Weil am Rhein Silke Marchfeld und ihr Engagement für Kinder

Walter Bronner

Zum sechsten Mal in Folge: Johann Sebastian Bachs komplettes „Weihnachtsoratorium“ als Benefizkonzert zugunsten eines Straßenkinder-Projekts in Äthiopien.

Weil am Rhein - Nun schon zum sechsten Mal in Folge, aber erstmalig in der Friedlinger Pfarrkirche „Guter Hirte“ erklang „zwischen den Jahren“ wieder Johann Sebastian Bachs komplettes „Weihnachtsoratorium“ als Benefizkonzert zugunsten eines Straßenkinder-Projekts in Äthiopien. Und erneut gelang es Initiatorin Silke Marchfeld, dank bester Vernetzung in der regionalen Musikszene, eine formidable Besetzung dieser gewaltigen sakralen Tonschöpfung aufzubieten.

Initiatorin des Benefizkonzerts war die renommierte Altistin Silke Marchfeld aus Weil am Rhein. Nach Wettbewerbserfolgen unter anderem in Wien, Budapest und Helsinki begann ihre Konzert- und Operntätigkeit, die sie in viele internationale Musikzentren führt. Die Arbeit mit dem Vokalensemble Weil am Rhein ist ihr ein großes Anliegen. Der Erlös des Konzerts kommt vollumfänglich der Initiative „Kinder unserer Welt“ und deren Arbeit in Äthiopien zugute. Silke Marchefld engagiert sich seit Jahren für diese Organisation, die sich vor allem um Not leidende Kinder kümmert.

Seit mehr als 20 Jahren hat „Kinder unserer Welt“ die Situation der Menschen in Äthiopien – insbesondere für Kinder und Frauen – nachhaltig verbessert.

Dabei stellten sich alle der mehr als 50 Mitwirkenden, die hier während nahezu drei Stunden sangen und musizierten, gratis in den Dienst der guten Sache. Darunter renommierte Spitzenkräfte wie die weithin bekannte Altistin, Gesangslehrerin und Chorleiterin selbst. Vorwiegend aber ambitionierte Laien, die die ihnen anvertrauten anspruchsvollen Aufgaben souverän und teils solistisch höchst überzeugend meisterten. Und das durchgängig mit spürbarer innerer Beteiligung und hörbarer Freude am gemeinsamen Gesang und Spiel.

Klangliche Schönheit

Dieses profitierte auch von den exzellenten akustischen Vorzügen des im Stil einer klassischen Basilika errichteten Gotteshauses, dessen architektonische Eigenheiten wie unverputzte Backsteinwände und in kleinteilige Kassetten gegliederte Fensterfronten offenbar Klangwirkungen von ungetrübter Reinheit begünstigen.

Die Aufführung der sechs Kantaten zum weihnachtlichen Festkreis – also Heiligabend, erster und zweiter Weihnachtsfeiertag, Fest der Beschneidung, Neujahrs- und Dreikönigstag – unter dem unaufdringlich eleganten Dirigat von Mauro Mariani ließ kaum Wünsche offen. Die schwungvollen Chöre wie das strahlende „Jauchzet, frohlocket“ zum Auftakt, das fulminante „Herrscher des Himmels“ oder das feierliche „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“ zu Beginn der dritten und vierten Kantate bis zum triumphalen „Herr, wenn die stolzen Feinde“ in der sechsten fesselten durch tadellose klangliche Schönheit, sichere Intonation und differenzierten Ausdruck. Ebenso die prachtvollen Choräle wie „Er ist auf Erden kommen arm“, „Schaut hin, dort liegt im finstern Stall“, „Dein Glanz all Finsternis verzehrt“ oder „Ich steh‘ an deiner Krippen hier“ nebst den elf weiteren in vierstimmigen Tonsatz gekleideten Kirchenliedern.

In den wunderbaren Arien, Duetten und Terzetten machten sich zwar geringe qualitative Unterschiede bemerkbar, die hier festzuhalten jedoch höchst unfair wäre. Schließlich setzte Silke Marchfeld dafür mit voller Absicht auch qualifizierte Chormitglieder ihres Vokalensembles und mit kraftvollen Stimmen begabte Laiensänger anderer Formationen ein. Die Vorstellung, dass es bei der Uraufführung unter der Leitung von Thomaskantor Bach genauso gewesen sein könnte, erscheint da zumindest nicht abwegig.

Solistisch herausragend profiliert sich Tenor Ronan Calliet

Solistisch herausragend profilierte sich indes der brillante Tenor Ronan Calliet, der mit den Rezitativen des Evangelisten im Dauereinsatz war sowie mit den Arien „Frohe Hirten…“, „Ich will Dir zu Ehren…“ und „Nun möget ihr stolzen Feinde…“ mit stimmlicher Strahlkraft und sauber artikulierender Empfindsamkeit imponierte. Das aus kompetenten Musikanten der gesamten Dreiländerregion formierte Kammerorchester beeindruckte durch ein hohes Maß kultivierter Klangschönheit in sauberer und beschwingter Intonation.

Instrumentale Solo-Glanzlichter entzündeten dabei Spitzentrompeter Reinhold Friedrich, Konzertmeister Fjodor Selzer mit geigerischem Elan, Oboistin Mirjam Huettner mit traumhaft blühender Tongebung, Julia Steward-Lafin mit exzellentem Flötenspiel und nicht zuletzt die permanent an der Kastenorgel waltende Eriko Takezawa.

Die faszinierte große Hörergemeinde dankte mit minutenlangen stehenden Ovationen für die fesselnde Aufführung.

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