Weil am Rhein (wz/sif). Der langjährige, verdienstvolle ehemalige Oberbürgermeister und Ehrenbürger dieser Stadt, Otto Boll, ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Am 7. August hätte er seinen 93. Geburtstag feiern können. Fast 20 Jahre hatte Otto Boll die Geschicke und Entwicklungen von Weil am Rhein mit Erfolg gelenkt. Er war eine populäre und geschätzte Persönlichkeit. Souveränität, Überzeugungskraft, Besonnenheit und Realitätssinn haben den Juristen Otto Boll stets ausgezeichnet. Er war ein entschlussfreudiger Kommunalpolitiker, der mit beiden Füßen auf dem Boden stand. Und er war ein Mann, der über alle Parteigrenzen hinaus viel Ansehen und Respekt genoss. Auch im Ruhestand nahm Otto Boll regen Anteil am Geschehen in der Stadt, ohne sich aber einzumischen. Er war stets ein angenehmer Gesprächspartner. Weitreichende Weichen gestellt, die die Stadt bis heute prägen Weil am Rhein verdankt Otto Boll weitreichende Weichenstellungen, die für die Stadt bis heute prägend sind. In seine Amtszeit vom 1. September 1965 bis 31. Mai 1984 fiel in Baden-Württemberg die Gebietsreform, die auch weitreichende Konsequenzen für das Dreiländereck hatte. An deren Ende stand der Zusammenschluss mit den bis dahin selbstständigen Gemeinden Ötlingen, Haltingen und Märkt. Diese Entwicklung eröffnete den Weg, dass Weil am Rhein zur Großen Kreisstadt mit deutlich umfangreicheren Verwaltungszuständigkeiten erhoben wurde, die bis dahin beim Landratsamt gelegen hatten. Dies hatte auch einen ortsnäheren Bürgerservice zur Folge. In seiner gesamten Amtszeit bemühte sich Otto Boll erfolgreich um die Integration der neuen Stadtteile, verstand er es doch durch seine persönliche Art zwischenmenschliche Brücken zu bauen. Dies half auch bei der Gründung des Wasserverbandes Südliches Markgräflerland, in dem sich die Gemeinden bis Efringen-Kirchen und im Vorderen Kandertal zusammengeschlossen haben. In ähnlicher Weise gelang ihm als OB und Verwaltungsratsvorsitzender das Zusammenführen der Bezirkssparkassen Weil und Müllheim zur heutigen Sparkasse Markgräflerland. Sich immer für den Bau der Zollfreien eingesetzt Einer der zahlreichen Meilensteine seiner Amtszeit waren die Planung und der Bau der Gemeinschaftszollanlage. Sie befreite den Ortsteil Leopoldshöhe vom Transitreiseverkehr, der sich bis dahin durch den Grenzübergang Otterbach quälte. Die im Gegenzug von ihm mit dem Bund, dem Land Baden-Württemberg, der Schweizer Eidgenossenschaft und dem Kanton Basel-Stadt ausgehandelte Zollfreie Straße wurde zwar in der Folge planerisch und teilweise baulich umgesetzt, allerdings konnte er deren Eröffnung nicht mehr erleben. Otto Boll hatte sich stets für den Bau dieser Straße stark gemacht, weil er von der Notwendigkeit dieser direkten Städteverbindung überzeugt war. In seiner 19-jährigen Amtszeit hatte Otto Boll die Entwicklung der Stadt und den Ausbau der Infrastruktur auch an anderer Stelle entscheidend vorangebracht und geprägt, wobei ihm geordnete Finanzen immer ein wichtiges Anliegen waren. Zahlreiche Wohngebiete, der Bau von Sozialwohnungen, der Ausbau von Schulen, Kindergärten, und Sporteinrichtungen gehören zu den Projekten seiner Amtszeit. Auch der spätere Bau des Laguna-Badelandes hat seine Ursprünge im Wirken von Otto Boll als Stadtoberhaupt. Als Angehöriger der Kriegsgeneration, der den Russlandfeldzug mitgemacht hatte und erst nach fünf Jahren wieder in seine Heimat zurückkehren konnte, war es Otto Boll ein großes Herzensanliegen, seinen Beitrag zur deutsch-französischen Verständigung zu leisten. Mit vielen Bürgerinnen und Bürgern in der Partnerstadt Hüningen war Otto Boll gut befreundet, namentlich mit dem damaligen Bürgermeister Charles Mueller und seinem Nachfolger Etienne Martin. Deutsch-französische Verständigung ein Herzensanliegen Die Einweihung der Palmrainbrücke als fester Verbindung zwischen den beiden Partnerstädten war folgerichtig für ihn eine der großen Errungenschaften seiner Amtszeit, für die er über viele Jahre gemeinsam mit dem Gemeinderat gekämpft hatte. Die Fertigstellung der Palmrainbrücke bedeutete für ihn einen Höhepunkt in den Beziehungen zur Partnerstadt Hüningen. Dieser Brückenschlag war für ihn ein herausragendes Ereignis und vom Einweihungsfest schwärmte er noch viele Jahre danach. Der Bundespräsident zeichnete Otto Boll 1980 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse aus. Die Stadt Weil am Rhein ernannte ihn zum Ende seiner Amtszeit ob seiner vielfältigen Verdienste zum Ehrenbürger. Ihm wurde zudem die seltene Ehre zuteil, dass ihm auch die französische Partnerstadt Hüningen angesichts seines großen Engagements am 29. Juni1984 die Ehrenbürgerwürde verlieh. Bis ins vergangene Jahr hinein besuchte Otto Boll noch den Alt-Stadträte-Stammtisch, den er einst zusammen mit seinem Freund Gustav Herbster gegründet hatte und dessen Präsident er jahrelang war.