Schuster wie Dietz erhoffen sich einen neuen Schub durch die Belebung und Neuverhandlung des 1963 geschlossenen Élysée-Vertrags, dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Eine Stärkung der Regionen wünscht sich Schuster mit konkreten Maßnahmen vor Ort: beispielsweise eine Busverbindung von Weil am Rhein nach Frankreich und zum Flughafen, die Stilllegung des Kernkraftwerks Fessenheim oder eine trinationale Grenzpolizeibehörde. Das und einiges mehr würde im Alltag der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mehr Power verleihen.
Auch Dietz sieht Chancen für eine Stärkung der Kooperationen und für konkrete Maßnahmen vor Ort, wenn in dem neu verhandelten Vertrag das Kommunale mit verankert werde. „Das wird aber nicht einfach, weil die Franzosen die kommunale Selbstverwaltung nicht kennen.“ Mehr Investition in Bildung und das Erlernen der Sprache des Nachbarn seien zudem notwendig. Auch die Zusammenarbeit mit der Schweiz muss laut OB vertieft werden. Er erinnerte ebenso an die Kriminalprävention (Stichwort Sicherheitsinitiative) und freute sich, dass es in enger Kooperation mit Schuster gelungen sei, elf zusätzliche Polizeibeamte für das Weiler Revier zu gewinnen.
Fachkräftemangel und der öffentliche Dienst
„Geht es der Wirtschaft gut, ist der öffentliche Dienst weniger gefragt, geht es ihr schlecht, nehmen die Bewerbungen stark zu“, stellte Dietz fest und sprach von einem Auf und Ab. Schwierig sei es derzeit, Leute für technische Berufe und Erzieherinnen zu gewinnen. Bei Stellen im gehobenen Dienst dagegen gebe es so gut wie keine Fluktuation. Die Stadt begegnet dem Mangel an Erzieherinnen, indem sie verstärkt ausbildet.
Was tut die Stadt gegen die Wohnungsnot?
Dietz erinnerte an die von ihm eingebrachte Wohnungsbauinitiative, an das größte zusammenhängende Wohnbaugebiet „Hohe Straße“, das derzeit erschlossen wird und das 800 bis 1000 Menschen Platz bieten soll, sowie an weitere größere Vorhaben in Otterbach und Friedlingen. „Wir leben zwar in einer der reichsten Regionen Europas, doch als Stadt müssen wir auch an die Menschen denken, die sich teure Mieten nicht leisten können“, betonte Dietz mit Hinweis auf die Notwendigkeit des Baus von Sozialwohnungen. Für das Gebiet nördlich von Hieber sei die Stadt in Gesprächen mit einem Investor, der sozialen Wohnungsbau in Verbindungen mit Dienstleistungen errichten will.
Auch Schuster hält sozialen Wohnungsbau für unabdingbar. Er verwies auf das geplante Sozialwohnungsbauprogramm des Bundes sowie die Neuauflage des Programms für Sonderabschreibungen, das Anreize für private Investoren schaffen soll.
Was passiert mit dem Lofo-Areal?
Die Stadt als Eigentümerin, die einen Bebauungsplan aufstellen und einen Gewerbepark errichten will, hat schon Anfragen interessierter Unternehmen vorliegen. Der Abbruch der ersten Gebäude beginnt am 1. August. „Am liebsten würden wir dort produzierendes Gewerbe ansiedeln“, sagte Dietz. Ebenso favorisiert Weils Rathauschef analog der Praxis in der Schweiz eine Erbpachtregelung bei der Grundstücksvergabe. Ob sich dieses Modell hier realisieren lasse, müsse man sehen.