Weil am Rhein Pflegeheim steht unter Quarantäne

Marco Fraune
Besucher haben derzeit keinen Zutritt zum Pflegeheim Stella Vitalis in Weil am Rhein. Foto: Alisa Eßlinger

Stella Vitalis: Die Hälfte der Pflegekräfte ist krank geschrieben / Acht Bewohner positiv auf Covid-19 getestet / Geschäftsführer Mank weiß um Kritik

Weil am Rhein - Im Pflegeheim Stella Vitalis herrscht Personalnot. Die Hälfte der Pflegekräfte ist krankgeschrieben. Der Ausfall von 15 der insgesamt 29 Mitarbeiter wird ein Stück weit über Personaldienstleister aufgefangen. Da auch noch acht Bewohner positiv auf Covid-19 getestet wurden, ist der Zutritt für Besucher derzeit verboten.

Im Kreis-Pflegeheim Markgräflerland kann derweil etwas aufgeatmet werden, nachdem es  dort in den vergangenen Wochen zahlreiche Coronainfektionen gegeben hatte.

Mit der „Rumpfmannschaft“ werde die Versorgung sichergestellt, versichert Maximilian Mank, Geschäftsführer der bundesweit tätigen Stella Vitalis GmbH mit Hauptsitz in Dinslaken und 19 Einrichtungen bundesweit. Interims-Fachkräfte aus einer eigenen Einrichtung in Bad Bellingen sind aufgrund der akuten Lage in Weil am Rhein tätig.

Vier Fachkräfte und vier Hilfskräfte konnten über Personaldienstleister an Land gezogen werden, was aber eine kostspielige Angelegenheit ist. Doch notwendig, wie Mank erklärt. Zwar gibt es nur zwei Mitarbeiter in Quarantäne, doch insgesamt seien 15 Pflegekräfte krank geschrieben, aus unterschiedlichen Gründen, die nicht mit Corona zusammen hängen.

Unmut im Pflegeheim

Nach Informationen unserer Zeitung gibt es auch Unmut, dass Pflegekräfte nicht mehr nur in bestimmten Bereichen tätig seien. Hier sei demnach die Aussage zu hören: „Jeder von uns könnte infiziert sein.“

Dass ein Pfleger trotz Symptomen im Einsatz war und für weitere Ansteckungen gesorgt hat, sei falsch, unterstreicht hingegen Mank. Um kritische Töne weiß er aber. „Ich kann die Kritik verstehen und nachvollziehen.“ Zugleich hofft er, dass nicht noch mehr Druck aufgebaut werde. „Die Leute machen Acht- bis Zwölf-Stunden-Schichten.“

Es gelten strenge Hygiene-Bestimmungen, unterstreicht der Geschäftsführer. So seien auch alle Mitarbeiter angehalten, die Hygienemaßnahmen einzuhalten. Die extern angeheuerten Kräfte würden zum Start hin auf Corona getestet. Im Zehn-Tagesrhythmus seien alle an der Reihe. „Tägliche Tests, das ist zu viel.“

Eindämmung ist Ziel

Angesichts der ergriffenen Maßnahmen geht der Stella-Vitalis-Chef davon aus, dass eine Eindämmung erfolge. „Doch wir wissen nicht, ob Mitarbeiter es reinbringen.“ Durch Besucher kann dies nicht erfolgen, da diese laut dem Geschäftsführer derzeit keinen Zutritt haben. „Das Haus steht komplett unter Quarantäne.“ In Absprache mit dem Gesundheitsamt werde kein Besuch mehr zugelassen. Einige Angehörige hätten sich zuletzt sogar geweigert, einen Corona-Schnelltest zu machen. Auch gebe es Menschen, die als Maskenverweigerer unterwegs sind.

Alle Bewohner testen

Unter den 95 Pflegeheim-Bewohnern gibt es aktuell acht positiv auf Covid-19-Getestete, zwei davon befinden sich im Krankenhaus, wie Mank gestern im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte. Am morgigen Donnerstag erfolge durch das Gesundheitsamt ein flächendeckendes Screening. Jeder Bewohner wird auf Corona getestet, wozu Abstriche genommen werden. Bei den Pflegekräften würden hingegen die Schnelltests herangezogen.

Trotz der derzeit schwierigen Lage verbreitet der Stella-Vitalis-Geschäftsführer für die nächsten Wochen Optimismus. „Ich rechne noch vor Weihnachten damit, dass wir wieder für Besucher geöffnet haben.“ Der Zugang sei dann mit einer Alltagsmaske möglich, wobei FFP2-Masken die sicherere Alternative seien.

Sonderrolle Weil am Rhein

Angesichts von 19 Pflegeheimen, für die Mank verantwortlich ist, nimmt für ihn das Weiler Pflegeheim eine Sonderrolle ein. In NRW gebe es zwei Einrichtungen, wo auch rund ein Dutzend Corona-Fälle zu verzeichnen sind, doch dort sei die öffentliche Erregung „nicht so ausgeprägt“.

„Hier gibt es viele Bundestrainer. Jeder kann und weiß es besser“, hat Mank kein Verständnis für an unsere Zeitung herangetragene Informationen. Dass demnach die Stimmung von Unsicherheit bestimmt ist, relativiert Mank, denn externe Unterstützung sei nun mit im Boot. Und der Besuch der Regionalleitung vor Ort habe gezeigt, dass die Besucher ein Lächeln im Gesicht haben. „Generell scheint die Stimmung okay zu sein.“

Wirtschaftlich rechnet Mank trotz der kostspieligen Leihkräfte und Hygieneauflagen nicht mit zu heftigen wirtschaftlichen Folgen für seine Gesellschaft. So kalkuliert er mit Einnahmen aus dem Rettungsschirm, womit nicht höhere Pflegekosten in Rechnung gestellt werden sollen. „Die Mehrkosten sollen nicht zu Lasten der Bewohner gehen.“

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