Weil am Rhein Stets die Begegnung geschätzt

Saskia Scherer
Sabine Musolt zieht sich aus dem Vorstand des evangelischen Diakonie- und Frauenvereins Haltingen zurück. Foto: Saskia Scherer

Nach knapp drei Jahrzehnten zieht sich Sabine Musolt aus dem Vorstand des evangelischen Diakonie- und Frauenvereins Haltingen zurück. Sie engagiert sich aber weiter, es macht ihr immer noch Spaß.

Im Mai 1978 ist Sabine Musolt mit ihrer Familie nach Haltingen gezogen. Schon wenige Monate später, nach den Sommerferien, stieß sie zum Verein. Über das Mitteilungsblatt hatte sie von der Handarbeitsgruppe, die für den alle zwei Jahre stattfindenden Basar bastelte, erfahren. Die damals 26-Jährige ging hin, traf aber am Gemeindehaus lediglich ein paar Teenager an – also ging sie wieder nach Hause. „Mein Mann fragte mich dann, ob ich überall geschaut hätte, also bin ich nochmal zurück. Im Keller hörte ich dann Stimmen.“ Es war die Gruppe. „Ich wurde gefragt: Wollen Sie mitmachen? Da ist Platz.“ Und seither ist Musolt dabei und sagt heute: „Ich würde es nochmal genauso machen.“

28 Jahre im Vorstand

Schließlich wurde sie Teil des Vorstands, war vier Jahre zweite Vorsitzende und seit zwölf Jahren steht sie an der Spitze des Diakonie- und Frauenvereins. „Das Tollste an der Arbeit sind die Menschen“, sagt die Haltingerin. Sie habe Leute kennengelernt, die sie ohne den Verein nie getroffen hätte. Auch in viele Häuser kam sie – denn die Vorstandsmitglieder besuchen zum Beispiel Geburtstagsjubilare ab 75 Jahren. „Die Menschen sind sehr interessant und erzählen viel“, meint Musolt: „Das ist sehr spannend.“ Im Advent werden Mitglieder in den Pflegeheimen besucht. Und auch bei Trauerfeiern sind Vereinsvertreter dabei.

Die Begegnung ist der 71-Jährigen auch das Wichtigste. Durch die Mitgliedschaft im evangelischen Diakonie- und Frauenverein fand sie schnell Anschluss in Haltingen. „Man ist nicht mehr so fremd. Das sollte man in einer fremden Stadt immer so machen.“

450 Mitglieder hatte der Verein damals, heute sind es noch 279, weiß Musolt. Seit 129 Jahren existiert er nun. „Junge Leute kommen selten rein“, erzählt die scheidende Vorsitzende: „Manche sind durch ihre Eltern dazugestoßen.“ Dennoch bestehe der Diakonie- und Frauenverein „nicht nur aus alten Leuten“. Kürzlich wurde ein neues Mitglied gefunden, die Frau wolle sich auch im Vorstand engagieren, freut sich Musolt. Ihre Nachfolge als Vorsitzende ist übrigens „in Arbeit“.

Zweimal im Jahr Basar

Zu den Zielen des Diakonie- und Frauenvereins gehört die finanzielle Unterstützung der Diakoniestation Weil am Rhein-Vorderes Kandertal. Außerdem betreibt der Verein die „Kükenstube“ im evangelischen Gemeindehaus, in der dienstags und donnerstags die Kleinsten bis zum Kindergartenalter für drei Stunden betreut werden. Dafür wird von den Eltern ein Kostenbeitrag erhoben, außerdem ist eine Anmeldung erforderlich.

Einmal im Jahr wird ein Ausflug unternommen, zudem gibt es einen großen Seniorennachmittag. Dieser sei konfessionsfrei: „Der Mensch steht im Vordergrund.“ Nächstes Jahr findet wieder der Basar in der Haltinger Festhalle statt – auch wenn die Zugangsbeschränkungen dort für eine komplizierte Organisation sorgen. Zu allem Überfluss dürfe nun auch im Gemeindehaus aus Brandschutzgründen nicht mehr gekocht werden. „Also gibt es keine Quittenschnitzli“, kündigt Musolt an.

Sabine Musolt bleibt dem evangelischen Diakonie- und Frauenverein weiterhin erhalten und koordiniert die Handarbeitsgruppe. „Aber ich habe dann nicht mehr die Verantwortung“, schmunzelt sie. Als ehemalige Vorsitzende wird sie außerdem traditionell weiterhin die Geburtstagsbesuche der über 90-Jährigen übernehmen, die jedes Jahr abgestattet werden. „Ich bin also nicht raus“, lacht die 71-Jährige. „Dafür habe ich es auch zu gern gemacht.“

Neben dem Basteln hat Musolt früher gern gesungen und zehn Jahre lang Seniorenunterhaltung gemacht, dafür absolvierte sie eine Clownspielausbildung. Außerdem war sie 15 Jahre lang Stadtführerin und lernte neue Ecken von Weil kennen: „Wenn man etwas macht, entdeckt man immer etwas.“

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