Weil am Rhein Steigende Baukosten treiben Baugenossenschaft Haltingen-Weil um

Saskia Scherer
Das Bauprojekt Gustave-Fecht-Straße 22-28 der Baugenossenschaft Haltingen-Weil schreitet voran. Foto: Saskia Scherer

Bilanz: Gutes Jahresergebnis 2021 verbucht / Dividende von vier Prozent

Die Baugenossenschaft Haltingen-Weil hat sich im Jahr 2021 erneut behauptet und ein gutes Jahresergebnis erzielt, bilanzierte Geschäftsführer Rainer Hunn bei der Mitgliederversammlung am Montagabend. Dies und die stabile Bilanz sollten eigentlich Mut machen für künftige Aufgaben – aber Fachkräftemangel, Lieferengpässe, Preissprünge und drastisch steigende Zinsen treiben die Verantwortlichen um.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Dazu kommen immer höhere Anforderungen an den energetischen Standard der Gebäude, deren Mehraufwand sich längst nicht mehr durch die Einsparung von Energie refinanzieren lasse, bemerkte Hunn. Außerdem trage die Bundesregierung mit einer „unzureichenden und unzuverlässigen Wohnungsbauförderung“ zur Verschärfung der Lage bei. „Ich will nicht schwarzmalen, aber wenn wir künftig Mieten in Höhe von 14 bis 15 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche benötigen, um eine Kostendeckung bei Neubauten herzustellen, ist das Bauen für uns gestorben“, meinte der Geschäftsführer.

Den Kopf in den Sand stecken ist aber keine Option: Es wird weiterhin am Projekt Marksteinweg gearbeitet, das dem aktuellen Bauprojekt Gustave-Fecht-Straße 22-28 folgen soll. „Eine Realisierung des Projekts wird aber stark von der wirtschaftlichen Machbarkeit abhängen“, sagte Hunn. Der Wohnkomplex der Baugenossenschaft am Marksteinweg soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Aktuell steht er aber für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung.

Neubau

Im September wurde mit der Baumaßnahme Gustave- Fecht-Straße 22-28 begonnen. Dort entsteht im Erdgeschoss eine Kindertagesstätte mit fünf Gruppen, darüber 33 Wohnungen, verteilt auf zwei Baukörper. Die Kita soll nach den Sommerferien 2023 bezugsfertig sein, die Wohnungen zum Jahresende 2023. „Derzeit liegen wir noch voll im Bauzeitenplan, so dass diese Zeiten haltbar erscheinen“, zeigte sich Hunn überzeugt. Es werde darauf geachtet, die Aufträge möglichst an Handwerker aus der Region zu vergeben. Dies komme der Baugenossenschaft jetzt in der angespannten Situation entgegen. „Wir finden eigentlich für alle Arbeiten noch Handwerker, die die Arbeit zeitnah erledigen können.“

Anders sieht es jedoch bei den Baukosten aus – ursprünglich sollte das Vorhaben (ohne Grundstück) 12,6 Millionen Euro kosten. Mit Beginn des Kriegs in der Ukraine hat sich die bereits vorhandene Knappheit bei Baumaterialien nochmals deutlich verschlechtert. „Wir rechnen derzeit mit einer Überschreitung der geplanten Baukosten in Höhe von 15 Prozent.“ Deshalb können noch keine verbindlichen Mietpreise genannt werden. Im Geschäftsjahr 2021 hat die Baugenossenschaft 2,1 Millionen Euro in das Vorhaben investiert.

Instandhaltung

Neben den Neubaumaßnahmen hat auch die Bestandserhaltung einen hohen Stellenwert bei der Genossenschaft. Da die Ludwig-Keller-Straße 14-16 nach der Sanierung im Jahr 2020 wieder „in neuem Glanz erstrahlt“, wurde das Nachbargebäude Ludwig-Keller-Straße 6/8/10 optisch angepasst. Insgesamt wurden hierfür 92 400 Euro aufgewendet.

In Haltingen ist die unzuverlässig laufende Pellets- Heizanlage an der Lindenstraße erneuert worden, die zudem überdimensioniert war (Kosten: 181 800 Euro, es wird mit einem Zuschuss von 78 000 Euro gerechnet).

Mit 575 100 Euro nahmen die Wohnungsmodernisierungen bei Wohnungswechseln den größten Posten bei den Instandhaltungsmaßnahmen ein. Für die „normale“ Instandhaltung (Verschleiß) wurden 356 400 Euro aufgewendet.

Weil am Rhein (sas). Die Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft Haltingen-Weil ist einstimmig dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat gefolgt, die höchstzulässige Dividende in Höhe von vier Prozent auf die dividendenberechtigten Geschäftsguthaben auszuschütten.

Vom Jahresüberschuss von rund 558 400 Euro werden 431 000 Euro den Rücklagen zugeführt und damit das Eigenkapital gestärkt. Es beträgt 47,9 Prozent des Gesamtkapitals. Der danach verbleibende Bilanzgewinn steht für die Dividendenzahlung zur Verfügung.

Bilanzsumme: 56,4 Millionen Euro (2020: 54,8 Millionen)

Jahresüberschuss: 558 400 Euro (1,7 Millionen Euro)

Bilanzgewinn: 127 400 Euro (126 600 Euro)

Weil am Rhein (sas). Die Baugenossenschaft Haltingen- Weil bewirtschaftet 762 Wohnungen, acht gewerbliche Einheiten, 414 Garagen beziehungsweise Carports sowie 266 Autoabstellplätze. Die vermietete Gesamtwohnfläche beträgt 54 756 Quadratmeter, plus 1957 Quadratmeter gewerbliche Fläche.

Die Durchschnittsmiete betrug im vergangenen Geschäftsjahr 6,77 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. „Damit liegen wir noch immer weit unter der ortsüblichen Miete“, sagte Geschäftsführer Rainer Hunn. 2021 wurden 48 Wohnungswechsel verzeichnet, dies entspricht einer Fluktuationsrate von 6,3 Prozent. Diese liege unter der Rate vergleichbarer Wohnungsunter-nehmen im Verbandsgebiet.

Zum Jahresende 2021 zählte die Baugenossenschaft 2264 Mitglieder, die 15 466 Geschäftsanteile à 210 Euro halten. Da im Vergleich zur Anzahl der Mitglieder zu wenige Wohnungen zur Verfügung stehen, gibt es nach wie vor einen Mitgliederstopp. Kinder unter zwölf Jahren können aber Mitglied werden – damit soll die Zukunft der Genossenschaft gesichert werden.

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