Weil am Rhein Noch im Offline-Modus

Weiler Zeitung

Innenstadt: Digitalisierung der Innenstadt wandert als Vorhaben wieder in Richtung Rathaus / Erster Bürgermeister ärgert sich über lange Projektzeit / Weil-aktiv: Nur als Junior-Partner

Die Digitalisierung der Weiler Innenstadt erweist sich als ein langwieriges Unterfangen. Zwar haben sich sowohl die Stadtspitze als auch die Händlervereinigung Weil-aktiv schon ihre Gedanken gemacht, doch andere Projekte genießen Priorität.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Paketdienste fahren durch die Stadt und liefern bei den Weilern Waren aus dem gesamten Bundesgebiet und der weiten Welt ab, die über das Internet bestellt wurden. Dabei könnten doch auch Weiler Produkte darunter sein, sieht Erster Bürgermeister Christoph Huber einen Ansatz für mehr Online-Aktivitäten von heimischen Geschäften. „Es kann nicht sein, dass die Hauptstraße nur als Durchfahrtstraße für Pakete aus aller Welt genutzt wird“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Verschiedene Ursachen

Gleichzeitig muss der Erste Bürgermeister einräumen, dass die Digitalisierung nicht voran gekommen ist, was verschiedene Ursachen hat. So hatte er zwar bereits vor eineinhalb Jahren Kontakt mit einem infrage kommenden Experten aus München aufgenommen und sich ein Angebot unterbreiten lassen. Doch laut Huber widmete Weil-aktiv sich dann noch eigenen Ideen, seinerzeit unter dem Vorsitzenden Klaus-Michael Effert. Nun ist das Projekt wieder auf seinem Schreibtisch gewandert.

„Für Weil-aktiv wäre das Projekt zu groß“, setzt der aktuelle Vorsitzende Wolfgang Raithel auf die Stadt. „Wir würden gerne Junior-Partner sein.“ Vorstellen kann er sich eine App mit Infos der Stadt, Tipps für die Bevölkerung mit Veranstaltungen, Programm, Öffnungszeiten, Abfallkalender sowie natürlich den Geschäften. Zu einem externen Anbieter habe der Erste Bürgermeister ja schon Kontakt aufgenommen.

Sinnvoll, doch keine Zeit

Das ist seit der ersten Kontaktaufnahme im Frühjahr 2018 der zweite Versuch, hier Bewegung hereinzubekommen. Eigentlich sei es auch nicht die originäre Aufgabe der Stadt, für die Digitalisierung zu sorgen, ist Huber wenig begeistert vom nicht vorhandenen Fortschritt in der Sache. „Mit ärgert das, weil ich die Digitalisierung angestoßen habe. Ich sehe die Sinnhaftigkeit.“ Anfang 2018 wäre es einfacher gewesen, daran zu arbeiten, verweist Huber auf Projekte, die nun Vorrang genießen: Sanierung der Gemeinschaftsschule, „Juno II“ (Kita und Jugendzentrum in Friedlingen), Nordwestumfahrung, Knoten Alt-Weil oder auch Sportkonzept. Mit Blick auf seine rund 100 Überstunden allein im vergangenen Monat bleibe ihm einfach keine Zeit. Dass, wie ursprünglich einmal angepeilt, mit der geplanten Eröffnung der „Dreiländergalerie“ im September 2020 auch ein digitaler Weiler Marktplatz online geht, glaubt er daher nicht mehr. „Das ist ziemlich unwahrscheinlich.“ Geld sei dafür auch im Haushalt 2020 nicht vorgesehen.

Kontakt zu Experten

Was existiert, ist die Homepage der Weil am Rhein Wirtschaft und Tourismus (WWT). Pro Jahr werden in siebenstelliger Anzahl Begriffe wie einkaufen oder Einkauf eingegeben, weiß Huber um die damit verbundenen Möglichkeiten. „Es geht darum, die Marke Weil am Rhein nicht an der Gemarkungsgrenze enden zu lassen.“ Auf der WWT-Seite könne man aufbauen, um ein Gesamtpaket mit Stadtinfos und Händler-Darstellung zu schnüren. Der Anfang 2018 kontaktierte Experte aus München wurde daher noch einmal vom Ersten Bürgermeister angeschrieben, um das Angebot zu aktualisieren. „Es braucht jemanden, der mit einem unverstellten Blick von oben drauf guckt.“ Nun hofft Huber, dass der gefragte Experte dafür Zeit findet.

An Coburg könne man sich laut dem Ersten Bürgermeister ein Beispiel nehmen, wo die Digitalisierung stimmig, schlüssig und mit einer hohen Identifikation des Handels mit der Stadt erfolgt sei. „Das Zusammenspannen von Handel und Stadt könnte man in Weil besser fördern.“

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