Weil am Rhein Demonstration mit wenig Zulauf

Beatrice Ehrlich
Schweizer und auch deutsche Fahnen waren am Samstag im Rheinpark zu sehen. Foto: Beatrice Ehrlich

Eine „Friedensdemonstration“ und eine Gegendemonstration fanden im Rheinpark statt.

Zu einer Kundgebung mit Musik und Reden haben sich Demonstranten aus dem Spektrum der Corona-Skeptiker am frühen Samstagnachmittag im Rheinpark in Weil am Rhein versammelt. Die Polizei, die heute ihrer Zahl sowie der der Fahrzeuge nach mit einem Großaufgebot vor Ort ist, hat das Gelände weiträumig abgesperrt. Die Rampe hoch zur Dreiländerbrücke ist gesperrt. Passanten können diese zwar überqueren, müssen aber den Umweg über die Treppe nehmen.

Viel weniger Teilnehmer als erwartet

Die Demonstranten der „Trinationalen Demo“ verlieren sich fast in dem weitläufigen Gelände.

Gegner der Corona-Maßnahmen bei der Kundgebung im Weiler Rheinpark, von der Dreiländerbrücke aus gesehen. Foto: Beatrice Ehrlich

Mit zwischen 300 und 400 Teilnehmern bleibt die Teilnehmerzahl weit unter den Erwartungen der Veranstalter, die mit um die 2000 gerechnet hatten. Eine zunächst kleine Gruppe von Gegendemonstranten vor dem Rheincenter, nach eigenen Angaben aus Freiburg angereist, wächst im Laufe der Versammlung immer mehr an. Rund 100 Personen sind es am Ende nach Angaben eines Polizeisprechers.

Die Polizei stellt sich den Gegendemonstranten entgegen. Foto: Beatrice Ehrlich

Mit Sprechchören wie „Siamo tutti antifascisti“ (Wir sind alle Antifaschisten) oder „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ schreien die Gegendemonstranten gegen die Redner auf der Bühne im Rheinpark an. Eine Polizeikette hält sie zweieinhalb Stunden lang auf Distanz zu der Versammlung im Rheinpark. Einmal kommt es zu einer Rangelei zwischenGegendemonstranten und Polizisten.

Es kam zu einer Rangelei. Foto: Beatrice Ehrlich

Mehrere Personen werden im Lauf des Nachmittags von der Polizei abgeführt.

Corona-Skeptiker von diesseits und jenseits der Grenze

„Frieden, Freiheit und Souveränität“ heißt der Titel der Veranstaltung, zu der auf Schweizer Seite corona-kritische Gruppen wie die „Freunde der Verfassung“ oder „Mass-voll“ aufgerufen haben. Letztere ist mit Kandidaten für die Schweizer Nationalratswahlen am Sonntag vertreten.

Es wurden Reden gehalten. Foto: Beatrice Ehrlich

Auf der Demo vertreten sind aber auch Gegner der Corona-Maßnahmen von deutscher Seite, darunter Edith Tucci vom Team der „Mahnwache Lörrach“, die die Versammlung angemeldet hat. Lautstark unterstützt werden die Demonstranten von den „Freiheitstrychlern“.

Kuhglocken und Ochsenjoch Foto: Beatrice Ehrlich

Ausgestattet mit Ochsenjoch und riesigen Kuhglocken haben sie die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen in der Schweiz geprägt.

Sorge um Gesundheit

Neben Schweizern, nicht nur aus Basel, sind auf der Kundgebung auch Leute aus Lörrach, aus Münstertal oder dem Kinzigtal vertreten. Fragt man nach dem Grund dafür, dass sie da sind, spielt die Sorge um die eigene Gesundheit eine große Rolle. Aber auch das Gefühl, dass politisch viel falsch läuft, dass Politiker und Medien lügen, treibt viele um. Friedenslieder werden angestimmt, einmal auch die „Internationale“, worüber die Gegendemonstranten den Kopf schütteln, die das Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung zuvor auch schon angestimmt haben.

Stiller Protest Foto: Beatrice Ehrlich

Hinter jeder Entscheidung vermuten die Teilnehmer der Kundgebung Strippenzieher: aus dem Großkapital oder im amerikanischen Senat. Eine Gruppe „Gilets jaunes“ – „Gelbwesten“ aus dem elsässischen Kingersheim ist nach Aussage eines Mitglieds „gegen alles“. Niemand unter den von dieser Zeitung Angesprochenen kommt aus Weil. Es scheint, als wollten sich die Weiler von dieser Demonstration fernhalten – mit Ausnahme einiger Passanten, die die Sache aus sicherer Entfernung verfolgen.

Für Putin, gegen Ausländer

Deutlicher wird die politische Stoßrichtung in den mit Mikrofon verstärkten Reden auf der Bühne im Rheinpark.

Reden werden von einer kleinen Bühne aus gehalten. Foto: Beatrice Ehrlich

Neben dem Schweizer Nationalratskandidaten Robin Grey, der sich als Putin-Versteher zu erkennen gibt betritt unter dem Beifall der Menge auch eine Thüringer AfD-Abgeordnete des vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeordneten „Flügels“ die Bühne. Sie spricht vom „Bevölkerungsaustausch“ und ihrem Befremden über die vielen Sprachen, die sie in Weil hört. Vom Rheincenter her wird ihre Rede mit Pfiffen quittiert.

Hintergrund

Vorspiel in Basel
Der Veranstaltung in Weil am Rhein sind am Morgen Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Gegendemonstranten in Basel vorangegangen. Wie das Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt mitteilt, kam es beim Bemühen, die verbotenen Versammlungen aufzulösen, zu einer Einkesselung und dem Einsatz von Gummigeschossen. Zum Einsatz kamen demnach auch ein auch ein Wasserwerfer und ein Helikopter.

 

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