Weil am Rhein Termine sind Mangelware

Weiler Zeitung
Einen Termin bei einem Frauenarzt in Weil am Rhein zu bekommen, ist äußerst schwierig. Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Ärzteversorgung: In Weil am Rhein gibt es nur noch wenige Frauenarztpraxen / Hohe Auslastung

Wer einen Frauenarzt in Weil am Rhein sucht, hat ziemlich schlechte Karten. Es gibt nur noch wenige Praxen – und diese können sich vor Patienten kaum retten.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. „Wir sind bis Februar 2019 ausgebucht“, erklärt Ärztin Adele Demner im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie hat eine Praxisgemeinschaft mit Karin Grossmann – bei ihr sehe die Auslastung ähnlich aus – und Heinz von der Brelie, der ausschließlich Privatpatientinnen behandelt. „Wir können nur noch Schwangere oder Frauen mit akuten Problemen aufnehmen, wo der Hausarzt das im besten Fall auch anfordert“, beschreibt Demner den aktuellen Stand in ihrer Praxis.

Die Situation in Weil bezeichnet sie als „miserabel“. Zwei Ärzte haben in den vergangenen Jahren ohne Nachfolge aufgehört. „Es rückt einfach niemand nach – nicht einmal in Anstellung, was wir auch anbieten würden.“ Man könne nur abwarten. „Wir hoffen, dass sich jemand meldet“, sagt Demner.

Frauen auf der Suche nach einem Gynäkologen müssten eben weitere Wege in Kauf nehmen. „Im Raum Freiburg gibt es noch Kapazitäten, dort sind einfach mehr Praxen“, erklärt die Weiler Ärztin. „Es tut uns leid, aber wir können nicht alle versorgen – zumal wir uns hier im Zuzugsgebiet befinden, was noch mehr Patienten mit sich bringt.“

Ihre Erfahrung habe allerdings auch gezeigt, dass etliche Patientinnen ihre ausgemachten Termine nicht wahrnehmen – etwa, weil sie sie vergessen haben. „Das passiert fast täglich und ist wirklich ärgerlich“, kritisiert Demner. Sie wünscht sich, dass die Termine mehr wertgeschätzt werden. Schließlich arbeite man mit Bestellsystem. „Wir können ja in dem Moment keine Patientinnen von der Straße holen.“

Bei der Versorgungssituation gebe es zwei Seiten, meint Kai Sonntag, Leiter der Stabstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg: den offiziellen Versorgungsgrad und die gefühlte Versorgung.

Ersterer werde bei den Facharztgruppen auf Landkreisebene betrachtet. In den 90er Jahren sei ein System festgelegt worden, wie viele Ärzte sich niederlassen dürfen – das Arzt-Einwohner-Verhältnis, das dreimal im Jahr berechnet wird. „Im Landkreis Lörrach liegt es derzeit bei 109,4 Prozent, also gibt es etwas mehr Frauenärzte, als vorgesehen wäre“, berichtet Sonntag. Von einer Überversorgung spreche man allerdings erst ab 110 Prozent. „Dann erfolgt eine Niederlassungssperre.“

Die lokale Situation könne natürlich ganz anders sein. Im Arzt-Einwohner-Verhältnis werde nämlich nicht erfasst, wie viele Patienten der jeweilige Arzt behandelt. „Die Bedarfsplanung ändert sich also nicht, wenn etwa jemand nachrückt und weniger Menschen behandelt als sein Vorgänger“, erklärt Sonntag. Außerdem werde keine Spezialisierung berücksichtigt: „Es gibt Praxen, die sich nur mit dem Thema Kinderwunsch befassen und keine Routineuntersuchungen anbieten.“ Das seien die Tücken der Statistik.

Je ländlicher der Raum, desto schwieriger sei die Nachfolge, weiß auch Sonntag um ein bekanntes Problem. Er erkennt aber vor allem einen Mangel an Arztzeit. „Die Anzahl der Medizinstudenten ist in den vergangenen Jahren etwa gleich geblieben, aber jene, die tätig sind, arbeiten weniger“, stellt er fest.

Auch Sonntag kann Frauen nur raten, ihren Umkreis etwas zu erweitern. „Man muss ja auch in der Regel nicht jede Woche zum Frauenarzt.“ Aber er wisse, dass auch das Vertrauensverhältnis eine wichtige Rolle spiele. Des Weiteren könnten Patientinnen die Termin-Service-Stelle der KV in Anspruch nehmen. „Diese vermittelt in dringenden Fällen Termine innerhalb von vier Wochen.“ Allerdings nicht beim Wunscharzt und ohne Folgetermine. Zudem müssten ebenfalls weitere Wege in Kauf genommen werden.

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