Weil am Rhein Verglüht im Garten der Künste

Weiler Zeitung
Anja Braun vor ihrer gewölbten Bilderwand im Erdgeschoss im Weiler Stapflehus. Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Ausstellung: Anja Braun im Weiler Stapflehus: Betrachter als Teil der künstlerischen Arbeit

Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Extra um eine Stunde vorverlegt wurde die Vernissage in der Städtischen Galerie im Stapflehus, damit man die Installationen von Anja Braun noch bei Tageslicht sehen konnte. Das betraf vor allem die Arbeit im ersten Stock „100 Times“ mit gebogenen Blechen und polierter Oberfläche. Hier spekuliert die Künstlerin auf verändernde Lichtreflexe bei der dunkler werdenden Tageszeit.

Der Lichteinfall spielt auch mit hinein in der Installation im Erdgeschoss „One Month and One Day“. Dabei handelt es sich um eine gebogene Wand mit einzelnen Bildern, die den flüchtigen Schein von 32 Tagen im Freien einfangen.

Es ist also wirklich eine ungewöhnliche Ausstellung im Kunstverein Weil am Rhein, mit drei optisch voneinander unabhängigen Rauminstallationen, betitelt „Jardin des Arts“. Die aus Freiburg stammende und in Basel lebende Künstlerin ist derzeit gut beschäftigt. Stellt sie doch parallel auch andernorts in der Schweiz aus. Auf die Örtlichkeit des Stapflehus ist sie mit der 32-teiligen Bildserie speziell eingegangen.

Die horizontal angeordneten Farbflächen gehen auf Aquarelle zurück, die sie im Wallis zu unterschiedlichen Tageszeiten chronologisch festhielt – eine besondere Art der Landschaftsmalerei. Diese Landschaftsstudien sind Farbstimmungen im Bereich konzeptueller Raummalerei, für die im Erdgeschoss eine architektonische Lösung mit freistehendem Schwung gefunden wurde. Bei der Eröffnung stand das Publikum hinter der halbkreisförmigen Holzträgerkonstruktion, um die Tag- und Nachtseite und die Malerei einmal als Träger von Naturphänomenen zu erkennen.

Bei Anja Braun hat die Kunst viel mit Zeit und Raum zu tun. Auch in der Video-Audio-Installation im Dachgeschoss, die der Ausstellung den Titel gab, geht es der jungen Künstlerin um das Raumerlebnis; den Betrachter sieht sie als Teil der Arbeit. Entstanden sind die von einer Klangspur begleiteten vier Filme, die im Loop auf vier Wände projiziert werden, bei einem einjährigen Atelierstipendium in der Cité Internationale des Arts in Paris. Man sieht eine Hinterhofsituation mit Hinterlassenschaften und einem Abflussrohr, eine Artischockenblüte, die sich im Wind bewegt und dann in Flammen aufgeht. Dazu gibt es eine Geräuschkulisse der Großstadt mit vor Ort aufgenommenen atmosphärischen Alltagsklängen. Die Artischockenblüte, die Feuer fängt und im Garten der Künste verglüht, sieht Anja Braun als Analogie und Sinnbild von Transformation, Auflösung der Materialität und Veränderungsprozessen. Auch weil diese Videoinstallation den ganzen Raum beansprucht, ist sie beeindruckend und geheimnisvoll. Man kann sich nicht erinnern, hier bisher ein interessanteres Video gesehen zu haben.

Eine ähnlich eindrückliche Raumwirkung hat die Ansammlung von zugeschnittenen Weißblechen, die sich im wechselnden Licht verändern und im Verlauf des Abends eindunkeln. Diese Arbeit verbindet sich am meisten mit dem Raum.  Bis 15. April, Sa. 15-18, So. 14-18 Uhr. Werkgespräch mit Anja Braun und Ruth Loibl Sa, 14. April, 16 Uhr

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