jahr an Ostern sei die Kirche nicht so erlebbar wie sonst. „Ein wichtiger Bereich geht verloren“, bedauert Möller. Deshalb habe die katholische Kirchengemeinde digital und in der Kirche mit Impulsen reagiert. „Das war uns als Seelsorgeteam wichtig.“ Über Telefon und E-Mail gebe es nun eine neue Form von Präsenz. „Aber die Begegnung fällt aus und das ist nicht aufholbar.“ Nicht einmal im Krieg habe es Ausfälle von Gottesdiensten in der Form wie jetzt gegeben, wie Möller sich von seinen Eltern erzählen lassen hat. Nun liege in Friedenszeiten das soziale Miteinander still.

Auch Möller ist der Meinung, dass nach der Krise viele Diskussionen nötig seien, „gerade im medizinischen und pflegerischen Bereich“. Da würden neue Maxime gesetzt, hofft er.

Kaum schöner sein könnte nach Möllers Ansicht derzeit die Natur, die er als österlich geprägt empfindet. „Das hilft allen sehr.“ Außerdem seien hier alle versorgt. „Die Sozial- und Gesundheitssysteme in Deutschland greifen gut, da haben wir eine sehr priviligierte Grundlage des Lebens“, findet der Pfarrer. Das sei nicht selbstverständlich. „Dafür bin ich dankbar.“

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