Dieses profitierte auch von den exzellenten akustischen Vorzügen des im Stil einer klassischen Basilika errichteten Gotteshauses, dessen architektonische Eigenheiten wie unverputzte Backsteinwände und in kleinteilige Kassetten gegliederte Fensterfronten offenbar Klangwirkungen von ungetrübter Reinheit begünstigen.
Die Aufführung der sechs Kantaten zum weihnachtlichen Festkreis – also Heiligabend, erster und zweiter Weihnachtsfeiertag, Fest der Beschneidung, Neujahrs- und Dreikönigstag – unter dem unaufdringlich eleganten Dirigat von Mauro Mariani ließ kaum Wünsche offen. Die schwungvollen Chöre wie das strahlende „Jauchzet, frohlocket“ zum Auftakt, das fulminante „Herrscher des Himmels“ oder das feierliche „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“ zu Beginn der dritten und vierten Kantate bis zum triumphalen „Herr, wenn die stolzen Feinde“ in der sechsten fesselten durch tadellose klangliche Schönheit, sichere Intonation und differenzierten Ausdruck. Ebenso die prachtvollen Choräle wie „Er ist auf Erden kommen arm“, „Schaut hin, dort liegt im finstern Stall“, „Dein Glanz all Finsternis verzehrt“ oder „Ich steh‘ an deiner Krippen hier“ nebst den elf weiteren in vierstimmigen Tonsatz gekleideten Kirchenliedern.
In den wunderbaren Arien, Duetten und Terzetten machten sich zwar geringe qualitative Unterschiede bemerkbar, die hier festzuhalten jedoch höchst unfair wäre. Schließlich setzte Silke Marchfeld dafür mit voller Absicht auch qualifizierte Chormitglieder ihres Vokalensembles und mit kraftvollen Stimmen begabte Laiensänger anderer Formationen ein. Die Vorstellung, dass es bei der Uraufführung unter der Leitung von Thomaskantor Bach genauso gewesen sein könnte, erscheint da zumindest nicht abwegig.