^ Weil am Rhein: Unterbrochene Traditionen - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Unterbrochene Traditionen

Weiler Zeitung

Kultur: Weihnachts- und Neujahrskonzerte können nicht stattfinden / Künftige Organisation noch offen

Zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren können aufgrund der Corona-Krise zwei Konzerte nicht veranstaltet werden, die vom Kulturamt als musikalisches Angebot während der Festtage konzipiert und immer ausgezeichnet besucht waren. Das Weihnachtskonzert mit dem Kammerorchester der Musica Antiqua Basel stand für rund 500 Menschen regelmäßig am Stephanstag im Kalender. Auch das festliche Neujahrskonzert in der Ötlinger St. Gallus-Kirche war fast immer ausverkauft.

Weil am Rhein. Fridolin Uhlenhut, der langjährige Dirigent der Orchestergesellschaft und Gründer der Basler Solistenkonzerte und des Trios Musica Antiqua Basel hatte schon ein Jahr nach dem Amtsantritt von Tonio Paßlick mit dem damals neuen Kulturamtsleiter vereinbart, das bereits bestehende Weihnachtskonzert in der Riehener Dorfkirche auch regelmäßig in Weil am Rhein anzubieten. Zunächst in der Altweiler Kirche, dann nach der Einweihung von St. Peter und Paul auch in der blauen Zelt-Kirche, heißt es in einer Mitteilung des Kulturamts.

Paßlick war damals bereits Flöten-Solist im Trio Musica Antiqua Basel. Als der zuvor mit dem Ehepaar Fridolin und Rita Uhlenhut konzertierende international bekannte Blockflötist Hans-Martin Linde nämlich 1987 bei einem Konzert in Freiburg ersetzt werden musste, wurde der damals 32-jährige Kulturamtsleiter im Jahr 1987 angefragt, ob er den Maestro ersetzen könne. Nachdem der Einstand gelungen war, blieb Paßlick bis vor zwei Jahren ständiger Blockflötist des Trios und gelegentlich auch beim Kammer-Orchester.

Aus einer Musikerfamilie

Vor zwei Jahren beendete Fridolin Uhlenhut aus Altersgründen die Konzerte der Musica Antiqua, dirigierte aber weiterhin die Weihnachtskonzerte. Das eigentliche Abschiedskonzert fand im vergangenen Jahr statt, in diesem Jahr sollte eine Übergabe vorbereitet werden.

Uhlenhut stammt aus einer Musikerfamilie, wurde an den Musikakademien von Wien, Freiburg, Amsterdam und Salzburg ausgebildet. Dirigentenstudien bei Herbert von Karajan, Milan Horvat oder Erich Schmid sprechen für sich, heißt es weiter.

Als Cellist absolvierte er Meisterkurse bei bekannten Persönlichkeiten wie Pablo Casals, Enrico Mainardi und Tibor de Machula. Nach einigen Jahren der Wanderschaft ließ er sich mit seiner Frau in Basel, genauer in Riehen, nieder. Von 1964 bis 1999 war er Lehrer für Violoncello und Kammermusik an der Musikakademie in Basel. Mit seiner Frau, der Cembalistin Rita Uhlenhut, gründete er das „Solisten-Ensemble Basel“ und das Barock-Ensemble „Musica Antiqua Basel“.

Die „Wenkenhof-Konzerte“ schon vor 30 Jahren, die Riehener Konzerte in der Dorfkirche oder die Weihnachtskonzerte in Weil am Rhein in den vergangenen zehn Jahren zählten lange zum unverzichtbaren Inventar des regionalen Konzertkalenders. Zeitweise übte das Kammer-Orchester für vier Konzerte, nämlich seit acht Jahren auch für ein Konzert im Advent in Rheinfelden und gelegentlich auch im Elsass.

Noch keine Nachfolge

Zahlreiche Gespräche waren geführt worden, um geeignete Nachfolger für die Organisation dieses ad-hoc-Orchesters zu finden, das aus Musikern des Dreilands gebildet wurde. Aber die aktuelle Corona-Lage ließ nur eine Absage zu. Fridolin Uhlenhut ließ durchblicken, dass er sich vorstellen könne, das Barock-Konzert doch noch einmal im Frühjahr zu organisieren, falls es die allgemeine Lage zulässt. Beteiligt wäre dann auch Tonio Paßlick, der von Februar an im Ruhestand sein wird.

Ob und in welcher Form die Weihnachtskonzerte künftig organisiert werden, ist bislang noch offen. Das hängt auch von den neuen Kulturamtsleitern in Rheinfelden und Weil am Rhein ab oder möglichen Organisatoren, die im kommenden Jahr gefunden werden müssten. Die Konzerte in der Riehener Dorfkirche waren bislang von Uhlenhuts organisiert und von der Gemeinde Riehen unterstützt worden.

Auch für das Neujahrskonzert in der Ötlinger Kirche war alles vorbereitet: Ein Trio mit Heiner Krause, Heike Rügert und Irmtraud Tarr hatte ein Programm kreiert, das sogar zwei Mal am 1. Januar gespielt werden sollte. Auch hier ist eine Verschiebung auf normalere Zeiten wahrscheinlich.

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