Weil am Rhein Startschuss für das Nahwärmenetz im Stadtteil Friedlingen

Saskia Scherer

Bauarbeiten: 1,7 Kilometer Wärmeleitungen werden verlegt / 4,4 Millionen Euro teures Projekt

Der Ausbau des Nahwärmenetzes in Friedlingen hat begonnen. Künftig produzieren zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) Strom und Wärme im Stadtteil. Es werden 4,4 Millionen Euro investiert. Erster Bürgermeister Rudolf Koger, der zugleich Leiter der Stadtwerke ist, sprach gestern beim symbolischen Baggerbiss von einem ersten Baustein. Ziel sei, Friedlingen weiter zu erschließen.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Koger erinnerte daran, dass es einige Zeit in Anspruch genommen hatte, bis die passenden Rahmenbedingungen geschaffen waren. Mit der Firma Endress+Hauser wurde eine Lösung gefunden, die vorsieht, dass die beiden BHKW in einem Fertigbetongebäude auf deren Grundstück Platz finden. Diese liefern Wärme und Strom – letzteren wird Endress+Hauser beziehen, die Stadtwerke nehmen die Wärme ab.

In diesem ersten Abschnitt werden 1,7 Kilometer Wärmeleitungen verlegt, kündigte Planer Daniel Weiß an. Vorgesehen sind 25 Hausanschlüsse. Dies entspreche angesichts der großteiligen Bebauung etwa 800 Wohneinheiten. Weiß sprach von einer guten Mischung zwischen Wohnen und Gewerbe beim Anschluss. Im Bereich des Kesselhauses sollen zwei vorhandene Kessel als Spitzenlastkessel genutzt werden, außerdem ist ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 100 Kubikmetern geplant. „So können wir flexibel agieren.“

Betrieb mit Erdgas

Die BHKW werden mit Erdgas betrieben. „Uns ist bewusst, dass das aktuell nicht passt“, räumte Weiß ein. Der Betrieb sei aber hocheffizient und der Wirkungsgrad sehr hoch, dieser gehe in Richtung 100 Prozent. „Selbst die besten Gasturbinen der Welt haben nur einen Wirkungsgrad von 60 Prozent, das heißt 40 Prozent der Energie können nicht genutzt werden.“ Vom Erdgas werde man nicht so schnell wegkommen, meinte Koger. Die BHKW ließen sich aber umrüsten auf Wasserstoff.

Netz weiter ausbauen

Das Netz soll in den nächsten zwei bis drei Jahren noch deutlich ausgebaut werden. Die BHKW könnten dann durch eine Biomasseanlage, die mit Holzhackschnitzeln betrieben wird, ergänzt werden, so die Idee. Weiß verwies auf die Leopoldshöhe, wo ebenfalls mit einem Blockheizkraftwerk angefangen wurde, das um die Heizzentrale an der Römerstraße ergänzt wurde. „Das heute ist der Einstieg“, meinte Koger. Mit dem ersten Abschnitt lasse sich der Bedarf der bisherigen Interessenten decken. „Es laufen aber weitere Gespräche.“

Mit im Boot bei der Akquise ist die Firma endura kommunal, welche die Stadt auch beim Quartierskonzept begleitet hat. Außerdem betreut sie die interkommunale Wärmeplanung des Landkreises, die auf klimaneutrale kommunale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2040 abzielt. „Wärmenetze haben sich als die bevorzugte Lösung in urbanen Bereichen herausgestellt“, meinte Geschäftsführer Rolf Pfeifer. Damit könne man mit nicht so hohem Aufwand vergleichsweise viele Menschen versorgen. Er betonte: „Wir haben keine Zeit, zu warten, sondern müssen anfangen.“ Deshalb sei der Schritt in Friedlingen der richtige. „Es ist die Lösung der Zukunft.“

Breitband mitverlegen

Der Zweckverband Breitbandversorgung nutzt die Gelegenheit und verlegt 1500 Meter Trasse und insgesamt 3000 Meter Rohrverbände für das schnelle Internet, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer Axel Moick. Somit muss die Straße dafür nicht später erneut aufgerissen werden.

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