Weil am Rhein-OB-Wahl Die Jugend stellt ihre Fragen

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Großes Interesse zeigten Jungwähler an den Tischen der OB-Kandidaten. Foto: sc

„Politik & Pizza“: Mit der Veranstaltung zur politischen Bildung von jungen Menschen traf die Stadtjugendpflege Weil am Rhein „voll ins Schwarze“.

Anlass für die Veranstaltung für Jugendliche am 15 Jahren ist die Oberbürgermeisterwahl am 3. März. Die jungen Menschen hatten drei Stunden lang die Möglichkeit, alle sechs OB-Bewerber kennen zu lernen, Fragen zu stellen und eigene Ideen zu formulieren. Die Leiterin der Stadtjugendpflege, Verena Eyhorn, war überwältigt vom Andrang. Es mussten zusätzlich Stühle aufgestellt werden, um den weit über einhundert Interessierten einen Sitzplatz anbieten zu können. Nele Gallasch, Lukas Zimmermann und Rawan Farkouh vom Jugendparlament stimmten die Besucher auf den Abend ein. Gewünscht sei, dass ein guter Austausch gelinge, jeder ausreden dürfe, einander zugehört werde und die Meinung anderer toleriert werde.

Zuhören, andere Meinungen tolerieren

An den Tischen, die nach der Vorstellungsrunde von jeweils einem Kandidaten besetzt wurden, lagen entsprechende Verhaltensregeln aus. In der Reihenfolge der Aufstellung begann Diana Stöcker mit der Vorstellung. Die Jugendarbeit sei ihr „ein Herzensanliegen“, sagte Stöcker nachdem sie ihre persönlichen Daten mitgeteilt hatte. Ein wichtiges Thema sei die Jugendbeteiligung, angestrebt wird beispielsweise auch eine Kinderkonferenz. Genau hinhören, die Wünsche der Jugend wahrnehmen, das habe sie sich vorgenommen. Jasmin Ateia erklärte ihren Werdegang mit dem Schwerpunkt Förderung des Ehrenamts und der Stadtentwicklung. „Was fehlt Euch, was ist für Euch gut?, darüber wollte sich Ateia informieren. Seine Eckdaten stellte Klaus Springer vor. Er sei der einzige Weiler unter den Kandidaten und ihm seien Themen wie der Verkauf des Laguna für 1 Euro oder der Kindergarten in Märkt wichtig. Dann ertönte die Hupe, die den Sprecher daran hindern sollte, die Zeit zu überziehen.

„Für Weil am Rhein anpacken“

Als nächster war Robin Adam an der Reihe, der sich erstaunt darüber zeigte, dass „so viele gekommen sind“. „Ich bin jemand der anpackt“, sagte Adam. Daher wolle er als OB in Weil am Rhein anpacken. Analog zur Ausbildungsbörse schwebe ihm beispielsweise eine Ehrenamtsbörse vor. Gespannt auf die Fragen sei er. „Eure Sorgen und Wünsche sind mir wichtig“, erklärte Arzo Looden nach ihrer Vorstellung. „Euch will ich Gehör verschaffen, denn ihr seid unsere Zukunft“, so Looden. „Weilerin im Herzen“ sei sie, das Thema Bildung sei ihr sehr wichtig, sagte Diana Corinne Hartwig. Zwischen Jugend und Verwaltung wolle sie als Oberbürgermeisterin eine Schnittstelle sein.

Nun ging es für die OB-Kandidaten an einen der sechs Tische. Die Jugendlichen suchten sich für die nächsten 15 Minuten einen Tisch aus, an dem sie ihre Fragen stellen wollten. An jedem Tisch begleitete ein Mitarbeiter der Stadtjugendpflege die Diskussionen. Es fiel auf, dass die jungen Menschen sich sehr gut vorbereitet hatten und ihre Fragen ganz gezielt stellten. Klima, Nachhaltigkeit, Pläne für die Jugend, auch in finanzieller Hinsicht, Fragen zur Bildung: Spezifisch und unverblümt wurden die OB Anwärter angesprochen.

Von der Energiewende bis zur Digitalisierung

Energiewende, Atomkraft, Digitalisierung an den Schulen, das Interesse war breit aufgestellt und die Bedürfnisse der jungen Menschen wurden klar definiert. Gefragt wurde beispielsweise „Wie wichtig sind Netzwerke?“, „Wo werden Entscheidungen gefällt?“, „Warum bewerben Sie sich gerade in Weil am Rhein?“. Diana Corinne Hartwig stellte ihre Idee, Nachhilfe unbürokratisch gegen eine kleine eigene finanziellen Beteiligung, in der Hauptsache getragen von der Stadt, vor. Begegnungsstätten, die von Jung und Alt gemeinsam genutzt werden, um so einen Austausch herzustellen, wären erstrebenswert.

Busverbindungen und Bildungspolitik

Der Nahverkehr war ein Thema am Tisch von Arzo Looden, hier bemängelten die Jugendlichen unter anderem die Verbindung von Haltingen nach Lörrach. Dass die Stadtentwicklung Priorität habe, erklärte Diana Stöcker. Dies benötige jedoch einen Vorlauf von mindestens zehn Jahren. An diesem Tisch gab es auch Fragen zum Ehrenamt und zur Bildungspolitik. Oberbürgermeister ohne Verwaltungserfahrung, geht das? Robin Adam erklärte dem Fragesteller, schlüssig und verständlich, wie Verwaltung funktioniert.

Bei Klaus Springer wird nachgehakt

Ja und da war noch der Tisch von Klaus Springer. Hier wurde es besonders in der letzten Runde spannend. Etwa die Hälfte der Jugendlichen war an diesen Tisch gekommen. Was halten Sie vom Gendern? Von der Geschlechterfrage? Wie stehen Sie zu Friedlingen? Wie ist Ihre Einstellung zu Ausländern?, Was bedeutet für Sie eine Bürgerwehr? Und, wie war das mit dem Laguna? Was halten Sie vom Masterplan der AfD im Umgang mit straffällig gewordenen Migranten? Beharrlich blieben die jungen Menschen an diesen Themen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass ein Teil der Fragenden Migrationshintergrund haben. Die Antworten sind eigentlich bekannt, als Beispiel wurden Vorfälle in Weil-Friedlingen zitiert. Hier begegnete der OB-Kandidat den Fragen vor allem mit dem Versuch, auf der emotionalen Ebene Betroffenheit auszulösen.

Stimmen der Teilnehmer:

Lucia Müller : Ich wollte mich heute Abend informieren sowie die Kandidaten persönlich kennenlernen. Das wird mein Wahlverhalten ganz sicher beeinflussen.

Isabel Breining: Interesse und Neugier, das sind meine Motivationen, weshalb ich hier bin. Ich war auch schon an der offiziellen Vorstellung. Ich möchte wissen, was von den einzelnen Bewerbern speziell für Jugendliche geplant ist.

Fabian Wirz: Bisher hatte ich zu keinem anderen Termin Zeit, heute habe ich dennoch die Möglichkeit, mich zu informieren. Ich will mir ein Bild darüber machen, was die Kandidaten planen.

„Waren Sie schon mal im La Loona?“ – Für alle, die noch nicht da waren, folgte eine Einladung aus dem Kreis der Jugendlichen. Es war also nicht die Pizza, die in der Realschule an den Diskussionstischen der OB Kandidaten serviert wurde, die in die Fragestunde lockte, sonder Interesse und Gestaltungswille.

Fazit: Die Jugend interessiert sich nicht nur für die eigenen Belange, sondern auch für das Geschehen in der Welt und in der Stadt. Die jungen Menschen wollen gehört werden und mitgestalten, das hat sich in dieser besonderen Veranstaltung mehr als deutlich gezeigt.

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