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Weil am Rhein Quo vadis Fußgängerzone?

Saskia Scherer

Innenstadt: Gegner und Befürworter diskutieren bei dreistündiger Info-Veranstaltung im Rathaus

Wie sehr das Thema Fußgängerzone die Gemüter spaltet, wurde bei der Info-Veranstaltung am Mittwochabend im Weiler Rathaus deutlich. Rund 200 Interessierte waren gekommen, über das Internet schauten zeitweise weitere 100 Personen zu.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Zunächst erhielten Bürgermeister Martin Gruner für die Stadtverwaltung und Taylan Kahraman von der Bürgerinitiative „Ja, stoppt die Fußgängerzone“ die Möglichkeit, noch einmal ihre jeweilige Position darzulegen. Die anschließende Diskussion, die von Andreas Jacob von der Firma Firu moderiert wurde, drehte sich vor allem um das Thema Autoverkehr.

Umwege und Parksuchverkehr

Denn dass mit einer Fußgängerzone Umwege gefahren werden müssten, ist so manchen Bürgern ein Dorn im Auge. „Es wären dann 1,5 Kilometer von der Schiller- zur Friedrichstraße“, monierte eine Anwohnerin. Das ist der Stadtverwaltung durchaus bewusst, machte Gruner deutlich. Aber schließlich gehe es darum, den Parksuchverkehr, der jetzt schon besteht, aus der Gartenstadt herauszuhalten. „Die Fußgängerzone verschlimmert das nicht, eher im Gegenteil“, zeigte sich der Bürgermeister überzeugt.

Viele Bürger teilen diese Ansicht allerdings nicht, der befürchtete Parksuchverkehr kam immer wieder zur Sprache. Dass in der Dreiländergalerie das Parken kostenpflichtig ist, und auch der Kaufring nun Gebühren erhebt, mache es noch schlimmer, meinte Heide Walker von der Bürgerinitiative.

Grünen-Stadtrat Martin Fischer wies darauf hin, dass Kaufring-Kunden weiterhin kostenlos parken können (siehe Bericht oben links), und in der Einkauf-Insel sind 90 Minuten generell umsonst. „In Lörrach zahlt man überall Gebühren.“ Das nutze aber den anderen Geschäften nichts, hielt Walker dagegen. Wer zu anderen Läden will und in der Galerie oder beim Kaufring parkt, müsse bezahlen. Außerdem vermute sie, dass die Insel nachziehen werde, was die Parkgebühren angeht. Die Folge sei, dass die Leute herumfahren und andernorts Parkplätze suchen.

Kahraman brachte noch den erhöhten CO2-Ausstoß ins Gespräch, der durch die Umwege zu erwarten sei. Auf die Frage, ob der „Stop & Go“-Verkehr in der 20er-Zone nicht belastender für die Luft sei, gab Anwohnerin Gabriele Foege eine Antwort: „Da muss man ja nur seine Nase hinaushalten. Es stinkt und ist im Sommer fast nicht auszuhalten.“ Dazu komme der Lärm.

Bürger „auf die Füße bekommen“

Die Schulwege seien im Blick, bestätigte der Bürgermeister auf Nachfrage eines anderen Bürgers, der sich um die Sicherheit der Kinder sorgt. „Natürlich haben wir eine Schulwegeplanung.“ Noch einmal extra abgestimmt habe sich die Stadt mit den Schulen aber nicht. „Wir sehen die Problematik nicht.“

Die Sorge einer Bürgerin, dass die Blaulichtorganisationen an den Pollern viel Zeit verlieren, konnte er entkräften. „Das Versenken geht relativ schnell.“

Gemeinderätin Ulrike Fröhlich (Grüne) kam das Wort „Fußgänger“ zu kurz. „Wir sollten das Potenzial nicht vergeuden“, mahnte sie. Auch aus den Reihen der Bürger wurde die Frage aufgeworfen, wie man die Menschen „auf die Füße“ bekomme. Die Fußgängerzone sei mehr als eine Schikane für Autofahrer, kommentierte Stadtrat Johannes Foege (SPD).

Sie sei nicht „das Allheilmittel“, räumte Gruner auf Nachfrage eines Bürgers ein. „Aber sie ist ein Heilmittel. Wir sollten der Stadt das Medikament überreichen.“

Die Bürgerinitiative fordert dagegen „ein besseres Konzept, am besten ein Konzept für die gesamte Stadt“, betonte Kahraman. Den Vorwurf einer Zuhörerin, dass der Bürgerinitiative Fakten und Argumente fehlen würden, wies er zurück. Es handele sich um ein emotionales Thema. Siegfried Burkart brach eine Lanze für die Initiative: „Sie macht das ehrenamtlich.“ Die Argumente seien würdig, angehört zu werden, befand Wolfgang Würzburger.

Burkart mahnte, auch an den Handel zu denken. Sie mache sich Sorgen um den Einzelhandel, meinte dazu Gemeinderätin Irmgard Lorenz (Grüne). „Wieso sollten Schweizer Kunden ohne Fußgängerzone noch aus den Einkaufszentren hinausgehen?“

Bürgermeister Gruner hob lobend hervor, dass es mittlerweile eine monatliche Sitzung mit Vertretern der Händlervereinigung Weil-aktiv gebe. „Es ist ein gutes Miteinander.“

Weil am Rhein (sas). Immer wieder kam in der Diskussion auch das Thema Parkgebühren zur Sprache. Dass die Anwohnerparkausweise nun 90 statt 30 Euro im Jahr kosten, aber dennoch kein Parkplatz garantiert sei, sorgt bei Bürgern für Ärger. Sparkassenplatz soll kostenpflichtig werden Auf die Frage, warum nur Gebühren für Anwohner erhoben werden, kündigte Erster Bürgermeister Rudolf Koger an, dass die Stadt plane, künftig auf dem Sparkassenplatz generell Parkgebühren zu erheben. Dass die Stadt bisher darauf verzichtete, liege daran, dass mit der Händlervereinigung Weil-aktiv stets eine Ablöse vereinbart worden sei. Nun könnten oder wollten sich einige Händler aber nicht mehr beteiligen, so dass Weil-aktiv nicht mehr in der Lage sei, diese zu bezahlen.

Aus den Reihen der Bürger wurde angemahnt, Falschparker zu bestrafen. „Das machen wir ja“, erklärte Bürgermeister Martin Gruner, wies aber auf begrenzte personelle Kapazitäten hin. Der Stadt sei aber bewusst, dass in der Einführungszeit der Fußgängerzone besonders kontrolliert werden müsste.

Weil am Rhein (sas). Was wäre die Alternative zur Fußgängerzone? Das wollte eine Bürgerin von den Vertretern der Bürgerinitiative (BI) wissen. „Ich gehe gerne nach Lörrach zum Flanieren, dort gibt es interessante Geschäfte. Was passiert mit Weil, wenn wir nichts machen?“

Lörrach und Weil seien nicht vergleichbar, meinte Heide Walker von der BI. In Lörrach gebe es 20 bis 30 Geschäfte in dem Bereich, in Weil sei man bei drei, vier Geschäften in 15 Minuten durch die Fußgängerzone durch. Als Alternative nannte sie die Idee, eine Fußgängerzone zum Beispiel zunächst samstags einzuführen oder die Hauptstraße noch mehr zu entschleunigen oder einige Parkplätze wegzunehmen, so dass sich die Geschäfte ausweiten können. Auch den Rathausplatz könne man interessanter gestalten.

Die Fußgängerzone sei richtig, um die Stadt weiterzuentwickeln, erläuterte Bürgermeister Martin Gruner, der die Argumente für eine Einführung vorbrachte. „Wir wollen mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität sowie ein Zentrum schaffen.“ Weil am Rhein solle nicht nur Einkaufs- und Schlafstadt sein. „Wir wollen mehr.“

Es gelte, mit der Zeit zu gehen und modern zu sein. „Veränderungen können hart sein“, gab Gruner zu. „Aber ein ,Weiter so’ ist nicht mehr erfolgreich. Die Zukunft ist nicht die Fortführung der Vergangenheit in der Gegenwart.“ Der Bürgermeister warnte davor, in Routinen stecken zu bleiben. „Wir wollen uns dem Trend der fortschreitenden Belanglosigkeit entgegenstellen“, betonte er. Es gelte, der Hauptstraße den Stellenwert zu geben, den sie in der Stadt verdiene, meinte Gruner.

Taylan Kahraman von der Bürgerinitiative „Ja, stoppt die Fußgängerzone“ trug deren Argumente gegen die Einführung vor. Sollte sie nicht kommen, gebe es die Chance, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und etwas auszuarbeiten, um noch mehr Menschen für eine verbesserte Fußgängerzone zu begeistern, erläuterte er. „Die jungen Leute wollen es nicht, auch die gilt es abzuholen.“ Deshalb sei mehr Zeit nötig, um ein gutes Konzept auszuarbeiten. Denn früher oder später komme eine Fußgängerzone, räumte Kahraman ein. Ein weiteres Augenmerk der Bürgerinitiative liegt auf dem Thema Verkehr. „Wir sollten nicht eine Gruppierung durch eine andere ausschließen. Es ging heute sehr viel um Autos, weil diese ausgeschlossen werden sollen“, meinte Kahraman. Beim Thema Fahrräder habe der Gemeinderat nachgesteuert.

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