Weil am Rhein Obdachlose: „Das ist Weihnachten...“

(sc)

Wärmestube: 46 Wohnsitzlose feiern stimmungsvoll bei Hirschbraten und Spätzle Heiligabend.

Weil am Rhein - Ein festlich geschmückter Tannenbaum, Stimmengewirr und Vorbereitungen für ein festliches Mahl: Fast könnte man meinen, hier feiert eine „ganz normale Familie“ das Weihnachtsfest. Es ist jedoch die Feier an Heiligabend in der Wärmestube.

Menschenwürdige Unterkunf

Männer und Frauen, teilweise ohne Wohnung oder eine menschenwürdige Unterkunft, waren eingeladen, gemeinsam in der Wärmestube zu essen und ein paar Stunden die oft harte Welt draußen auf der Straße zu vergessen.

Der Weihnachtsabend in der Wärmestube ist in jedem Jahr ein besonderer Abend. Oliver Killmann, seit 20 Jahren Sozialarbeiter und schon viele Jahre für die Wärmestube in Friedlingen zuständig, hatte 46 Anmeldungen erhalten. Wer ohne Anmeldung kam, der musste warten, bis jeder der Angemeldeten mit Essen versorgt war. Gereicht hat das Essen für alle.

Im Büro lagen die Geschenke – ein Rucksack voll bepackt mit handgestrickten Socken, Hygieneartikel und Süßigkeiten – für die Bescherung parat. Den Rucksack spendete der Verein für Wohnsitzlose, der Inhalt kam aus vielen Einzelspenden zusammen. Plötzlich kam Bewegung in die Gästeschar, denn der Spender des Festessens, die Familie Baspinar vom „Badischen Hof“ in Haltingen, war eingetroffen. Schüssel um Schüssel, einige Wärmebehälter und das Dessert – Umit Baspinar trug alles in die Küche. Die Stammgäste der Wärmestube packten mit an, sie kennen die Familie Baspinar schon, spendet sie doch seit einigen Jahren das Essen.

Hirschbraten, Spätzle und Rotkrau

Es gab an Heiligabend Hirschbraten, Spätzle und Rotkraut. Am zweiten Weihnachtsfeiertag verwöhnte Gabi Modler die Besucher mit einem Rollbraten, Kroketten und Bohnen, und am zweiten Weihnachtsfeiertag spendete eine Familie aus Kandern, die anonym bleiben will, Schäufele mit Kartoffelsalat.

Froh ist Sozialarbeiter Oliver Killmann an diesem Abend auch über die Hilfe von zwei Ehrenamtlichen. In der Küche richteten sie alles vor, dann wurde serviert. Die Männer und Frauen genossen das Festessen sichtlich. Dann fand die Bescherung statt. Weihnachtslieder erklangen, und im Raum breitete sich eine feierliche Stimmung aus. „Das ist Weihnachten“, sagte einer der Besucher, der seine Rührung kaum verbergen konnte.

„Zu Weihnachten werden wir sehr großzügig mit Essen und Geschenken bedacht“, stellte Killmann erfreut fest. Allerdings bestehe das ganze Jahr über Bedarf. So werden beispielsweise Schuhe mit großen Größen, Schlafsäcke, Zelte oder Rucksäcke ständig benötigt. „Es wäre schön, wenn auch während des Jahres solche Spenden kämen“, sagte der Sozialarbeiter. Die Besucherzahlen seien konstant hoch, allein im Jahr 2018 fanden monatlich 603 Kontakte mit 71 verschiedenen Personen statt. Viele der Gäste kommen aus osteuropäischen Ländern, vermehrt sind zuletzt auch Spanier dabei gewesen.

Wäsche waschen, die persönliche Hygiene pflegen, die Kleiderkammer nutzen, dazu ein warmes Mittagessen für 1,50 Euro – all das und vor allem Beratung, Prävention und Rehabilitation finden die Menschen in der Wärmestube. Der Verein für Wohnsitzlose trägt mit viel Einsatz dazu bei, damit dies alles bewerkstelligt werden kann.

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