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Weil am Rhein OB Dietz sieht noch historische Chance

Beatrice Ehrlich
Wolfgang Dietz, hier mit seiner Frau Christine, hat die Stadt Weil am Rhein mit seinem persönlichen Politikstil geprägt. Foto:  

„Nüt blybt wie’s isch“ – unter diesen Leitsatz stellte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz seine letzte Neujahrsrede im Amt.

Die Welt scheine aus den Fugen geraten zu sein, stellte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz zu Beginn seiner Rede fest. Er fragte rhetorisch, ob die Menschen nicht aus der Bitternis zweier Weltkriege gelernt hätten. „Es liegt mir auf der Zunge, laut in die Welt hineinzurufen: Besinnt Euch! Kommt zur Vernunft!“, formulierte er als zentralen Wunsch für das gerade begonnene Jahr.

Anschließend warf er einen umfassenden Blick zurück in das während seiner Amtszeit erreichte.

Gute Nachbarschaft im Grenzraum

An erster Stelle steht für Dietz dabei die Nachbarschaft zu den französischen und Schweizer Nachbarn. Er bezeichnete sie als großes Glück. „Ein Teil europäischer Vielfalt liegt direkt vor der Tür“, unterstrich er. Der Grenzraum sei in den vergangenen Jahren zu einem Zentrum internationaler Nachbarschaft ausgebaut worden. Als Beispiele nannte er die Dreiländerbrücke, die Tramverbindung nach Basel, den ufernahen Wohnungsbau in Huningue und den deutlich vergrößerten Rheinpark auf der Weiler Seite.

Wolfgang Dietz (rechts) konnte zusammen mit seiner Frau Christine viele Gespräche führen. Foto: Daniel Hengst

Als weiteres Thema führte Dietz die Energiewende an. Mit dem Aufbau seines kommunalen Nah- und Fernwärmenetzes sei Weil am Rhein im Landkreis Lörrach Pionier gewesen, hielt er fest. Bereits heute würden Voraussetzungen geschaffen, um neue Energiequellen wie Abwärme oder Wasserstoff nutzen zu können. Mit der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik sei der CO2-Ausstoß dauerhaft halbiert worden.

Mobilitätswende mit Tram und Bus

Dietz hob auch Weils Pionierrolle in Fragen der grenzüberschreitenden Mobilität hervor. Seit knapp zehn Jahren fahre die Straßenbahn von Basel nach Weil am Rhein.

Die geplante Weiterführung bis nach Alt-Weil wäre seiner Auffassung nach eine historische Chance: „Wir könnten unserer Hauptstraße bis vor die Tore von Alt-Weil ein völlig neues Gesicht geben – ein ,Facelifting’ täte der Stadt an vielen Stellen gut“, führte er seine Gedanken zu dem Thema aus. Auch das Busnetz in der Stadt müsse neu gedacht und ausgerichtet werden, warf er einen Blick in die Zukunft. Er bat um Geduld: „Wir sind auf die Absprachen mit Basel und Stuttgart angewiesen und müssen auch die Geschwindigkeit der Entscheidungen dort akzeptieren.“ Als großen kommunalen Kraftakt, für den der Gemeinderat über 21 Millionen Euro bereitgestellt habe, nannte Dietz die Fertigstellung der Heldelinger Unterführung und der Nordwest-Umfahrung in Haltingen. Auch wenn die Bauzeit „gefühlt“ zu lang gewesen sei – der Weiler Teilort werde durch das Doppelprojekt vom Individualverkehr entlastet, sein Ost- und Westteil besser miteinander verbunden, sagte er, auch für Radfahrer und Fußgänger.

Personalsorgen bei der Kinderbetreuung

Dass für die Bildung in der 3-Länder-Stadt einiges getan werde, machte Dietz am Beispiel des Ausbaus der Kindertagesstätten fest. Sowohl im Kindergarten „Kleine Stühle II“ als auch im Gebäude „Juno II“ in Friedlingen würden weitere Betreuungsplätze geschaffen. Nur die Personalsuche gestalte sich schwierig.

Zu den Gästen des Neujahrsempfangs der Stadt Weil am Rhein gehörten unter anderem Lörrachs OB Jörg Lutz (Zweiter von links) und Rümmingens Bürgermeisterin Daniela Meier (rechts). Foto: Daniel Hengst

Bei den Schulen sei man mit Brandschutzmaßnahmen und dem Ausbau der Gemeinschaftsschule beschäftigt, informierte das Stadtoberhaupt, verbunden mit der Hoffnung, dass durch Strukturdebatten im Bildungsbereich nicht weitere, neue Baumaßnahmen nötig würden. Sichtlich erfreut hielt Dietz fest, dass Weil am Rhein durch die Ansiedlung des neuen DHBW-Architekturstudiengangs auf dem Vitra-Gelände jetzt auch Hochschulstandort sei.

Mahnende Worte an die Politik

„Verwaltung wird nicht weniger werden“ – mit dieser Feststellung lenkte Oberbürgermeister Dietz über zu einem Thema, das ihn über all die Jahre seiner Amtszeit beschäftigt und immer wieder merklich erzürnt hat.

„Die EU, der Bund und das Land geben ungebremst ihrem Drang nach, die Städte und Gemeinden immer mehr Aufgaben erledigen zu lassen. Im Grunde will man uns als Vollzugsgehilfen und nicht als eigenständige Gemeinwesen“. Durch immer neue Aufgaben, die „unsägliche“ Bürokratie, das Entziehen der finanziellen Basis sowie das Befeuern einer Erwartungshaltung beim Bürger werde die Handlungsfähigkeit der Kommunen eingeschränkt, kritisierte er.

Den Auftakt zum Neujahrsempfang hatte traditionell die Orchestergesellschaft Weil am Rhein übernommen, unterstützt durch einen „musikalischen Überraschungsgast“: die Bond’s Bigband. Unter der Leitung des Dirigenten Frank Nilly kamen auch im weiteren Verlauf des Abends Musical- und Filmmelodien zu Gehör.

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