Astor Piazzollas „Tango Sensations für Akkordeon und Streicher“ sind dennoch ungleich bekannter. Die Harmonie des Tangos weitete der argentinische Komponist italienischer Herkunft und mit Lebensmittelpunkt in New York mit Mitteln des Jazz aus. Er orientierte sich an den Vorbildern Igor Strawinsky und Béla Bartók. Dazu kommen Elemente neuer Musik wie Bogenschläge auf der Violine, stechende Streicherakzente in hoher Lage, Glissandi des gesamten Ensembles, virtuose Akkordeonläufe und auch Anklänge an Unterhaltungsmusik und Popkultur. Der Schweizer Solist Jürg Luchsinger interpretierte die quirligen Läufe mit stupender Technik und das Orchester bewies eine ausgeprägte Reife, um für die fließenden Melodie-Wechsel und die sehr raffinierten und komplizierten Rhythmen der Stimmungsbilder im Stil des Tango nuevo zwischen erster Geige, Celli und Akkordeon einen sicheren Klangteppich auszubreiten. Als Zugabe hatte das Orchester mit dem Solisten noch die Komposition „Ciao Paris“ einstudiert.
Mit Antonín Dvoráks Sinfonie Nr. 9 in e-moll betrat das Orchester im zweiten Konzertteil gewohntes Terrain. In dem Werk verwebt Dvorák die neuen Eindrücke aus Amerika mit seinen musikalischen Wurzeln in Böhmen. Die Orchestergesellschaft lebte diese Stimmungen souverän, die Bläser bewiesen ihre Fähigkeit, prachtvolle Farbwechsel einzustreuen, und die Streicher folgten dem äußerst nuancierten Dirigat von Franck Nilly bis ins kleinste Detail. Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte der Orchestergesellschaft, der lange beklatscht und vom Orchester mit dem zweiten Teil von Arturo Márquez’ Danzón noch dynamischer und entfesselter als zu Beginn gefeiert wurde.