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Weil am Rhein Nur wenig Zeit zum Durchatmen

Weiler Zeitung

Weihnachten: Pfarrerin Renate Krüger feiert zum letzten Mal Weihnachten in Haltingen / In Ruhestand

Ist die Advents- und Weihnachtszeit eine fordernde Phase für die Pfarrer? Renate Krüger, seit rund zehn Jahren Seelsorgerin der evangelischen Kirchengemeinde Haltingen, nickt und unterstreicht: „Es ist eine stressige Zeit.“ Für die 66-Jährige ist es die letzte Advents- und Weihnachtszeit, die sie als Pfarrerin in Haltingen gestaltet. Denn im September kommenden Jahres geht sie in den Ruhestand.

Von Siegfried Feuchter

Weil am Rhein-Haltingen. „Dann kann ich einfach nur einen Gottesdienst besuchen. Darauf freue ich mich schon.“ Renate Krüger wird dann ihren Wohnsitz vom Haltinger Pfarrhaus nach Binzen verlegen.

Der Terminkalender der Pfarrerin war und ist von Mitte November bis Ende Dezember besonders stark gefüllt. Neben Gottesdiensten, Kasualien, Sitzungen, Konfirmandenunterricht, Seniorennachmittag, Adventsfeiern, Gesprächen, Andachten, Konzerten, der Vorbereitung der Krippenausstellung und einigem mehr war am ersten Advent zudem die Wahl der neuen Kirchengemeinderäte. Und jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Da gibt es für die Pfarrerin nur wenig Zeit zum Durchatmen.

Allein am heutigen Heiligabend wird Renate Krüger vier Gottesdienste in der St. Georgskirche halten – zwei mit Krippenspiel sowie ab 18 Uhr Christvesper und zum Abschluss von 22 Uhr an die Christmette. Zwischen Gottesdiensten, Weihnachtsbotschaft und Essen bleibt da kaum Zeit für Familiäres. Die drei erwachsenen Kinder und zwei Enkelkinder müssen deshalb bis zum ersten Weihnachtsfeiertag warten, denn dann hat Renate Krüger frei. Das heißt, sie muss keinen Gottesdienst feiern. Erst am zweiten Weihnachtsfeiertag steht wieder einer an – eingebettet in das beliebte Wunschliedersingen, das in diesem Jahr der Gesangverein mitgestaltet.

An Weihnachten sind die Kirchen gefüllt. Es ist die Zeit, in der die Menschen Sehnsucht haben nach Frieden, Liebe und heiler Welt. Deshalb besuchen während dieser besonders stimmungsvollen Zeit viele Menschen die Gottesdienste, auch wenn in den vergangenen Jahren die Bindung zur Kirche nachgelassen hat und nicht mehr so ausgeprägt ist wie früher. Äußeres Zeichen: An normalen Sonntagen bleiben viele Kirchenbänke leer. „Die meisten Kirchenaustritte erfolgen aus finanziellen Gründen“, weiß Renate Krüger, die sich als engagierte Pfarrerin mit den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen täglich auseinandersetzen muss.

Sie verweist darauf, dass die Kirche, die als Solidargemeinschaft viel leistet, zu den verschiedenen Alltagssituationen den Menschen Lebenshilfen „aus der Sicht von einer Etage höher“ bietet. Die Vorweihnachtszeit ist auch eine Zeit der Begegnung. Immer wieder kommen Menschen zur Pfarrerin, um einen Wunsch vorzubringen oder sich mitzuteilen und um über persönliche Probleme zu reden. „Da ist es vor allem wichtig, zuzuhören“, betont sie. Schließlich ist sie eine Vertrauensperson.

Renate Krüger ist es ein Anliegen, die Gottesdienste so zu gestalten, dass die Leute möglichst wieder den Weg in die Kirche zurückfinden. Sie schätzt auch das nach der Christmette an Heiligabend zum Brauch gewordene Treffen vor der St. Georgskirche, um sich mit den Gottesdienstbesuchern bei Glühwein zwanglos auszutauschen. Dabei kann man auch die besondere nächtliche Stimmung in der heiligen Nacht einfangen und die Stille genießen.

Den endgültigen Schwerpunkt ihrer Predigt, über die sie sich zuvor viele Gedanken gemacht hat, fixiert die Haltinger Pfarrerin erst wenige Tage vor dem Weihnachtsfest. Ohnehin hat die evangelische Kirche Themen und Predigttexte für jeden Sonntag vorgegeben. Das heißt aber nicht, dass ein Pfarrer von diesen Vorschlägen nicht abweichen und auf aktuelle Situationen in der Welt oder auf Menschen eingehen darf, erläutert Renate Krüger.

Ökumenische Arbeit zufriedenstellend

Das sei selbstverständlich und praktiziere sie auch. Außerdem: „Eine Predigt darf politisch, aber nicht parteipolitisch sein.“ Das sagt die Frau, die 1953 in Berlin-Lichtenberg (DDR) geboren ist, wenige Jahre später mit Mutter und Geschwistern in den Westen – zunächst in drei Flüchtlingslager – kam, vor dem Studium in Rheinfelden und Waldshut lebte und vor ihrem Haltinger Engagement 16 Jahre in Badenweiler und Müllheim als Pfarrerin wirkte.

Renate Krüger ist es auch wichtig, den Menschen zu vermitteln, dass jeder Einzelne etwas bewegen kann und dass jedes Gemeindeglied seine Gaben und Talente in und für die Gemeinschaft einbringen soll. Die Gemeinschaft innerhalb der Kirchengemeinde bezeichnet sie als sehr gut, die Menschen seien offen und tolerant. Auch die ökumenische Arbeit verlaufe zufriedenstellend.

Einher geht die Botschaft der Weihnachtsgeschichte, menschlich und mitmenschlich zu sein. „Die Weihnachtsgeschichte ist eindeutig eine Beziehungsgeschichte“, sagt Renate Krüger, die sich gern in die einzelnen darin vorkommenden Personen hineinversetzt.

Die Advents- und Weihnachtszeit, so stressig sie auch sein mag, gehört für die Pfarrerin neben der Passionszeit zu den Höhepunkten im Jahreslauf. Deshalb freut sie sich auf die nun beginnenden Weihnachtstage. Und wenn sie in dieser terminreichen Zeit noch Muße hat, findet Renate Krüger beim Weihnachtsoratorium Entspannung.

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