^ Weil am Rhein: Unterwegs auf der Terrasse Weils - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Unterwegs auf der Terrasse Weils

Beatrice Ehrlich
Alles ist zu Fuß erreichbar: Rathaus und Kirche in Ötlingen Foto: Beatrice Ehrlich

Ortsvorsteher Günther Kessler führt durch Ötlingen.

Ötlingen kann sich sehen lassen: Blitzsauber liegt die Dorfstraße da, die historischen Häuser zeigen sich in der warmen Herbstsonne in ihrem besten Licht. Ich bin stolz, hier Ortsvorsteher zu sein“, sagt Günther Kessler, der dieses Amt seit vier Jahren bekleidet und dies auch gern noch nach den Kommunalwahlen im nächsten Jahr tun würde.

Das älteste Haus Ötlingens Foto: Beatrice Ehrlich

Rund 800 Einwohner hat der kleinste, aber dafür „höchste und schönste“ Weiler Ortsteil, „die Terrasse Weils“ wie Kessler ergänzend anmerkt. Dazu vier Gasthäuser – das „Café Inka“, der „Ochsen“, die „Blick Bergwirtschaft“, ehemals Gasthaus „Dreiländerblick“ und das „Rebstübli“ – „Wo finden Sie das heute noch?“

Zufallsfund

Der Ortsrundgang startet im „Café Inka“, das über die Region hinaus Bekanntheit erlangt hat wegen der Panoramatapete mit Motiven aus dem Leben der Inka aus dem Jahr 1819. 1988 wurde sie zufällig bei Renovierungsarbeiten in einem alten Haus entdeckt, hinter dessen Wänden niemand einen solchen Schatz vermutet hatte.

Im Café Inka Foto: Beatrice Ehrlich

Davon kann man sich anhand einer Fotografie überzeugen, auf die Ronja Thudichum hinweist. Zusammen mit ihrer Partnerin Diana Just führt sie das Café, das neben den geschichtsträchtigen Räumen auch über einen Balkon und einen Innenhof verfügt, seit Juni 2021. Ortsvorsteher Kessler, von Beruf Elektrikermeister, berichtet, dass beim Abschleifen der Wände Papierfetzen in der Maschine hängen geblieben, sodass man schließlich entschloss, die Wand einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Der kopfsteingepflasterte Innenhof des historischen Ensembles, zu dem auch eine alte Scheune gehört, sei übrigens sein „Bubenheim“ gewesen, berichtet Kessler im Rückblick.

Geschichtsträchtiger Innenhof Foto: Beatrice Ehrlich

Oft habe er mit einem Freund, der hier wohnte, zusammen gespielt. Nächste Station ist der „Ochsen“, ein traditionelles, familiengeführtes Gasthaus, dessen Terrasse einen Blick wie vom Flugzeug aus auf Basel bietet und Ötlinger wie Besucher von außerhalb gleichermaßen anzieht.

Essen mit Ausblick im „Ochsen“ Foto: Beatrice Ehrlich

Der Boden in den Gasträumen werde vom Wirt, Jürgen Marx, noch wie früher mit Öl und Sägespänen geputzt, erläutert Kessler beim Gang durch die Wirtschaft.

Gastfeundschaft im „Ochsen“. Foto: Beatrice Ehrlich

Ein paar Schritte weiter die Dorfstraße hinauf, führt ein Abstecher in Ötlingens einziges Weingut, das „Vinessli“.

Das „Vinessli“ ist das einzige Weingut Ötlingens. Foto: Beatrice Ehrlich

Es wird von Kesslers Schulkamerad Dieter Rösch, Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr im Ruhestand, geführt. Das Haus ist voller Bilder seines Vaters, des Künstlers Karl Rösch.

Neben Szenen aus dem Dorf, dem Markgräflerland und den Weinbergen, hat der Maler, selbst Kriegsteilnehmer im Zweiten Weltkrieg, in eindrucksvollen Gemälden die Schrecken von Krieg und Verwüstung festgehalten.

Bilder von Karl Rösch Foto: Beatrice Ehrlich

Auch viele Ötlinger würden das „Vinessli“ aufsuchen, um dort Wein zu kaufen, freut sich Kessler. Dieter Rösch hatte, als er diesen Namen erdachte, dreierlei im Sinn: Das lateinische Wort „vinum“ sollte darin stecken, ebenso aber auch die „Finesse“ und nicht zuletzt die Endung „-li“ als Tribut an die alemannische Sprache.

Haifische helfen

„Es war klasse, wie wir hier aufgewachsen sind, so schön. Wir konnten in die Schule laufen“, erinnert sich Kessler, als es am etwas abseits gelegenen Bolzplatz im Käferholz vorbei zur Daur-Hütte weitergeht. Nur zum Schulabschluss nach der neunten Klasse musste er nach Binzen zur Schule. Die Daur-Hütte, benannt nach dem Kunstmaler Hermann Daur, liegt oberhalb des Dorfs auf Ötlinger Gemarkung.

Ortsvorsteher Günther Kessler freut sich, dass der Grillplatz an der Daur-Hütte so gut gepflegt ist. Foto: Beatrice Ehrlich

Der davor gelegene Grillplatz bietet einen weiten Ausblick ins Kandertal und über die Ruine Rötteln ins Wiesental. Kessler weist auf die großen Holzbänke und -tische, die neben der Hütte zum Sitzen einladen. Sie seien gerade wieder hergerichtet worden und „zwecks der Kommunikation“ extra so groß geraten, viel größer als anderswo üblich.

Neue Bänke gibt es an der Daur-Hütte. Foto: Beatrice Ehrlich

Seit die „Haifische“ dastünden – Kessler weist auf die drei Abfallbehälter aus Edelstahl am Grillplatz – sei es hier oben deutlich sauberer als früher, hebt er hervor. Die Behälter würden regelmäßig von der Stadt geleert, lobt er.

„Chunscht“ mit Kacheln

Letzte Station des Rundgangs ist das Museum Dorfstube Ötlingen. Auch mit diesem historischen Gebäude, in dessen Innerem die Einrichtung eines typischen Markgräfler Dorf- oder Bauernhauses besichtigt werden kann, verbindet den Ortsvorsteher eine persönliche Beziehung: Da seine Eltern in der Landwirtschaft beschäftigt waren, verbrachte als kleiner Bub viele Tage in diesem Haus unter der Obhut von Alice Grether. Die Stube sei fast noch identisch, sagt er mit Blick auf Tisch, Stühle und Geschirr und die „Chunscht“, mit den schwarzen, grüngepunkteten Kacheln. Ein kleines Bett habe noch an der Wand gestanden, wo er als Kind seinen Mittagsschlaf gehalten habe. Von der Küche aus gibt es noch einen Auslauf fürs Wasser direkt nach draußen.

Hier schwappte das Wasser zum Fenster hinaus. Foto: Beatrice Ehrlich

Unterhalb davon seien sie als Buben oft Schlittschuh gefahren, erinnert sich Kessler.

Kessler, der erst im Juli den Elektrofachbetrieb aufgegeben hat, den er rund 42 Jahre führte, freut sich, dass er jetzt mehr Zeit für seine Aufgabe als Ortsvorsteher hat. Er achtet sehr darauf, dass im Dorf immer alles schön sauber und ordentlich ist. Von der Stadt Weil fühlt er sich in diesem Bemühen hervorragend unterstützt. „Ich könnte über nichts klagen“, sagt er zum Abschluss des Rundgangs.

Umfrage

2adaf948-0d33-11ef-8d09-186c8841fdbe.jpg

Die Kommunal- und Europawahl werfen Ihre Schatten voraus. Werden Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?

Ergebnis anzeigen
loading