Weil am Rhein „Nach jeder Krise wird man stärker“

Weiler Zeitung
Metzgermeister Joachim Lederer Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Interview: Joachim Lederer berichtet von seiner Metzgerei in der Corona-Zeit

Weil am Rhein (aje). Die Metzgereien gehören zur Abdeckung der Grundversorgung dazu, darum hatten sie in der „strengen Phase“ der Corona-Krise auch geöffnet. Geschäftsführer Joachim Lederer von der Metzgerei „Lederer“ berichtet im Gespräch mit Alisa Eßlinger, welche Veränderungen die Krise auf Metzgereien, Menschen und den Catering-Service hat.

Frage: Die Metzgerei „Lederer“ dient zur Lebensmittelversorgung, daher hatte Ihr Geschäft auch im „Shutdown“ geöffnet. Welche Veränderungen haben Sie in dieser Zeit festgestellt?

Mir ist vor allem aufgefallen, dass sich die Menschen verändert haben. Da die Dienstleistungen fehlen, sind viele verunsichert und skeptisch. Das Interesse an Corona ist immer noch sehr hoch, und die Kunden hinterfragen alles.

Frage: Welche Maßnahmen mussten Sie ergreifen, um Kunden und Mitarbeiter zu schützen?

Den nötigen Abstand einzuhalten, ist hinter der Theke einfach nicht möglich. Daher habe ich zum Schutz meine Mitarbeiter in Schichtbetrieb eingeteilt, sodass weniger hinter der Theke stehen.

Frage: Sind die Verkaufszahlen stabil geblieben oder konnten Veränderungen auch hinsichtlich des Kaufverhaltens festgestellt werden?

Die Verkaufszahlen sind rückläufig. Es fehlen die Schüler, die Schweizer und Franzosen. Auch der Catering-Service fällt weg. Aber da die Menschen mehr zu Hause sind, kochen sie viel mehr und essen auch mehr Fleisch, daher sieht es bei dem Umsatz besser aus.

Frage: Ihre Ware bekommen Sie vom Schlachthaus geliefert. Kam es zu Lieferschwierigkeiten oder gab es Vorkehrungen, die getroffen werden mussten?

Nein, Lieferschwierigkeiten hatten wir keine. Da die Gastronomie geschlossen ist, gleicht sich das aus. Jeder Betrieb trifft automatisch seine Vorkehrungen, so auch in einer Krise, daher muss es ja weitergehen.

Frage: Als Landesinnungsmeister haben Sie einen Überblick: Welche Unterschiede gibt es in Weil im Vergleich zum Land?

Auffällig ist, das alle grenznahen Gebiete, vor allem die am „Speckgürtel“ der Schweiz beheimatet sind, deutlich weniger Umsatz haben, als die im Zentrum von Baden-Württemberg. Ich selber merke das auch, denn die Schweizer kaufen eher hochwertige Produkte, das bringt viel Umsatz ein.

Frage: Da Menschenkontakt in Ihrem Beruf unvermeidbar ist, hatten Sie Bedenken vor einer Ansteckung für Sie und Ihre Mitarbeiter?

Nein, also Bedenken habe ich keine. Ich spreche auch mit meinen Mitarbeitern darüber, aber da wir mit Handschuhen und Mundschutz arbeiten, sollte es hoffentlich kein Problem geben.

Frage: Veranstaltungen im Hadid-Bau sind ausgefallen: Welches finanzielle Loch reißt dies in Ihre Kalkulation, da Sie dort die Bewirtung übernommen haben?

Seit dem 7. März ist der Hadid-Bau tot. Es werden nur noch Kosten produziert. Aber ich habe schon sehr viele Krisen wie BSE oder Vogelgrippe durchgemacht, daher geht es auch nach Corona weiter.

Frage: Mussten Sie Kurzarbeit für Mitarbeiter anmelden, da das Catering-Geschäft derzeit nahezu auf Null liegt?

Keiner meiner Mitarbeiter ist in Kurzarbeit. Schließlich soll es allen gut gehen, daher laufen die Löhne weiter und wenn alles wieder normal abläuft, dann werden sie die Stunden nacharbeiten.

Frage: Was nehmen Sie aus der Zeit mit?

Wir wohnen im Paradies und viele lernen erst jetzt die Umgebung richtig kennen. Ich finde es schön, dass die Menschen wieder mehr draußen sind, auf sich achten und sich gesünder ernähren. Daher hoffe ich, dass die Menschen geerdeter aus der Krise kommen. Klar verlieren viele Betriebe Geld, aber danach geht es wieder weiter. Nach jeder Krise wird man stärker und besser. Ich bin von Haus aus Optimist.

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