Weil am Rhein Schuss fällt bei Festnahme

Marco Fraune , aktualisiert am 12.05.2020 - 16:53 Uhr

Polizeieinsatz: Mann mit Messer kann von Polizei überwältigt werden / Polizist wird bei Einsatz an Eisdiele verletzt

Weil am Rhein -  Bei der Festnahme eines mit einem Messer in der Hand drohenden Mannes vor einem Eiscafé in der Weiler Innenstadt hat ein Polizist am Montagabend einen Schuss abgegeben

Der dort überwältigte Täter wurde dabei nicht getroffen, doch er zog sich bei der Gegenwehr leichte Verletzungen zu. Einen Polizisten erwischte der 29-jährige Täter mit dem Messer. Der Beamte trug Verletzungen im Gesicht davon. Zumindest ein Stich durchdrang auch die Jacke und beschädigte die Schutzweste.

Der russische Staatsangehörige hatte laut einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Lörrach und des Polizeipräsidiums Freiburg die Stichwaffe aus der Kleidung gezogen, als die Polizisten ihn stellten. Trotz Aufforderung habe er das Messer nicht weggelegt.

Vorausgegangen war dem Einsatz ein Streit zwischen dem Täter und einer weiteren Person, die sich zuerst beim und im nahe gelegenen Grill zutrug. Schon hier hatte der später überwältigte Mann ein Messer gezogen, woraufhin die Polizei mit drei Streifenwagen alarmiert wurde und anrückte.

Widerstand geleistet

In der Nähe eines Eiscafés stellten und umstellten die Beamten den Mann. „Bleiben Sie stehen!“ ist in einem unserer Zeitung vorliegenden Video zu hören, das aus einer größeren Entfernung gefilmt wurde. Dann fällt auch ein Schuss und der Täter wird überwältigt. „Messer weg“, heißt es laut.

Zuerst habe der Mann angedeutet, sich entfernen zu wollen, doch dann sei er unmittelbar auf einen Polizisten zugegangen, woraufhin dieser von der Schusswaffe Gebrauch machte, schilderte am Dienstagmorgen Polizeisprecher Jörg Kiefer unserer Zeitung die Situation. Der Täter leistete während der Festnahme deutlichen Widerstand und verletzte einen Polizisten, der im Krankenhaus versorgt werden musste, doch mittlerweile wieder entlassen werden konnte.

Am Dienstagmorgen noch im Krankenhaus befand sich hingegen der verletzte Täter, wobei dies wohl in der starken Alkoholisierung mit begründet war. Es handelt sich um einen 29-jährigen Mann mit russischem Pass.

Obdachlosen-Milieu

Schon kurz nach der Veröffentlichung der ersten Erkenntnisse zur Tat am Montagabend in der Online-Ausgabe unserer Zeitung schossen in den „Sozialen Medien“ Vermutungen zu den Hintergründen der Tat ins Kraut. Dass es sich hier um Drogen- und Waffengeschäfte handelt und womöglich die organisierte Kriminalität dahinter steckt, widersprach Polizeisprecher Kiefer. Scheinbar habe es sich eher um einen Streit im Bereich des Obdachlosen-Milieus gehandelt. Der Täter soll auch keinen festen Wohnsitz und keinen Bezug zu Weil am Rhein haben.

Schuss trifft Eisdiele

Die Kriminalpolizei Freiburg und die Staatsanwaltschaft werden den Sachverhalt prüfen. Konkret gehe es dabei auch darum, ob aus Nothilfe oder Notwehr abgefeuert wurde und ob der Schusswaffengebrauch nach dem Polizeigesetz erfolgte. Klar ist offenbar, dass es sich nicht um einen Warnschuss handelte. Innerhalb eines Bruchteils von Sekunden müssten Beamte entscheiden, erklärt der Polizeisprecher solch eine Situation. „Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt.“

Eine Gefahr für Unbeteiligte habe durchaus bestanden. So trat das Projektil in die Scheibe des Eiscafés ein und steckte später in einer Innenverkleidung, wie in einem weiteren Video zu sehen ist, das uns vorliegt.

Direkt nach dem Übergriff wurde der Bereich der Hauptstraße abgesperrt. Die Spurensicherung war mit der Tatortarbeit noch bis 3 Uhr am Dienstag beschäftigt. Die Staatsanwaltschaft in Lörrach werde heute beim Amtsgericht Lörrach gegen den Tatverdächtigen Antrag auf Erlass eines Untersuchungshaftbefehls stellen, hieß es am Dienstagmittag.

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