Weil am Rhein Obstbäume mit ideellem Wert

Weiler Zeitung
Das Ziel ist, den Obstbaumbestand auf dem Tüllinger zu erhalten. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Naturschutz: Großer Handlungsbedarf bei Pflege / Wichtig auch als Habitatbäume

Die Arbeit des Trinationalen Umweltzentrums (Truz) wird von der Weiler Kommunalpolitik wertgeschätzt, sodass ein Zuschuss am Dienstagabend vom Bau- und Umweltausschuss einstimmig bewilligt wurde. Ein Teil der vielfältigen Aktivitäten des Truz entfiel zuletzt auf den Streuobstbestand am Tüllinger. Fast jeder zweite Obstbaum ist hier pflegebedürftig.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Die Mehrheit der Obstbäume steht auf Weiler Gemarkung, wie im Rahmen des Projekts Modellregion Biotopverbund Markgräflerland deutlich wurde. Eine Fläche von 192 Hektar mit 2966 Flurstücken und 6471 Obstbäumen wurde erfasst. 1926 Flurstücke und 4219 Bäume stehen auf der Gemarkung Weil am Rhein, weitere auf Lörracher und Binzener Grund und Boden. „Ein Vitalisierungsschnitt ist durchzuführen“, hieß es dann bei 46 Prozent der erfassten Obstbäume. Zu beachten beim Bestand ist auch, dass 1642 Bäume als wertvolle Habitatbäume eingestuft wurden. Außerdem findet sich die größte Population der Zaunammer in Baden-Württemberg auf dem Tüllinger. Hinzu kämen besonders schützenswerte Arten von Fledermäusen, die hier leben. „Es geht um den Erhalt des wertvollen Lebensraums“, erklärte Astrid Deek, Fachbereichsleiterin Grenzüberschreitender Naturschutz beim Truz, im Ausschuss die Ausrichtung des Wirkens.

Baum-Besitzer mit im Boot

Ein Fokus lag zuletzt aber auf der Inwertsetzung des Obstbaumbestandes. Hierzu mussten erst einmal Besitzer und Pächter von Streuobstwiesen am Tüllinger in Ötlingen ausfindig gemacht werden. Diese wurden darauf hingewiesen, dass es sich beim Tüllinger um ein wertvolles Brutgebiet und einen wertvollen Nahrungsraum seltener Tier- und Pflanzenarten handelt. Für den Erhalt des einzigartigen Lebensraums sei der Schnitt der Obstbäume eine wichtige Grundlage.

In einer einmaligen Aktion wurde den Besitzern ein kostenfreier Baumschnitt im Februar und März angeboten, wobei das Regierungspräsidium Freiburg hier mit im Boot war. „Vom Baum zum Besitzer ist es schwierig“, weiß Deek ansonsten um die Probleme, die passenden Personen ausfindig zu machen. Für die Aktion hatten sich aber zahlreiche Eigentümer gemeldet, sodass 100 Bäume fachgerecht beschnitten werden konnten.

Das Truz nutzte zugleich die Möglichkeit, mit den rund 20 Besitzern über die Flächen zu sprechen und Beratungen vorzunehmen. Daher wird das Projekt von Deek auch positiv bewertet. „Ich hoffe, dass es nicht bei der einen Aktion bleibt.“

Nur fünf Cent pro Kilo

Als Problem sieht es Susi Engler (UFW) an, dass angesichts von Erlösen in Höhe von fünf Cent pro Kilo keine monetäre Wertschöpfung erfolgen kann. „Der Berg ist etwas Wunderbares“, schlug sie daher noch Ideenentwicklungen vor.

Um die fehlende wirtschaftliche Attraktivität weiß auch Deek. Der Erhalt des Streuobstbestandes habe daher eher einen ideellen Wert. Zugleich müsse tatsächlich geschaut werden, wie für die Bewirtschafter noch etwas herausgeholt werden kann. Obstbäume könnten aber auch nur tragen, wenn sie gepflegt werden.

Es handele sich außerdem um eine vom Menschen gemachte Natur, keine Wildnis, pflichtete sie OB Wolfgang Dietz bei. Die Truz-Fachbereichsleiterin hofft, dass mit dem kostenlosen Baumschnitt die Eigentümer für die Zukunft animiert wurden, wie Deek auf Nachfrage von René Winzer (CDU) erklärte, der wissen wollte, wie es weitergeht.

Aufgabe des Truz sei, ein Bewusstsein für den Naturschutz in der Bevölkerung zu schaffen, erklärte Johannes Foege (SPD). Auf dem Tüllinger herrsche aber ein „riesiger Freizeitdruck“. Daher bezeichnet er es als „richtig und wichtig“, dass die Stadt jährlich einen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro zahle, der vom Ausschuss einstimmig bewilligt wurde. Grünen-Fraktionschef Martin Fischer ergänzte: „Es ist wichtig, dass die Kinder frühzeitig mit der Natur verbunden werden.“

Illegale Bauten

Derzeit in Angriff genommen wird die Beseitigung illegaler Bebauungen am Tüllinger (wir berichteten). Gestartet wird hier zuerst mit der Auswertung von Luftbildern, kündigte Rechts- und Ordnungsamtsleiterin Ellen Nonnenmacher an. Im nächsten Schritt werde geprüft, ob die vor Jahren erfolgte Kartierung erneuert wird. Klar sei aber, dass das Truz nicht zum Rückbau auffordern darf, sondern hier die Stadt eine hoheitliche Aufgabe wahrnehme.

Die hohe Leistungsbereitschaft der Aktiven des Truz lobte Axel Schiffmann im Ausschuss. Bei dem Tüllinger handle es sich auch um ein „Schmuckkästchen“, wo sich auch die Tierwelt wohlfühle. Dass hier proaktiv von Seiten der Naturschützer Projekte umgesetzt werden, unterstrich der Stadtrat ebenso.

Im Krebsbachtal

Einige weitere Schlaglichter der Arbeit des Truz warf Deek noch im Rahmen ihrer Präsentation auf. So gibt es auch das Projekt Natur-Erlebnis grenzenlos im Naturschutzgebiet Krebsbachtal, wo neue Teiche angelegt wurden und selten gewordene Molcharten zu sehen sind. Neu errichtet wurde ein Themenweg im Naturschutzgebiet. Vier Tafeln informieren über Flora und Fauna sowie den Naturschutz vor Ort. Kinder können hier beispielsweise erfahren, was Gelbbauchunken sind.

Umfrage

E-Auto

Die EU hat ein weitgehendes Verbrenner-Aus bis 2035 beschlossen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading