Allerdings wurde die Weiterentwicklung des regionsübergreifenden Netzwerks auch durch die Corona-Krise gebremst. „Niemand kommt momentan auf die Idee, Geld für einen Router zu investieren, wenn die Geschäfte oder Restaurants leer sind. Die Menschen haben momentan andere Sorgen“, erklärt der Mitbegründer des Freifunks.
Dabei sei die Grenzstadt Weil am Rhein prädestiniert für Freifunk, da viele Gäste aus dem Ausland kommen. „Mit einem freien Wlan könnten auch französische sowie Schweizer Kunden das zusätzliche Angebot nutzen. Schließlich dient es auch der Kundenbindung“, erläutert Lorenz. Deshalb hofft er, dass die Dynamik in Weil doch noch kommen wird. „Vielleicht, wenn die erste Corona-Welle durch ist, machen sich die Unternehmen wieder mehr Gedanken darüber, wie Kunden zusätzlich motiviert werden können. Schließlich ist freies WLAn ein toller Service“, findet er.
"Freies WLAn ein toller Service“
Zur Anschaffung braucht es nur einen zusätzlichen Router, den man einmal kaufen muss. Der Internetzugang bleibt für den Besitzer der gleiche. Die Kosten dafür hängen von der Leistungsstärke ab. Bei einer Neuinstallation stehen die Vereinsmitglieder mit Rat und Tipps zur Seite. Erfahrungen mit Großinstallationen habe die Initiative schon häufiger gesammelt, so helfe der Freifunk-Verein auch bei dem Honberg-Fest in Tuttlingen technisch aus. Dabei werden insgesamt bis zu 1000 Menschen mit freiem WLAN versorgt.
Die Firmware ist von den sieben freiwilligen Mitarbeitern selbst erstellt worden, und rund 5000 Benutzer verwenden derzeit das Netzwerk gleichzeitig. „Auch wenn wir direkt nichts an unserer Arbeit verdienen, ziehen wir dennoch einen Nutzen daraus“, schildert Lorenz. Damit meint er die Begegnungen mit den Menschen und den „Gehirnschmalz“, sprich die Kompetenz und die Fähigkeiten, die sie durch ihre Arbeit erhalten. „Für die Unterstützung sind wir da, jetzt liegt es an den Weilern, ob sie das wollen“, sagt Lorenz.
Wie wichtig Digitalisierung in der heutigen Zeit ist, habe schließlich auch die Corona-Krise gezeigt. „Doch es ist dringend notwendig, dass wir noch eine Schippe drauflegen“, findet der Vorsitzende. So hat sich der Verein in der Krisenzeit vermehrt auf die Asyl-Unterkünfte fokussiert: „Wir arbeiten daran, mehr Bandbreite zu schaffen, um vor allem die Situation des Online-Unterrichts zu verbessern. Gerade jetzt, wo die Präsenz fehlt, ist es doppelt so wichtig, Unterricht zu ermöglichen“, erklärt Lorenz. Außerdem haben sich die sieben Vereinsmitglieder Gedanken gemacht, wie Videokonferenzen auch ohne Betreiber abgehalten werden können.