Weil am Rhein Ohne Maske die Schulbank drücken

Zoë Schäuble
 Foto: sba/Sebastian Gollnow

Corona: Weiler Schulleiter sind im Zwiespalt / Martin Haas: Die Schule ist ein großer Tanker

Weil am Rhein - Gemeinsam aufatmen – das können die Schüler der weiterführenden Weiler Schulen seit Montag. Die Landesregierung hat die Maskenpflicht gelockert. Sie will den Schülern eine Belastung nehmen. Was die Schulleiter von der Lockerung halten und welche Herausforderung mit der zurückgewonnenen Normalität einhergeht, das zeigt eine Umfrage unserer Zeitung.

Schulleiter begrüßt Lockerung der Maskenpflicht

Dass der Unterricht wieder in Präsenz stattfinden kann, „und wir wieder alle bei uns haben und so auch sehen, wie der Leistungsstand der Schüler ist“, darüber ist Burkhard Keller erfreut. Der Gemeinschaftsschul-Leiter begrüßt die Lockerung der Maskenpflicht. „Bei den insgesamt 6000 Testungen, die wir bisher durchgeführt haben, war ein positiver Test dabei.“

Im Unterricht, so hofft er, kehre damit ein wenig „Normalität zurück“, sowohl für die Schüler, als auch für die Lehrer. „Die meisten Lehrer sind durch das Vorziehen in der Impfpriorisierung bereits geimpft und angesichts der steigenden Temperaturen ist es für alle ohne Maske deutlich angenehmer.“

Keller mahnt aber zur Vorsicht: „Allzu leichtsinnig dürfen wir mit der Lockerung nicht umgehen. Die Abstände, regelmäßiges Händewaschen und das Lüften sind nach wie vor zwingend erforderlich.“

Tatjana Ullrich, Schulleiterin der Realschule Dreiländereck, fühlt sich von der Änderung nicht überrumpelt „Wir haben die entsprechenden Informationen vom Kultusministerium erhalten und können schnell reagieren.“

Die Maskenpflicht ist zwar ausgesetzt – allerdings könne weiterhin jeder freiwillig eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. „Natürlich muss die Verbreitung des Virus so gut wie irgend möglich unterbunden werden – ich verstehe aber auch, dass die Schüler es leid sind, die Masken im Unterricht zu tragen“.

Außerhalb der Unterrichtsräume bleibt die Maskenpflicht im Schulgebäude aber bestehen, erklärt Ullrich. Dementsprechend könne man die „maskenfreien“ Kontakte immerhin auf den Klassenverband eingrenzen.

Vergangene Monate ohne Zwischenfälle  überstanden

Anders als ihre Kollegen distanziert sich Alexandra Orth, Schulleiterin des Abendgymnasiums, von der Entscheidung der Landesregierung. „Obwohl sich die Mehrheit der Schüler darüber freut, dass die Pflicht ausgesetzt ist, halte ich das für eine verfrühte Reaktion.“

Von den jungen Erwachsenen, die das Abendgymnasium und das Berufskolleg besuchen, sind bisher nicht viele geimpft. „Unser letzter Quarantänefall war Ende März, die vergangenen Monate haben wir ohne Zwischenfälle überstanden“, berichtet Orth.

Obwohl die fallende Inzidenz und die Lockerungen die langsame Rückgewinnung der Normalität vermuten lassen, ist die Direktorin besorgt. „Noch haben wir die Pandemie nicht überstanden – ich weiß nicht, ob uns diese Lockerung letztendlich nicht noch einmal zurückwirft.“

Indirekte Testpflicht bleibt

Die indirekte Testpflicht hat das Kultusministerium nicht aufgehoben, nach wie vor sind die Schüler zweimal wöchentlich zum Test angehalten. In den Schulen habe man sich an das Testkonzept gewöhnt, die Schüler seien verantwortungsbewusst und zum regelmäßigen Testen bereit – so lauten die einheitlichen Rückmeldungen der Weiler Schulleiter.

Martin Haas verknüpft das Entfallen der Maskenpflicht mit dem Trend der allgemeinen Öffnungseuphorie und nimmt diese Änderung mit Sorge wahr.

Der Schulleiter des Kant-Gymnasiums sieht sich in seiner Funktion als Direktor in der Verantwortung und ist über die eher zurückhaltende Informationsweitergabe bezüglich einer Quarantänepflicht unglücklich. „Was geschieht, wenn es einen Ausbruch gibt?“ Bisher galt in einem solchen Fall keine direkte Quarantänepflicht für die Mitschüler – wenn aber der Unterricht ohne Maske stattfinde, müsste diese Bestimmung eigentlich entsprechend angepasst werden, gibt Schulleiter Haas zu bedenken.

"Bisher wenig Probleme mit dem Virus"

Für einen „guten Kompromiss“ hält Silke Wießner, Direktorin des Oberrhein-Gymnasiums, die Lockerung der Maskenpflicht. „Mit dem Virus gab es an der Schule bisher wenig Probleme“, deshalb sei es nun auch angebracht, den Schülern eine Belastung zu nehmen und ihnen entgegenzukommen. „Die Inzidenz mahnt uns zur Vorsicht – dementsprechend müssen wir uns an die Situation angepasst verhalten und reagieren.“

Noch stehen den Schülern rund fünf Wochen bevor, bis sie in die Sommerferien entlassen werden. Alle hoffen, dass dies ohne Maske erfolgt.

Gesundheitsminister Manne Lucha kündigte den Wegfall der Maskenpflicht im Unterricht in allen Schulformen bereits in der vergangenen Woche an. Die Maßnahme tritt in Kraft, sofern die Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 liegt und es an der Schule zwei Wochen keinen Corona-Ausbruch gab. Aktuell liegt die Inzidenz im Landkreis Lörrach bei 10,9 und damit deutlich unter der geforderten Marke.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading