Weil am Rhein Rund ein Viertel weniger Straftaten

Weiler Zeitung

Statistik: Gewalt, Diebstähle und Einbrüche im Jahr 2020 rückläufig / Corona sorgt für Veränderungen

Das Jahr 2020 war auch für das Polizeirevier Weil am Rhein geprägt von der Corona-Pandemie und ihren Folgen für das öffentliche Leben, heißt es in der Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistik. Insgesamt wurde ein mehrheitlicher Rückgang der Straftaten im Zuständigkeitsbereich registriert, wohingegen einzelne Deliktsfelder durch ihren Anstieg aus diesem Trend herausstachen.

Weil am Rhein (sas). Im gesamten Zuständigkeitsgebiet des Reviers sind 5051 Straftaten erfasst worden, im Jahr 2019 waren es 6487 – das bedeutet einen Rückgang von 22,1 Prozent. In absoluten Zahlen ist das laut der Polizei der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Der Trend der Vorjahre wurde somit fortgesetzt, heißt es. Gewissen Einfluss auf den erkennbaren Rückgang hätten die Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Corona-Maßnahmen gehabt. Ohne ausländerrechtliche Verstöße beträgt der Rückgang 15,6 Prozent.

Besonders stark zurückgegangen sind die Diebstähle, von 1494 auf 1115 Fälle (minus 25,4 Prozent) sowie die ausländerrechtlichen Delikte, von 1636 auf 955 (minus 41,6 Prozent). Eine markante Veränderung in Prozent zum Vorjahr ist auch beispielsweise beim Raub und der räuberischen Erpressung festzustellen: 2020 wurden elf Fälle erfasst, 2019 waren es 25 – das sind minus 56 Prozent.

Es gab auch rund ein Drittel weniger Ladendiebstähle: 230 Fälle im Jahr 2020, 2019 waren es 340. Etwa weil die Hygieneauflagen in den Läden kontrolliert wurden, war es für Täter schwieriger oder riskanter, Waren zu entwenden. Bei Diebstählen im Zusammenhang mit Kraftfahrzeugen kam es zu einem Zuwachs von knapp 14 Prozent. Trotz der Steigerung bleiben diese bei Betrachtung der absoluten Fallzahlen weiterhin auf einem niedrigen Niveau (plus sechs Delikte, von 43 auf 49).

Der um knapp elf Prozent gestiegene Waren-/Warenkreditbetrug ist ein Indiz für abwandernde und sich der Pandemie anpassende Kriminalität, heißt es: 2020 wurden 415 Fälle registriert, 2019 waren es 374. Allerdings wird auf eine deutlich verbesserte Aufklärungsquote hingewiesen – 2019 lag diese bei 17,9 Prozent, 2020 bei 30,1 Prozent. Dies liege beispielsweise an der polizeiinternen Sensibilisierung und Spezialisierung.

Hausfriedensbruchfälle haben zugenommen: 2019 waren es 40 Fälle, nun 57 (plus 42,5 Prozent). Viele Geschäfte führten im Rahmen der Pandemie private Sicherheitsdienste zur Kontrolle der Hygieneauflagen in ihren Arbeitsalltag ein. Hierdurch wurden Synergieeffekte erzielt: Personen mit Hausverbot konnten schneller festgestellt werden, dadurch kam es zur vermehrten Anzeigeerstattung.

Die Einschränkungen im Nachtleben haben dazu geführt, dass die damit verbundenen Körperverletzungen stark abgenommen haben: 2020 gab es 349 Körperverletzungen, 2019 waren es 406 (minus 14 Prozent). Die Aufklärungsquote liegt im gesamten Bereich der Körperverletzungsdelikte bei über 90 Prozent.

Die Rauschgiftdelikte gingen ebenfalls zurück: 2020 wurden 436 gezählt, 2019 waren es 666 (minus 34,5 Prozent). Dies wird ebenfalls als Resultat der Ausgangsbeschränkungen gewertet. Die Entdeckung hänge oftmals mit dem Freizeitverhalten der Täter zusammen. Die Einschränkungen im Grenzverkehr mit der verstärkten Polizeipräsenz dürften sich zudem abschreckend auf den grenzüberschreitenden Drogenhandel ausgewirkt haben, heißt es weiter.

Im Stadtgebiet Weil am Rhein wurden im vergangenen Jahr 3550 Straftaten erfasst, im Vorjahr waren es 4751 – ein Minus von 25,3 Prozent. Unter anderem der starke Rückgang im Bereich des Ladendiebstahls spielt hier eine Rolle. Die Aufklärungsquote ohne Ausländerdelikte bleibt weiterhin mit 62,8 Prozent auf dem Niveau des Landesdurchschnitts von 63 Prozent.

Es ist eine Abwanderung der Kriminalität aus dem öffentlichen Raum in den Cyberbereich festzustellen. Auch durch die gestiegene Nutzung der Online-Wache der Polizei Baden-Württemberg wurden mehr Computerdelikte registriert.

Im Jahr 2019 gab es keine Straftaten gegen das Leben im Stadtgebiet. Demgegenüber steht ein Vorfall im Mai 2020, bei welchem durch die Polizei ein Schuss abgefeuert wurde.

Die Raubdelikte haben um 44,4 Prozent abgenommen – im Jahr 2020 waren es zehn, im Vorjahr 18. Dieser Rückgang ist unter anderem der Ermittlungsgruppe „SIFried“ anzurechnen, die sich die Bekämpfung der Raubdelikte in Friedlingen zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht hat, heißt es.

Gewaltkriminalität

Im Vergleich zu den Vorjahren bewegt sich die Gewaltkriminalität im Stadtgebiet und im gesamten Zuständigkeitsbereich auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau. Mit 66 Fällen im Stadtgebiet bleibt der Wert im Jahr 2020 unter dem Durchschnitt der vorangegangenen Jahre von 80,7 Fällen pro Jahr. Trotz der Zunahme der Partnerdelikte wurde in der Zehn-Jahres-Betrachtung der Gewaltkriminalität der zweitniedrigste Wert registriert. 2019 waren es 82 Fälle im Stadtgebiet.

Partnerdelikte

Für 2020 wird die Statistik für Partnerdelikte gesondert dargestellt. Die Gewaltdelikte innerhalb von Partnerbeziehungen haben zugenommen. 2020 waren es 122 Fälle, im Vorjahr 103 (plus 18,4 Prozent).

Wohnungseinbrüche

Die Wohnungseinbrüche sind im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren erheblich zurückgegangen: 2019 wurden 80 Fälle gezählt, 2020 waren es 30. In 15 Fällen blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote erreicht mit 103,3 Prozent den Höchstwert der vergangenen zehn Jahre. Der vergleichsweise exponentielle Anstieg dürfte durch die weiterhin erfolgreich arbeitende Ermittlungsgruppe „Dreiländereck“ zu erklären sein, so die Polizei. Der Anstieg auf mehr als 100 Prozent lässt sich dadurch erklären, dass die nachträglich aufgeklärten Fälle der Vorjahre aus statistischen Gründen dem aktuellen Jahr zugeordnet werden.

Der Rückgang der Einbrüche dürfte auch mit der Pandemie zusammenhängen. Für die typischerweise überregional agierenden Tätergruppen war es deutlich schwieriger, unauffällig zu handeln. Außerdem waren die Wohnungsinhaber oft zu Hause. Zudem gab es Synergieeffekte, weil die Einhaltung der Corona-Verordnung im öffentlichen Raum besonders abends und nachts intensiv kontrolliert wurde.

Die für Weil am Rhein ohnehin schon niedrige Zahl der Wohnungseinbrüche ist im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte zurückgegangen: von 44 auf 20. Hier konnten durch zielgerichtete Prävention, personalintensive Fahndungsmaßnahmen und die gebildete Ermittlungsgruppe sichtbare Erfolge erzielt werden, erläutert die Polizei. Auch die Umstände des Lockdowns dürften zu der Veränderung beigetragen haben. In 55 Prozent der Fälle blieb es beim Versuch. „Dies dürfte mit der Sensibilisierung der Bevölkerung, verbesserten Sicherheitseinrichtungen der Häuser sowie der Präventionsarbeit der Polizei zusammenhängen.“ Die Aufklärungsquote erreicht einen Höchstwert von 90 Prozent.

Gewalt gegen Polizisten

Die am 13. September 2019 eingeführte Bodycam zeigt sich in der Zwei-Jahres-Betrachtung als wirksam im täglichen Einsatz. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 114 Bodycam-Aufzeichnungen im Zusammenhang mit Strafverfahren angefertigt, drei weitere im Zusammenhang mit Ordnungswidrigkeiten-Verfahren. Die aus rein präventiver Absicht aufgezeichneten Situationen sind in ihrer Anzahl nicht auswertbar. Aufnahmen, die für kein weiteres Verfahren benötigt werden, werden gelöscht.

2020 kam es aufgrund der Pandemie vergleichsweise seltener zu sogenannten Rudelbildungen. Der in diesen Situationen oftmals ursächliche Alkoholkonsum wurde durch die Schließung von Bars und Gaststätten ebenfalls stark reduziert, so die Polizei.

Das Weiler Polizeirevier ist für die Wahrnehmung polizeilicher Aufgaben in Bad Bellingen, Binzen, Efringen-Kirchen, Eimeldingen, Fischingen, Kandern, Malsburg-Marzell, Rümmingen, Schallbach, Schliengen, Weil am Rhein und Wittlingen zuständig.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading