Weil am Rhein Sitzen im Freien fällt bald weg

Adrian Steineck und Saskia Scherer
 Foto: sba/Ronald Zak

Coronavirus: Weiler Gastwirte schildern, wie es aktuell bei ihnen läuft

Weil am Rhein - Die Corona-Pandemie beschäftigt die Gastronomen weiter: Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür, damit endet auch die Möglichkeit der Bewirtung im Außenbereich einer Gaststätte. Dadurch fallen auch Sitzplätze weg.

Wie die Weiler Gastwirte mit dieser Situation umgehen und wie unter Corona-Bedingungen generell der Zuspruch der Gäste ist, wollte unsere Zeitung bei einer entsprechenden Umfrage in Erfahrung bringen.

Im Gasthaus „Schwanen“ in Alt-Weil sei die Resonanz der Gäste unter den entsprechenden Auflagen nahezu wieder so gut wie vor der Corona-Pandemie, ist von dort zu erfahren. Zwar ließen sich aufgrund der Abstandsregeln nicht alle Tische belegen, aber die Resonanz sowohl im Restaurant selbst mit seinen 60 Plätzen als auch in der dazugehörigen Ritterstube mit seinen 20 bis 25 Plätzen sei befriedigend. Die Maskenpflicht, die besagt, dass bis zum Tisch sowie beim Gang zur Toilette ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden muss, werde weitgehend eingehalten. „Wenn doch in Einzelfällen jemand keine Maske dabei hat, können wir auch welche zur Verfügung stellen“, heißt es.

Sabine Grether, die Frau von Wirt André Walther vom „Hebelhof“, beobachtet bei den Gästen weiterhin eine gewisse Zurückhaltung: „Man merkt schon, dass viele nicht drinnen sitzen wollen.“ Die Situation für Gastronomen sei derzeit „nicht so, wie es sein sollte“, ist sie überzeugt. Am Mittwoch etwa habe sie eine regelmäßige Gruppe von Kartenspielern zu Gast gehabt, da seien nur fünf von zehn Besuchern gekommen. Kommende Woche würden die Altstadträte sich im „Hebelhof“ treffen, aber auch hier hätte bereits der Erste abgesagt.

Bis zu 40 Leute lassen sich unter Einhaltung des Mindestabstands im „Hebelhof“ bewirten. Das Aufstellen von sogenannten Heizpilzen, damit die Gäste auch im Herbst noch im Freien sitzen können, lohnt sich laut Grether nicht. „Zum einen ist das wegen der Bäume unpraktisch, zum anderen sind diese Strahler auch in der Anschaffung nicht günstig“, erklärt die Gastronomin.

In Bezug auf die Maskenpflicht sagt sie, dass sie hier nur an die Gäste appellieren könne, sich an die Regeln zu halten. Bei den Über-80-Jährigen sowie bei den Schweizern, die etwa aus Baselland nach Weil am Rhein kämen, sei das Bewusstsein für die Maskenpflicht in einer Gaststätte nicht so stark ausgeprägt. Heimschicken musste sie bisher aber niemanden.

Im „Galileos“ an der Hauptstraße werde laut Inhaber Ali Arslan das Bestmögliche getan, um den Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. „Wir haben Heizstrahler auf unserer Terrasse, und die Markise ist seitlich zu, damit die Leute noch eine Zeit lang im Freien sitzen können“, berichtet der Gastronom. Während der Sommermonate hätten viele Gäste draußen bewirtet werden können, aber so mancher habe Angst, jetzt auch reinzugehen. „Es war klar, dass die Situation nach dem Sommer wieder schwieriger für uns Gastronomen wird“, sagt Arslan. Er hoffe, dass kein zweiter vollständiger Lockdown kommt, denn dann würde die Lage für viele in der Branche existenzbedrohend.

Bei der Maskenpflicht stellt Arslan seinen Gästen ein gutes Zeugnis aus: „Die meisten haben es begriffen.“ Für Notfälle werde auch eine gewisse Anzahl von Masken im Restaurant bereitgehalten.

Im „Crea’tif“ ist die Lage ähnlich, wie Inhaber Alberto Civico sagt. Der Besucherandrang sei „noch lange nicht so hoch wie vor der Corona-Pandemie“, da das Leben generell ein anderes sei. „Wir hatten vorher 60 Plätze, jetzt sind es noch 30“, legt er dar. Im Sommer hätten 30 Gäste im Freien bewirtet werden können, diese Möglichkeit gebe es jetzt im Herbst nicht mehr. Von Heizstrahlern hält Civico wenig. „Wir werden keine aufstellen, da sie viel Energie verbrauchen, die sich auch nicht wirklich durch den erhöhten Umsatz ausgleichen lässt, und zudem die Umwelt schädigen“, ist er überzeugt. Die Maskenpflicht werde von 90 Prozent der Besucher ohne Diskussionen akzeptiert.

Viel besser als am Anfang läuft das Geschäft bei „Yusuf’s“, aber es sei immer noch kein Vergleich zur Zeit vor Corona, berichtet Inhaber Yusuf Arslan. „Die Leute sind noch etwas zurückhaltend.“ Dass nun die kalte Jahreszeit vor der Tür steht, sieht er ebenfalls als Problem. „Der Sommer war wirklich sehr gut, 90 Prozent der Gäste wollten auch draußen sitzen. Mit der Terrasse konnten wir kompensieren, dass weniger Plätze zur Verfügung stehen.“ Das sei im Winter nicht mehr möglich. „Wir wissen nicht, wie es wird. Hoffen wir das Beste.“

Bezüglich der Maskenpflicht habe es nur am Anfang Diskussionen gegeben. „Mittlerweile halten sich alle daran.“ Es wird auch direkt am Eingang des Restaurants mit einem großen Schild auf die Vorgabe hingewiesen.

Svenja Marx, die den Haltinger „Hirschen“ führt, spricht von „Glück, dass wir unseren Garten so lange genießen konnten“. Denn dort musste kein einziger Tisch umgestellt werden, weil die Abstände schon groß genug waren. „Im Freien haben die Menschen weniger Angst“, meint sie. Es sei auch ab und an vorgekommen, dass Gäste im Vorfeld angaben, ausschließlich draußen sitzen zu wollen. Nun befinde man sich in der Übergangsphase in den Herbst, in dem es generell ruhiger sei. „Aber ansonsten haben wir fast wieder Normalprogramm“, meint sie. Es gebe auch schon die eine oder andere Anfrage für Weihnachtsfeiern – in der Größenordnung für neun bis 15 Personen.

Drinnen stehen von neun Tischen zwei nicht zur Verfügung, um den Abstand zu wahren, im Blauen Salon sind es nur sechs von zehn. „Fast die Hälfte fällt dort weg.“ Es sei auch öfter vorgekommen, dass es mehr Anfragen gab als Tische zur Verfügung stehen. „Aber wir freuen uns ja, wenn wir ausgebucht sind.“

Die Maskenpflicht hätten die meisten Besucher verinnerlicht. Allerdings sei diese in der Schweiz nicht so verbreitet, weshalb die Gäste von dort das Thema manchmal nicht im Kopf hätten. „Wir haben aber auch Einwegmasken da, wenn jemand keine dabei hat.“ Auch mit Schildern weist man im „Hirschen“ darauf hin.

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