Bei schwerer Krankheit mit schwerer Atemnot oder anderen kaum zu ertragenden Schmerzen soll mit entsprechenden Mitteln und der passenden Versorgung mehr Lebensqualität geschaffen werden. Heilung ist dabei nicht das Ansinnen. „Die Symptomlast ist das einzige, was behandelt wird.“ Während also das Hospiz am Buck für den Landkreis die stationäre Einrichtung darstellt, versorgen die Kräfte des Palliativnetzes die Patienten in den eigenen vier Wänden – also im Endstadium des Lebens und der Erkrankungsphase.
Zwar erstreckt sich die Palliativversorgung im Schnitt auf 21 Tage und wird nur im vierwöchigem Turnus von der Kasse genehmigt, doch es kann in Einzelfällen auch anders gehen, weiß der Friedlinger Hausarzt Steffens. So hat er schon Anfang vergangenen Jahres eine Patientin aufgenommen, die als Mitte-50-Jährige einen weit fortgeschrittenen Tumor im Körper hatte. Schmerztherapeutisch und mit Sauerstoff wurde sie passend eingestellt. Und dann ging es ihr wieder so gut, dass davon Abstand genommen werden konnte. Mittlerweile geht es ihr wieder schlechter und die Palliativversorgung greift erneut.
Bei diesem Angebot habe es im Landkreis Lörrach zuvor einen weißen Fleck gegeben, weiß der gGmbH-Geschäftsführer. Als Hausarzt habe er gemerkt, dass Not am Mann gewesen sei. Denn zuvor wollten Patienten den Angehörigen nicht zur Last fallen und gingen daher ins Krankenhaus. Doch seit es das 24-Stunden-Angebot gibt, werde das Sterben in den eigenen vier Wänden als deutlich würdevoller und weniger stressig geschätzt. „Eine Klinik ist nicht dafür da, dort zu sterben.“ Von „Menschenwürde“ und „Lebensqualität“ spricht Steffens daher immer wieder. Das Angebot gebe mit Notfallboxen für den Fall der Fälle auch Sicherheit.
Kritisch beäugt
Anfangs sei das Angebot von Hausärzten noch kritisch beäugt worden. „Wir nehmen aber niemandem etwas weg“, unterstreicht Steffens. Dies sei mittlerweile erkannt worden. Nach einer guten Zusammenarbeit würden die Vorbehalte verschwinden. „Es spricht sich rum.“
Die Rolle des Hausarztes will und soll das Palliativnetz nicht einnehmen, doch gerade in Richtung Wiesental rutsche dieses in die hausärztliche Versorgungslücke laut Steffens herein. Daher prüft der Medizinische Dienst der Krankenkassen schon jeden zweiten Fall, ob die Symptomlast beim Patienten gegeben ist, also mindestens zwei lebenseinschränkende Symptome vorliegen.
Obwohl immer mehr Menschen auf das Palliativnetz Lörrach zurückgreifen, weiß der Friedlinger Mediziner um die Grenzen. „Wichtig ist, dass die Qualität nicht wegen der Quantität kippt.“ Das Wachstum habe Grenzen. Ziel für die Zukunft sei aber, stärker mit dem Hospiz zu kooperieren oder auch mit den Pflegeheimen vertieft zusammenzuarbeiten.