Weil am Rhein Stets mit einem guten Gefühl dabei

Ingmar Lorenz
René-Pierre Winzer (vorne Mitte) ist seit knapp drei Jahren Vorsitzender des Weiler Kulturrings. Foto: Adrian Steineck

Interview: René-Pierre Winzer spricht über die Arbeit im Weiler Kulturring / Im Jahr 1984 gegründet

Seit knapp drei Jahren führt René-Pierre Winzer den Weiler Kulturring. Im Interview mit unserer Zeitung blickt er nicht nur auf die schwierige Corona-Zeit zurück, sondern erinnert auch an die Anfänge des Dachverbands.

Von Ingmar Lorenz

Weil am Rhein. Dabei spart er auch nicht mit Lob für sein Team – und verrät, welche Vereine vor mehreren Jahrzehnten nicht Teil des Kulturrings werden durften.

Frage: Wie ist der Kulturring seinerzeit entstanden? Was waren die Hintergründe?

Es ist eine wahre Fundgrube, in den von unseren Vorgängern sorgfältig aufbewahrten Dokumenten zu stöbern. Am 21. März 1948 wurde in Weil am Rhein bereits einmal ein Kulturring von Albert Vögtlin ins Leben gerufen. Auch die Sportvereine sind Mitglieder gewesen. 1957 wurde er wieder aufgelöst und der Überschuss von 16 DM in die Weiler Stadtkasse einbezahlt. Gründungsversammlung des jetzigen Kulturrings war am Freitag, 13. April 1984 im Stapflehus in Altweil, Initiator ist Walter Schöne gewesen, damaliger Vorsitzender der Orchestergesellschaft. An der Satzung arbeiteten Paula Röttele, Alexander Gramlich, Walter Huber und Bernd Malle mit. Alles bekannte Weiler Persönlichkeiten. Gewählt wurden als Vorsitzender Heinz Kasper, als zweiter Vorsitzender Walter Schöne, als Beisitzer Rolf Erbsland (Akkordeonorchester), Christel Stauß (Chor 75), und Horst Hohmann (Narrenzunft).

Frage: Was war sein Ansinnen?

Nicht nur die Interessen kulturtreibender Vereine sollten gebündelt werden. Der Kulturring war auch für die Belegung des 1986 eröffneten Alten Rathauses als das heutige „Haus der Vereine“ zuständig. Ebenso wurde die Eröffnung des Heimatmuseums am Lindenplatz auf den Weg gebracht. Es ging so weit, dass vom Kulturring für die bevorstehende 1200-Jahr-Feier 1986 vorgeschlagen wurde, die Stelle eines „Weiler Kulturbegleiters“ zu schaffen. Schlussendlich wurde die Stelle des Kulturamtsleiters geschaffen, wofür sich Heinz Kasper im Gemeinderat besonders stark machte. Die Aufnahme des Kneipp-Vereins sowie des Aquarienvereins in den Kulturring wurde damals aus verschiedenen Gründen kontrovers diskutiert und schließlich abgelehnt.

Frage: Wie viele Mitgliedsvereine gab es zu Beginn, und wie war diesbezüglich die Entwicklung bis heute?

1984 waren es 18 Vereine, die meisten sind heute noch dabei. Lange hielt sich der Stand bei 27, heute sind es 30. Drei Gruppen stießen während der Pandemie zu uns, nachdem wir erfahren haben, dass sich trotz Corona neue Chöre und Bands gegründet oder auf sich aufmerksam gemacht haben.

Frage: Welche Personen haben den Kulturring über die Jahre besonders geprägt?

Zu erwähnen sind Alfred Schöne zusammen mit Heinz Kasper und Ferdinand Corsten, der sich nach ihnen 18 Jahre lang als Vorsitzender engagierte. Besonders erwähnenswert ist auch Christel Stauß. Sie war am längsten mit dabei und hat unheimlich viel und verlässlich im Hintergrund geleistet. Nach ihrem Rücktritt 2014 wurde sie zum Ehrenmitglied des Vorstands ernannt.

Frage: Wie haben Sie die Zeit als Vorsitzender des Kulturrings den vergangenen beiden Jahren empfunden, in denen kaum kulturelle Veranstaltungen möglich waren?

2019 bin ich nach meiner Wahl mit viel Elan und gefühlten 1000 Plänen gestartet. Ein halbes Jahr später waren es nur noch Seifenblasen, weil Corona alles auf „Null“ stellte. Allerdings bot dies die Chance, in engem Kontakt mit den Vorstandskolleginnen und -kollegen den Verein neu zu strukturieren. Die wichtigste Neuerung war, mit Markus Helbig das Ehrenamt „Support“ eingerichtet zu haben. Er betreut auf vorbildliche Weise die neu eingerichtete eigene Homepage des Kulturrings. Aufgabe des Kulturrings ist es ja schließlich die Interessen der angeschlossenen Vereine zu bündeln und zu unterstützen und da gab es in dieser Zeit reichlich Büroarbeit und Schreibarbeit. So weist unsere Statistik in den vergangenen zweieinhalb Jahren tatsächlich über 500 E-Mail aus, die ich vom Account des Kulturrings verschickt habe.

Frage: Organisiert der Kulturring auch Veranstaltungen?

Von unseren Statuten her sind wir ja eigentlich kein gewinnorientierter Verein, der Veranstaltungen durchführt. Trotzdem haben wir es nicht bereut, erstmalig die Organisation eines Konzerts im Läublinpark für unsere Vereine anzubieten. Sieben haben die Chance ergriffen. Nach Abzug der Kosten haben wir den Überschuss, den wir durch den Verkauf von speziell dafür organisierten Pins eingenommen haben, an die Vereine gespendet, die sich sehr darüber gefreut haben.

Frage: Wie ist es gelungen, den Kulturring während dieser schwierigen Zeit in der Spur zu halten?

Die Frage überrascht mich. Die haben wir uns überhaupt nie gestellt. Das schöne an unserem Team ist, dass sich die Hälfte vor ihrem Engagement im Kulturring nicht persönlich kannte, und wir sehr schnell merkten, dass die Chemie untereinander stimmt. War ein Treffen mal coronabedingt nicht möglich, fand trotzdem ein regelmäßiger Austausch statt. Und wenn es möglich war, dann haben wir uns, da wir ja ein kleiner Kreis sind, coronakonform schnell wieder getroffen. Ich freue mich auf jede Sitzung, hinterher gehe ich immer mit einem guten Gefühl nach Hause.

Auf die Nachfrage bei meinem Kulturring-Team bekam ich die Antwort: „Wir arbeiten gerne mit dir zusammen, du stehst vor uns und hinter deinem breiten Rücken können wir in Ruhe arbeiten.“

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