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Weil am Rhein Tsuyoshi Tanes Gartenhaus bei Vitra eröffnet

Beatrice Ehrlich

Architekt greift traditionelle Bauweisen auf

Das Estnische Nationalmuseum, das Hirosaki Museum für zeitgenössische Kunst in Japan, die Al Thani Collection im Hotel de la Marine in Paris und das im Bau befindliche Imperial Hotel in Tokio tragen seine Handschrift: Tsuyoshi Tane, japanischer Architekt mit Sitz in Paris, ist in der Welt der Architektur weltweit bekannt. Am Mittwoch wurde sein neues Gartenhaus auf dem Vitra-Gelände in Weil erstmals öffentlich gezeigt.

Unscheinbar und recht klein ist das neue Gartenhaus auf dem Vitra Campus. Mit seiner Schilfverkleidung und dem Brunnen aus einem massiven Eichenstamm stellt es Bezüge her zur traditionellen Landwirtschaft, etwa auf Schwarzwaldhöfen. Die mit Seilen bespannte Treppe und die holzgedeckte Dachterrasse, zu der sie hinaufführt, wecken aber auch Assoziationen an ein Schiff.

Auf den zweiten Blick offenbaren sich weitere interessante Details: Das Haus steht in der Art eines Kornspeichers auf Stelzen, hier aus massivem Granit. So bleibt genügend Abstand zwischen der Schilfverkleidung der Wände und dem sandbedeckten Boden. Ein widersprüchlicher Eindruck: Tanes Gartenhaus fügt sich in seiner Größe und der architektonischen Einbettung in seine Umgebung ein und bleibt doch in seinem kreisförmigen Sandbett ein Fremdkörper, wie ein Raumschiff.

Inspiriert von lokalen Bautraditionen

Der Architekt Tsuyoshi Tane beschäftigt sich in seiner Architektur mit der Erinnerung und althergebrachten Bauweisen. Statt den Orten, wo er baut, seinen Stil aufzuzwingen, lässt er sich von lokalen Bautraditionen, Materialien und Formensprachen inspirieren. Wie er bei der Pressekonferenz zur Eröffnung am Beispiel des Gartenhauses anschaulich erläutert, liegt zwischen der ersten Idee und der Vollendung eines Bauwerks ein komplexer Schaffensprozess. Von der ersten Ideensammlung über Seiten voller Skizzen und unzählige Miniaturmodelle aus den verschiedensten Materialien nähert er sich dem endgültigen Aussehen seines Bauvorhabens Schritt für Schritt an. Über traditionelle Bauweisen – insbesondere Holzbau und Fachwerk – hat er sich darüber hinaus im Freilicht-Museum Ballenberg in der Schweiz informiert. Sein Prinzip der Ortsgebundenheit setzt er später dann auch bei den Bauarbeiten selbst fort, die von lokalen Handwerksfirmen übernommen werden.

Handwerker zu finden, die die sehr speziellen Vorstellungen des Architekten aufgreifen und umsetzen, ist die Aufgabe von Projektleiter Christian Germadnik. Der gebürtige Rheinfelder, als Projektleiter und Architekt bei der zu Vitra gehörenden Logad GmbH für die Gebäude auf dem Vitra Campus verantwortlich, verlässt sich dabei auf seine vielfältigen Kontakte. Mit vielen der beschäftigten Handwerker von Schopfheim über Lörrach und Weil bis Schliengen, hat er bereits zusammengearbeitet. Mit dem Seiler Erik Frey aus Ettenheim und Dachdecker Marco Weichert von Reetdach Berlin hat er außerdem zwei Spezialisten an Bord, deren handwerkliche Fähigkeiten bei besonderen Bauvorhaben wie diesem gefragt sind.

Gefragter Experte seines Fachs

Weichert, gefragter Experte seines Fachs, der zuletzt unter anderem am Set des Films „Roter Himmel“ von Christian Petzold tätig war, zeigt den Eröffnungsgästen, wie er mithilfe eines „Klopfbretts“ die Schilfhalme in Form bringt, die wie sorgfältig abgeschnitten wirken. Im Gegensatz zu Stroh, wie es früher auf Dächern im Schwarzwald zum Einsatz kam, sei Schilf sehr langlebig – 40 bis 60 Jahre halte das dicht, versichert er. Mit dabei beim Presserundgang und bestens aufgelegt ist auch Rolf Fehlbaum, Chairman Emeritus von Vitra, der das Projekt durch seinen persönlichen Kontakt mit dem Architekten angebahnt hat.

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