Weil am Rhein Urlaub in Südbaden muss ausfallen

Saskia Scherer
Harald Werner (Mitte) leitet seit dem Jahr 2015 den Arbeitskreis Tschernobyl. Im vergangenen Jahr besuchte eine Mädchengruppe aus Shlobin Weil. Foto: zVg

Corona: Weiler Arbeitskreis Tschernobylkinder lädt normalerweise Kinder aus Shlobin ein

Weil am Rhein - Jedes Jahr lädt der Arbeitskreis Tschernobylkinder zehn Kinder aus der weißrussischen Stadt Shlobin für drei Wochen nach Südbaden ein, um ihnen unbeschwerte Ferien zu ermöglichen. Dieses Jahr ist das aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich.

„Wir mussten alles absagen“, erklärt Arbeitskreis-Leiter Harald Werner im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Enttäuschung bei den Kindern sei groß gewesen, auch die Eltern hätten sich schon gefreut. „Aber wir haben entschieden, dass exakt diese Gruppe im nächsten Jahr kommen darf, falls es dann wieder möglich ist.“ Normalerweise können nur Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren hierher reisen, weil ab zwölf Jahren der Preis des Flugtickets stark steigt. „Ein, zwei Kinder werden zwar nächstes Jahr zwölf sein, aber wir werden sie nicht ausschließen. Die Kosten können wir auch stemmen“, sagt Werner.

Geplant war eigentlich wieder ein eineinhalbwöchiger Aufenthalt im Hotzenwaldhaus der Hochtouristen Kandern, außerdem sollten Ausflüge in den Europapark und eine mehrtägige Bootstour stattfinden. Zum Glück habe man alles stornieren können. Die Spenden, die für dieses Jahr bereits eingingen, sollen dann im nächsten Jahr verwendet werden. „Bei diesen Sponsoren werden wir dann auch keinen Antrag mehr stellen“, erklärt der Leiter.

Spenden 2021 verwenden

Dadurch, dass das Geld vorerst nicht gebraucht werde, sei der Arbeitskreis auch finanziell ganz gut aufgestellt. Dennoch hoffe man, wieder beim Weihnachtsmarkt in Binzen mit einem Stand dabei sein zu können. Ob die Gastwirte den Arbeitskreis im nächsten Jahr wieder mit Mittagessen unterstützen können, müsse man sehen. „Schließlich wurden sie selbst ziemlich gebeutelt.“ Für Absagen habe Werner Verständnis.

Über die Corona-Situation in Weißrussland gebe es nur spärliche Infos. „Mir wurde auch von dort über eine Zunahme von Coronafällen berichtet, aber die Leute sind ziemlich sich selbst überlassen und jeder muss selbst auf sich achten. Es gibt kaum Unterstützung vom Staat.“ Es sei alles geöffnet, auch die Schulen.

Die Grenzen allerdings sind dicht, wie auch Werners Frau Irina Berasneva-Werner, die von dort stammt, am eigenen Leib erfahren musste, als sie einen neuen Pass beantragen wollte. „Auch jetzt kann man noch nicht hinreisen, außer man begibt sich nach der Ankunft zwei Wochen in Quarantäne und wenn man wieder in Deutschland ist, nochmal“, schildert Werner. „Dann bräuchte man für einen dreitägigen Aufenthalt vier Wochen Urlaub.“ Der Kontakt zu den Menschen in Shlobin reiße aber nicht ab, zum einen über seine Frau, aber auch über die Betreuerinnen, die sonst mit nach Deutschland reisen.

Ansonsten könne der Arbeitskreis nur abwarten. „Natürlich ist gerade alles etwas schwierig und unübersichtlich. Aber sollte sich die Lage etwas normalisieren, werden wir im Herbst mit der Planung für das kommende Jahr beginnen.“ Sollte dann immer noch keine Reise für die Kinder nach Weil am Rhein möglich sein, stehe allerdings fest, dass es für diese Gruppe keine Chance mehr gibt. „Denn dann würden sich aufgrund des Alters die Flugkosten verdoppeln und wären zu hoch.“

Nach dem Unglück im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl wurde der Arbeitskreis Tschernobylkinder Weil am Rhein im Jahr 1994 gegründet. Er setzt sich ausschließlich aus ehrenamtlichen Helfern zusammen und ist in die evangelische Kirchengemeinde Weil am Rhein eingegliedert. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, sozial schwachen Familien aus der vom atomaren Niederschlag mit am ärgsten betroffenen Region Gomel zu helfen.

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