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Weil am Rhein Schrecken soll schnell enden

Marco Fraune
Die Schulklassen werden in Containern untergebracht, damit die lärmintensiven Arbeiten zügig erledigt werden können. Foto: Marco Fraune

Sanierung: Gemeinschaftsschulklassen ziehen aus Gebäude aus und werden in weiteren Containern unterrichtet. Abriss des Gebäudes keine Option mehr.

Weil am Rhein - Um zügig die Sanierungsarbeiten an der Gemeinschaftsschule zu Ende zu bringen, werden bis zur Fertigstellung die Schulklassen ausgelagert. Für rund eine halbe Million Euro stellt die Stadt zehn zusätzliche Ersatzklassenzimmer in Containern auf. Augen zu und durch, heißt es nun unisono.

Vier Varianten geprüft

Vier Varianten, wie die lärmintensiven Arbeiten möglichst verträglich für den Unterricht beschränkt werden können, hat das Amt für Gebäudemanagement geprüft, wie dessen Leiter Hervé Rosefort im Gemeinderat erklärte. Der einzig gangbare Weg sei die Containerlösung. Schon jetzt stehen acht auf dem Schulhof an der Egerstraße, zehn weitere in doppelstöckiger Bauweise sollen auf dem Kleinspielfeld hinter der Sporthalle errichtet werden, dessen Sanierung erst nach Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Gemeinschaftsschule erfolgen soll. Ein durchgehendes Arbeiten des Fassadenbauers und der anschließenden Ausbauarbeiten sei damit „am meisten“ garantiert. Bis die noch aufzustellenden Container im Februar für den Unterricht hergerichtet sind, sollen die lärmintensiven Arbeiten außerhalb der Kern-Unterrichtszeiten erfolgen.

Während der reguläre Unterricht damit ausgelagert wird, verbleiben der Fachunterricht (Chemie), die Ganztagsbetreuung sowie das Sekretariat mit der Schulleitung und dem Lehrerzimmer weiterhin in der Schule. Der organisatorische Aufwand für die Lehrer könne so in Grenzen gehalten werden.

Details würden „in enger Abstimmung mit der Schulleitung besprochen“, erklärte OB Wolfgang Dietz im Gemeinderat auf Nachfrage von Eva-Maria Botzenhardt (CDU). „Nicht für alle Bereiche ist es die Optimallösung“, räumte Hauptamtsleiterin Annette Huber zudem ein. Die Zahl der Container sind beschränkt, ergänzte sie. „Die Kapazität ist ausgeschöpft.“

Von vier Millionen auf 13,6 Millionen Euro

Nicht die Container-Lösung sorgte bei den Gemeinderäten für Diskussionen, sondern nochmals die Sanierung und die enorm gestiegenen Kosten. Statt vier Millionen Euro für eine energetische Sanierung wird mittlerweile mit 13,65 Millionen Euro für eine Totalsanierung gerechnet. Eine Garantie, dass es dabei bleibt, wollte OB Dietz auf Nachfrage von Martin Fischer (Grüne) nicht geben. „Niemand kann eine solche Garantie geben.“ Ebenso wenig wolle er garantieren, dass die Bauarbeiten Mitte 2019 tatsächlich abgeschlossen sein werden.

Aus seiner Verärgerung über die Kostensteigerung machte er zugleich keinen Hehl. „Wir sind außerordentlich unzufrieden mit der Abwicklung. Wir können sie nur nicht ändern.“ Die Verwaltung als einzig Schuldigen will er aber nicht sehen.

Bewertung durch Politik

„Keiner konnte hinter die Betonplatten gucken“, sprang Johannes Foege (SPD) dem OB zur Seite. Die Diskussionen seien müßig. Die Containerlösung hält er für „eine Art Befreiungsschlag“, da der Druck auf Kinder und Lehrer zurückgehe. Schließlich habe sich seines Wissens nach zuletzt der Krankenstand in der Gemeinschaftsschule erhöht. Für Foege nicht verwunderlich: „Es ist am Rande des pädagogisch Zumutbaren.“

Mit einer noch stärker pulsierenden Halsschlagader als schon Wochen zuvor kritisiere Axel Schiffmann (UFW) die weiter anstehenden Kosten, da nun 450 000 Euro für die Containerlösung hinzu- kommen. „Es ist Wahnsinn, was wir betreiben.“ Für ihn steht angesichts des Bauarbeiten-Lärms fest: „Die Kinder müssen aus dem Elend raus.“ Ein Ende mit Schrecken sei besser als ein Schrecken ohne Ende, votierte der UFW-Stadtrat für die schnelleren Bauabläufe.

Ohne die Containerlösung und mit lärmintensiven Arbeiten nur während der unterrichtsfreien Zeit kann das Bauprojekt nächstes Jahr nicht mehr fertiggestellt werden, wie die Varianten eins bis drei zeigten, die auch vom Gemeinderat verworfen wurden.

Gleichzeitig stellte Schiffmann sich die Frage, ob ein Abriss selbst trotz einiger Millionen an Ausgaben nicht doch noch sinnvoller sei. Dieser Zug ist aber abgefahren, machte Rosefort klar. „Der Abriss ist ausgeschlossen, wir sind deutlich zu weit.“ Das Ergebnis stelle die Stadt nicht zufrieden, doch nach Abschluss der Arbeiten gebe es ein totalsaniertes Gebäude mit modernisierter Infrastruktur. „Es kann nur der Weg sein, das Ziel mit der Sanierung zu erreichen.“

„Waschen, ohne nass zu werden, geht nun einmal nicht“, kommentierte Thomas Bayer (Grüne) die Abwicklung der Schulsanierung. Diese sei wenig erbaulich und er verstehe die Verärgerung der Lehrer und Eltern. Die Containerlösung sei sinnvoll, auch wenn damit erneut Mehrausgaben verbunden seien. Nun gelte es, die Arbeiten zügig abzuschließen.

CDU-Fraktionschef Claus Weibezahl meinte, dass dieses Projekt gute Aussichten auf den Titel „Ärgernis des Jahres“ habe.

OB zieht Lehren

Angesichts der immer umfangreicheren und damit auch teureren Sanierungsarbeiten hat OB Dietz schon jetzt seine Lehren für die Zukunft gezogen. „Zukünftig habe ich eine sehr skeptische Meinung zu die Ingenieuren, die mal kurz energetisch sanieren wollen.“ Zwar habe vieles seine Richtigkeit, wenn es um Energie einsparen geht, wie bei der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf die LED-Technik, doch bei Großgebäuden müsse eher auf deren Lebenszyklus geachtet werden.

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