Weil am Rhein Teilnahme ist vielen ein Bedürfnis

Weiler Zeitung

Kirche: Erster Präsenzgottesdienst nach der Zwangspause in Haltingen stößt auf rege Besucherresonanz

Etwa 50 Besucher folgten dem Glockenklang, der zum ersten Präsenzgottesdienst nach der Corona-Zwangspause in die Georgs-Kirche in Haltingen einlud. Für den etwas anderen Gottesdienst war alles vorbereitet. Ganz selbstverständlich trug jeder Kirchenbesucher seinen Namen in eine Liste ein. Im Außenbereich und in der Kirche standen Desinfektionsmittel bereit.

Weil am Rhein-Haltingen (sc). Vor der Kirche waren unter zwei Pavillons Stühle für die Besucher aufgestellt, die in der Kirche keinen Platz fanden. Mittels eines Lautsprechers wurden die Predigt und die Orgelmusik ins Freie übertragen.

Paarweise oder einzeln mit Abstand und Mundschutz saßen die Gläubigen bis hinauf auf die Empore weit auseinander. Im Gottesdienst wurde nicht gesungen. Die musikalische Gestaltung hatte der Organist Martin Böswetter übernommen. Prädikant Norbert Höllstin vermittelte in seiner Predigt den Sinn für die Gemeinschaft. Beispielhaft sei die Überlieferung der Geschichte von Babylon. „Die Angst vor Verlusten und ein zu ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis engen ein“, sagte Höllstin. Der göttliche Auftrag laute: „füllet die Erde“. Dies bedürfe des Geistes, der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit. Höllstin rief dazu auf, nicht Mauern und Türme zu errichten, sondern zu kommunizieren und Brücken zu bauen. „Wir sind dankbar, dass das Gebet in der Gemeinschaft wieder möglich ist“, schloss der Prädikant seine Predigt.

Stimmen der Besucher

„Ich bin glücklich, dass wir wieder einen Präsenzgottesdienst feiern können“, sagte Andreas Musolt. Er sei versucht gewesen, bei den Liedern mitzusingen, das sei vielen auch so gegangen. Besonders freute sich Musolt über den schönen Altarschmuck.

Helga Wojcziechowski ist extra aus Laufenburg zum Gottesdienst nach Haltingen gekommen. Vor einem Jahr zog sie von Haltingen fort. Bekannte treffen, das Grab ihres Mannes besuchen, das waren ihre Motivationen. Es sei schade, dass das Kirchencafé nicht geöffnet werden konnte, stellte sie fest.

Anita Möhring ist Kirchengemeinderätin. Ungewohnt viel Arbeit sei in der Vergangenheit und mit den Vorbereitungen für diesen Gottesdienst verbunden gewesen, stellt sie fest. Dennoch, sie sei sehr froh, dass endlich wieder ein Gottesdienst stattfinden konnte. Der große Zulauf zeige, dass es ein Bedürfnis der Menschen sei, zusammen zu kommen.

Angelika Walliser, Vorsitzende des Kirchengemeinderates, sagte: „Dass so viele gekommen sind, ist einfach toll, ich bin begeistert.“ Der Kirchengemeinderat habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Die Tütenaktion zu Ostern, die Mut-mach-Blättchen, der digitale Gottesdienst, das alles könne einen Präsenzgottesdienst nicht ersetzen. Die Digitalisierung sei ebenfalls anstrengend gewesen. Doch der Aufwand habe sich gelohnt, denn es habe viel Zuspruch gegeben. „Danke, dass ihr uns nicht vergessen habt“, das sei einer der Sätze, die dies ausdrückten. Nun hoffe sie, dass die Pandemie bald ein Ende fände oder dass besser damit umgegangen werden könne.

Es sei ihm ein Bedürfnis gewesen, am Gottesdienst teilzunehmen, sagte Werner Stöcklin. Der Ablauf sei zwar anders gewesen und es sei schade, dass nicht gesungen werden konnte. Auf jeden Fall aber will er wieder an einen Gottesdienst gehen.

Prädikant Norbert Höllstin fand, dass es in der Kirche „anders als daheim vor der Kamera“ war. „Hier in der Kirche spüre ich die Menschen.“ Es sei schwierig gewesen, die Anzahl der Kirchenbesucher einzuschätzen. Von etwa 30 Personen sei er ausgegangen, dass es am Ende über 50 Menschen waren, habe er nicht erwartet. Dass so viele gekommen seien, das sei Motivation und ein Zeichen, dass man auf einem guten Weg sei. „Schließlich ist es der Auftrag der Kirche, für die Menschen, gerade in schwierigen Zeiten, da zu sein“, sagt der Prädikant.

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