Weil am Rhein Tipps

Weiler Zeitung

Die vielen Wildbienen sind das erste, worauf Hobby-Imker Thomas Bayer den

Die vielen Wildbienen sind das erste, worauf Hobby-Imker Thomas Bayer den Besucher aufmerksam macht. Fünf verschiedene Arten schwirren um die aufgehängten Wildbienenhotels in seinem Haltinger Garten. Man müsse als Imker auch die restliche Natur im Blick haben, sagt der Weiler Grünen-Stadtrat. An den Wildbienen und anderen Insekten sehe man am besten, ob die Natur noch intakt ist.

 Natürlich gibt es zu wenige Imker, sagt Thomas Bayer, dennoch sieht er den Boom der Hobby-Imkerei in kleinen Hausgärten mit Skepsis. Mit dem Kauf eines Bienenkastens und eines Bienenvolkes sei es eben nicht getan. Nicht zuletzt wegen der amerkanischen Faulbrut, einer meldepflichtigen Erkrankung der Bienen, rät Bayer, nur im Verein organisiert in die Imkerei einzusteigen.

 Bienen ist zudem geholfen, wenn sie in den Gärten durch entsprechende Pflanzen ausreichend Nahrung fänden, und Hobbygärtner enthaltsamer bei Insektiziden wären. „Vor allem bei Sonnenschein, wenn die Bienen fliegen, sollte nicht gespritzt werden“, fordert Bayer.

Von Jasmin Soltani

Weil am Rhein-Haltingen Dass deren Zustand nicht der beste ist, zeigt sich für Thomas Bayer nicht zuletzt darin, dass es – anders als in seiner Kindheit – keine Netze mehr bräuchte, um Schmetterlinge zu fangen. „Es gibt sie kaum noch.“ So wie es generell immer weniger Insekten, also auch Bienen, gibt.

Für den Hobbyimker gibt es für die Misere drei wesentliche Gründe: die Zersiedlung der Landschaft, die Monokultur in der Landwirtschaft sowie Umweltgifte, darunter Herbizide und Schädlingsbekämpfungsmittel wie auch die in der EU mittlerweile zumindest für den Einsatz im Freiland verbotenen Neonikotinoide. Die Bienen in seinem Garten jedenfalls würden fast mehr Honig produzieren als die Bienenstöcke, die er in Feld und Flur stehen hat. „Weil nach den Linden in der freien Landschaft kaum noch etwas blüht“, weil Streuobstwiesen Mangelware seien und blühende Randstreifen zu früh gemäht würden.

Schon als Kind faszinierte ihn die Imkerei

Die Imkerei hat den aus dem Hunsrück stammenden, gelernten Koch schon in der Kindheit fasziniert. Bei einem Imker, der seine Bienenkörbe im Wald hatte, durfte er seinerzeit auch mal mit Hand anlegen. „Ohne Imkerkittel, aber mir ist nie etwas passiert.“ Zum eigenen Hobby wurde die Bienenzucht viel später, als Thomas Bayer schon in Haltingen lebte und nachdem er mit seiner Frau eine Veranstaltung des Imkervereins Efringen-Kirchen besucht hatte, wo er nun Mitglied ist.

14 Stöcke im Ertrag und fünf Jungvölker

Er hatte damals Glück, acht Bienenvölker konnte er von einem Imker übernehmen, der aufhören wollte. Eine gewaltige Menge für einen Autodidakten wie ihn. Mittlerweile hat er 14 Stöcke im Ertrag und fünf Jungvölker. Er beherrscht das Handwerk aus dem Effeff.

Routiniert nimmt er den mit Rainfarn gefüllten Rauchbläser und den Stockmeißel – „die wichtigsten Werkzeuge der Imker“ – in die Hand, pustet etwas von dem beruhigenden Rauch in einen Bienenkasten, zieht sachte einige Rahmen, in denen die Bienen brüten und Honig produzieren, heraus und erläutert, wie das geht mit der Bienenzucht und der Honigproduktion. Erklärt, was es auf sich hat mit Leerwaben und Futterwaben, der fast vollen Wabe mit gedeckelter Brut im Verpuppungsstadium, den Drohnen, die nur zur Begattung der Königin leben, zeigt Rahmen mit Honigvorräten und solche mit frischen Eiern, in denen ein noch kleines Volk die eigene Königin heranzieht, die ausschließlich mit Gelée Royal gefüttert wird.

Gut 1000 Eier legt die Dame, an ihrer Größe gut erkennbar, später – am Tag. So wächst das Volk, solange die Königin tüchtig legt. Und solange die Arbeiterinnen gesund sind, wird auch fleißig Honig produziert, den der Hobbyimker im Herbst aus den Waben schleudert, siebt, abschäumt und auf Märkten verkauft: Akazien- und Lindenblütenhonig vom Tüllinger, Blütenhonig aus dem Garten. „Die Biene orientiert sich an der stärksten Blüte“, erläutert Bayer, weshalb die Bezeichnungen Sinn machen.

Noch vielfältiger als Honigsorten sind die Möglichkeiten der Bienenzucht. Und weil er als Imker gerne alles ausprobiert, stehen in Bayers Garten unterschiedliche Bienenkästen, auch Beuten genannt. Solche für Rahmen im Zandermaß ebenso wie die weniger üblichen Dadant-Kästen, in denen das Bienenleben nur in einem Kasten stattfindet.

Entscheiden werden letztlich die bessere Handhabbarkeit und das Gewicht. Immerhin wiegt eine volle Wabe rund zwei Kilo: eine ordentliche Heberei bei zehn bis zwölf Rahmen pro Kasten. Denn die Beuten müssen wöchentlich danach kontrolliert werden, ob die Königin aktiv ist, ob sich der Honigraum füllt und vieles mehr.

Idealerweise muss der Imker auch den Moment abpassen, in dem ein Bienenvolk schwärmen könnte – und eingreifen. Kommt er zu spät, hängt das junge Völkchen wie eine Traube in einem Baum. Dann rückt Bayer mit dem Fangkasten an, nebelt den Schwarm ein und schüttelt das gesamte Volk beherzt in den Kasten.

Varroa-Milbe im Schach halten

Wie andere Imker, muss auch Bayer die Varroa-Milbe im Schach halten, was mit konzentrierter Ameisensäure nach der letzten Honigschleuder im Herbst geschieht. „Es gibt aber immer wieder Verluste“, räumt er ein.

Doch es droht mit dem Insektensterben, das erst durch das Bienensterben und damit viel zu spät Schlagzeilen macht, ein viel größeres Problem, das die gesamte Weltbevölkerung empfindlich treffen könnte. Denn mit den Insekten als Blütenbestäuber verschwindet ein wesentliches Glied in der Nahrungskette. In China übernehmen bereits „menschliche Bienen“ die Bestäubung in Obst- und Gemüsefeldern.

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