Weil am Rhein Rechtzeitig vor dem Regen fertig

Marco Fraune
Von der Sonne verwöhnt: Die Qualität der Trauben ist sehr gut, bei der Quantität liegen die Haltinger Winzer 20 Prozent unter dem Vorjahr. Foto: Marco Fraune

Herbst: Haltinger Winzer beenden die Weinlese / Sehr gute Qualität / Quantität bei minus 20 Prozent

Die Weinlese 2020 ist für die Haltinger Winzer eG beendet. „Glück gehabt“, freut sich Michael Heintz. Denn am Donnerstag wurden rechtzeitig vor dem Regen die letzten Trauben von den Genossenschaftsmitgliedern eingesammelt. Die Qualität ist sehr gut, die Menge liegt hingegen hinter den Erwartungen zurück, was sich aber positiv auf das Lager auswirkt. Außerdem scheint ein Experiment zu klappen.

Weil am Rhein. Ein Bilderbuchsommer liegt auch hinter den heimischen Winzern. Sonne satt gab es, und von zu viel Regen blieben die Reben auch verschont, womit ähnlich wie in den zurückliegenden Jahren das Thema Fäulnis kein Problem darstellte. „Die Qualität ist sehr gut.“

Trockenheit wirkt sich aus

Vielmehr hat sich die Trockenheit trotz der tief wurzelnden Pflanzen auf die Erträge ausgewirkt. Ähnlich wie im gesamten badischen Bereich liegen die Haltinger Winzer hier laut Heintz um 20 Prozent hinter den Erwartungen und dem Vorjahresergebnis zurück. „Man hat sich etwas verschätzt“, wurde laut dem Geschäftsführer dann doch im Laufe des Jahres zu viel zurückgeschnitten und reduziert – in der Erwartung eines deutlich stärker ausgeprägten Wachstums. Dies sei „schade, aber verkraftbar“.

Besonders wenn Heintz auf die Lagermöglichkeiten der Genossenschaft einen Blick wirft. Denn die Kapazitäten wären deutlich stärker an die Grenzen gestoßen. So heißt es nun: Die Ernte ist komplett untergebracht. „Es hat alles gepasst.“ Dabei hatte Heintz zuvor die Befürchtung, dass dies eben nicht der Fall sein wird.

Ärger bleibt aus

Die Kirschessigfliege sorgte in diesem Jahr außerdem nicht für größere Probleme. Denn diese mag es nicht so heiß wie in den zurückliegenden Wochen, sondern vielmehr feuchter und mit Morgentau. Von anderen Problemen wurden die rund 50 Genossenschafts-Winzer ebenfalls verschont. „Es hat uns nichts geärgert“, nur die Trockenheit sei ein Problem gewesen.

Mit neuer Rebsorte

So wird ein Drittel des Jahrgangs bei der Abfüllung im Februar wieder ein Gutedel-Etikett tragen, 15 Prozent Spätburgunder sowie weitere Weinsorten wie Grau- und Weißburgunder und Savignon Blanc bringen die Haltinger Winzer dann auf den Markt. Seit vier Jahren findet sich auch der Merlot in der Angebotspalette.

In diesem Jahr erstmals auf der Haltinger Maische liegt die Shiraz-Traube, damit sie dort vergären kann, im Herkunftsland Frankreich als Syrah bezeichnet. Wie das Ergebnis sein wird, das kann Heintz noch nicht abschätzen. Doch er hofft auf ein „sehr spannendes Armoma“ dieser Rotweinsorte, die auch in Australien großflächig zu finden ist. Ob es sich im Dreiländereck um einen lukrativen Anbau handeln wird, zeigen die nächsten Monate. Heinzt hofft auf einen edlen Tropfen: „Der Preis richtet sich nach dem Geschmack.“

Ansonsten halten die Genossenschaftswinzer an den bekannten Sorten fest und haben sich noch nicht in großem Umfang an andere klimatische Bedingungen angepasst, was auch an dem Wachstum der Pflanzen liegt. So beträgt der Zyklus der Reben 30 bis 35 Jahre. „Es geht nicht so schnell, dass man sich verabschiedet.“

Normalität trotz Corona

Froh ist Heinz, dass bei dieem Herbst ein gutes Stück gefühlte Normalität nach dem Shutdown eingekehrt ist. Die Traubenleser waren aber mit dem gebotenen Abstand im Einatz und ein geselliges Zusammensein entfiel. Doch in den vergangenen zwei Monaten sei auch im Verkauf wieder der Alltag eingekehrt. „Die vorherigen Monate wird man aber nicht aufholen können.“ Gleichzeitig weiß der Geschäftsführer, dass es andere Wirtschaftsbranchen deutlich stärker getroffen hat. Nicht nur mit dem Wetter hatten die Winzer eine Portion Glück.

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