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Weil am Rhein Sieben „Fremde“ statten Weil einen Besuch ab

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Ein Septett mit Zimmererhose, Staude, Weste, Jackett, Hut, Gepäck und Stenz macht Station in Weil am Rhein und wird von Oberbürgermeister Wolfgang Dietz begrüßt Foto: zVg/Bähr

Tradition: Wanderstempel und Wegegeld im Rathaus abgeholt / Gespräch mit dem Oberbürgermeister

Weil am Rhein. „Fixe Tippelei“: Sie sind mindestens drei Jahre und einen Tag unterwegs. Die Rede ist von den Handwerksgesellen, die es nach dem Abschluss ihrer Ausbildung, der so genannten Freisprechung, hinaus in die weite Welt zieht. Die jungen Handwerker gehen auf die Walz, um neue Arbeitspraktiken, Menschen, fremde Orte, Regionen und Kulturen kennenzulernen. Sieben Fremde, so werden die Frauen und Männer auf dieser traditionellen Wanderschaft bezeichnet, statteten am Donnerstag dem Weiler Rathaus einen Besuch ab.

In Alt-Weil übernachtet

Die Fremden, die allesamt ledig, kinderlos, schuldenfrei, unter 30 sein und eine bestandene Gesellenprüfung als Grundvoraussetzung mitbringen müssen, waren gemeinsam aus Aarau gekommen, hatten in Alt-Weil in der Schreinerei Lienin nach einem Abendessen die Nacht verbringen dürfen und holten sich am Vormittag im Rathaus nach einem Gesellenspruch und einer kurzen Vorstellung ihren Wanderstempel und etwas Wegegeld ab.

Sechs Euro macht die Stadt als Freiwilligkeitsleistung für die Gesellen locker, die es in die Grenzecke zieht, heißt es in einer Pressemitteilung. „Im Sommer kommen mehr, da begrüßen wir im Monat immer ein, zwei Wanderer, jetzt im Winter schaut kaum einmal jemand vorbei“, lässt Remo Schamberger vom Amt für Soziales, Schule und Sport wissen.

Die Sponkluft tragen

Sie sind im Übrigen leicht zu erkennen. Schließlich müssen sie in der Öffentlichkeit immer ihre Sponkluft tragen: Zimmererhose mit großem Schlag, Staude, Weste, Jackett, Hut, Gepäck und Stenz (Wanderstab).

Ehe sich die illustre Wanderschar in traditioneller Arbeitskleidung weiter auf den Weg nach Friedlingen zur Dreiländerbrücke, nach Hüningen und dann Richtung Kandertal machte, wurde das gut gelaunte Septett von Oberbürgermeister Wolfgang Dietz auf dem Rathausplatz aufgehalten, begrüßt und „ausgequetscht“: Sie erzählten ihm bereitwillig, woher sie kommen, wie lange sie sich schon auf der Walz befinden und welcher Zunft sie angehören. Tischler Zimmerleute, Schreiner, eine Holzbildhauerin und ein Steinmetzgeselle standen Rede und Antwort. Während eine Gesellin erst seit drei Monaten fern ab der Heimat unterwegs ist, hat der Erfahrenste der Runde bereits stolze fünf Jahre auf dem Buckel. Sie kommen aus Aalen, Stuttgart, Mühlenbeck (Oberhavel), Kassel, Lüneburg, Eckernförde und Badenweiler-Lipburg.

Apropos Badenweiler-Lipburg: Dort wird am Samstag Paul, der fremde, freireisende Schreiner, seine Wanderjahre beenden. Während der Walz durfte er seinen Heimatort nicht betreten. Nun kehrt er pünktlich zu Weihnachten zurück. Ganz dem Brauch folgend wird er dann bei der so genannten Heimtippelei über das Ortsschild klettern, ehe er von seiner Familie und Freunden in Empfang genommen wird. Auf den letzten Kilometern seiner Wanderjahre, in denen er nicht länger als zwölf Wochen an einem Ort verbringen und kein Geld für Unterkunft und Fahrt ausgeben durfte, wird er von den Wandergesellen aus allen Ecken der Republik begleitet.

Die Erinnerung bleibt

Der Oberbürgermeister erfuhr, dass die Bereitschaft der Handwerksunternehmen riesig sei, Wandergesellen zur Mitarbeit zu gewinnen, dass die Walz viel für die spätere Berufslaufbahn bringe, man immer Neues lerne und wichtige Erfahrungen sammle. Nach einem gemeinsamen Foto mit den Handwerksgesellen wünschte OB Dietz den jungen Gästen alles Gute und viel Freude auf der Wanderung, an die man sich das ganze Leben zurückerinnern werde.

„Das waren freundliche, aufgestellte junge Leute. Die kurze Unterhaltung hat mir richtig gut gefallen“, meinte Dietz.

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