Unermüdliches grenzübergreifendes Engagement

Von Ingmar Lorenz

Weil am Rhein/St. Louis . Mit einem der höchsten französischen Auszeichnungen für Verdienste im Bildungswesen, dem „Palmes Académiques“, wurde Rainer Reisgies, Ausbildungsberater bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Schopfheim, gestern für seine grenzüberschreitende Arbeit im Dreiländereck ausgezeichnet.

Dass Reisgies der Orden im Lycée Jean Mermoz in St. Louis überreicht wurde, sei kein Zufall, wie Schulleiter Jean-Luc Schildknecht betonte. Schließlich habe dort vor fünf Jahren ein wichtiges Projekt der deutsch-französischen Zusammenarbeit seinen Ausgangspunkt gehabt – die Rahmenvereinbarung über die grenzüberschreitende Berufsausbildung.

„Es gab viel zu tun in den vergangenen fünf Jahren. Viele Hindernisse mussten überwunden werden“, sagte Schildknecht. Aber dank des unermüdlichen Einsatzes Reisgies’, für den dieser nun mit dem „Palmes Académiques“ ausgezeichnet werde, sei man guter Dinge. Man habe damals einen wichtigen Grundstein für den zukünftigen Erfolg deutsch-französischer Ausbildungsprogramme gelegt, so der Schulleiter.

Da der Generalkonsul kurzfristig verhindert war, bekam Reisgies den Orden von Georges Leyenberger vom französischen Konsulat in Stuttgart überreicht. Auch Leyenberger dankte Reisgies für sein großes Engagement. Wie wichtig die deutsch-französischen Beziehungen dem Geehrten seien, könne man schon seinem eigenen beruflichen Werdegang entnehmen. Die Liebe zu dem Land auf der anderen Seite des Rheins sei bereits zu Schulzeiten durch Austauschprogramme entstanden. Später folgte ein Betriebspraktikum in Straßburg.

Die Erfahrungen, die Reisgies dabei sammelte, seien später prägend für seine Tätigkeit als Ausbildungsberater bei der IHK gewesen, betonte Leyenberger. „Sie haben so viel für den Austausch der Jugendlichen in Frankreich und Deutschland getan, dass ich gar nicht alle Projekte aufzählen kann“, sagte Leyenberger in Richtung des Geehrten. Unter anderem habe er beispielsweise den Lehrlingsaustausch der Floristen bereits in den 1990er Jahren ins Leben gerufen.

Reisgies selbst bedankte sich für die Auszeichnung. „Es ist eine große Ehre für mich.“ Bei seiner grenzüberschreitenden Arbeit für die Ausbildung von Jugendlichen seien ihm vor allem wichtig gewesen, dem Fachkräftmangel in Deutschland und der Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich entgegen zu wirken. Zudem habe sich schnell gezeigt, dass französische Auszubildende vom dualen System in Deutschland profitieren können.

Seine gesamte Arbeit sei aber nur deshalb möglich, weil die politischen Voraussetzungen stimmten. „Es ist ein kleines Stück für unser gemeinsames Europa“, fasste Reisgies seine Arbeit zusammen. Den Firmen, die seinen Ideen von Anfang an aufgeschlossen gegenüberstanden – vor allem Hieber und Evonik – dankte Reisgies ebenso wie den Mitarbeitern der Academie Straßbourg und seinen Kollegen bei der IHK.

Den Dank gab Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der IHK, an den Geehrten zurück. „Wir sind stolz auf Sie.“ Engagierten Personen wie Rainer Reisgies sei es zu verdanken, dass die politischen Visionen einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich nicht im „luftleeren Raum“ existieren, sondern realisiert werden. Reisgies habe sich während seiner 35 Jahre bei der Industrie- und Handelskammer als echter „Macher“ erwiesen.

Dass er sich auch zukünftig für die Ausbildung von Jugendlichen dies- und jenseits der Grenze einsetzen wird, machte Reisgies selbst deutlich. „Warum sollten wir beispielsweise nicht über eine deutsch-französische Arbeitsagentur nachdenken?“, blickte der Geehrte auf mögliche künftige Projekte.