Die Eindrücke beim Probenbesuch im Kesselhaus sind intensiv: Es wird an diesem Morgen zeitgleich an den Requisiten gearbeitet, getanzt, musiziert, geprobt und diskutiert.
Zwölf junge Schauspieler proben derzeit intensiv das Stück „Doktor Faustus“, das im Kesselhaus uraufgeführt wird: Es geht um die Verführung durch das Böse. Musik, Humor und das aktuelle Zeitgeschehen spielen tragende Rollen.
Die Eindrücke beim Probenbesuch im Kesselhaus sind intensiv: Es wird an diesem Morgen zeitgleich an den Requisiten gearbeitet, getanzt, musiziert, geprobt und diskutiert.
Zwölf junge Erwachsene studieren das Stück „Doktor Faustus“ des Engländers Christopher Marlowe (1564-1593) ein. Die Premiere findet am Donnerstag, 18. Januar, um 19.30 Uhr, statt. Für die jungen Schauspieler ist die Inszenierung Teil ihrer einjährigen Ausbildung. Sie erhalten Einblicke in Schauspiel, Theaterpädagogik und Kulturmanagement.
Regisseur Vaclav Spirit hat das Stück „des vergessenen Autors“, wie er sagt, vor zwei Jahren in der tschechischen Übersetzung gelesen und es wegen seiner Aktualität ausgewählt. Der Autor selbst sei, wie die Hauptfigur Doktor Faustus, früh gestorben und zwar nach einer Schlägerei in der Kneipe, fügt er hinzu.
Das Stück hat er von drei auf eineinhalb Stunden gekürzt, denn für junge Schauspieler sei diese Länge eine Herausforderung, erläutert Spirit seine Vorgehensweise.
„Doktor Faustus ist bei Marlowe ein eitler, eingebildeter und kluger Gelehrter, der immer mehr Macht will“, beschreibt der Regisseur den Protagonisten. Doktor Faustus gehe mit dem Teufel Mephistopheles einen Pakt ein. Spirit stammt aus der ehemaligen Tschechoslowakei, erfährt man beim Probenbesuch. In der kommunistischen Diktatur hätte man dieses Stück nicht aufführen dürfen, fügt er hinzu. Heute tauchen Diktatoren wie Erdogan, Putin und Trump auf und viele wählen sie. „Das ist gefährlich.“
Bei der Aufführung solle man einen Hauch des historischen Elisabethanischen Zeitalters spüren. Deshalb habe man Requisiten wie den Tisch mit den pompös gedrechselten Beinen ausgewählt. Die Kostüme hingegen seien moderner. So trage Mephistopheles eine rote, zerrissene Hose, fügt Nadine Bahls, Produktionsleiterin und Regieassistentin, hinzu. Seit Jahren ist die studierte Kommunikationsdesigner bei Tempus fugit. Sie selbst hat dieses Ausbildungsjahr absolviert.
Slapstick und Humor spiele bei der aktuellen Inszenierung eine zentrale Rolle. So mache sich ein Clown mit viel Akrobatik über das Weltgeschehen lustig, sagt sie.
Kapaune, das sind kastrierte und gemästete Hähne, werden neben der Bühne von anderen Schauspielern aus Pappe gefertigt. Sie erhalten eine schwarze Umrandung, genauso wie die Bierkrüge. Mit dieser Reduzierung der Gegenstände auf eine zweidimensionale Form wird ein comicähnliches Äußere verliehen.
Dass Musik und Theater zusammengehören, ist zu sehen und zu hören. Anne Ehmke, Musikerin und Schauspielerin, ist dafür verantwortlich. Als die Sequenz mit den sieben Todsünden geprobt wird, spielt die Querflöte „Pink Panther“. Ehmke achtet dabei genau darauf, dass die Schritte der Schauspieler mit der Musik harmonieren.
Gerade bei den sieben Grundgefährdungen des Menschen könne man sich selbst befragen, wo sehe ich mich, sagt Bahls. Und warum soll man ein solch schweres Stück anschauen? „Ich würde mir auch mehr Leichtigkeit wünschen“, sagt sie. „Was jetzt passiert, da sind wir alle verpflichtet, die Demokratie aufrecht zu erhalten.“
Kesselhaus:
Donnerstag, 18. Januar, um 19.30 Uhr, Karten gibt es unter: https://fugit.de.