Weil am Rhein Verzaubernde weiße Wunder

Weiler Zeitung

Ausstellung: Die international bekannten Keramikkünstler Annen und Fassbaender im „Underground“

Von Gabriele Hauger

Weil-Haltingen. Fragil, edel, mit geradezu mystischer Wirkung bilden sie eine Kette weißer Schönheiten: die auf erhöhten Regalen platzierten Porzellan-Schalen des international bekannten Basler Keramikkünstlers Arnold Annen. Sind sie bewahrendes Gefäß? Schützender Raum? Oder verletzliches Objekt? Im charismatischen Ausstellungsraum „Underground – Frei Raum für Kunst“ des Fotografen Rolf Frei in Haltingen wird damit jedenfalls erstmals das Kunstgenre Keramik präsentiert, das – laut Frei – leider stark unterbewertet sei.

Mit Violette Fassbaender, der Lebensgefährtin Annens, zeigt der Galerist im Erdgeschoss zudem eine ganz andere Annäherung an das faszinierende Material. Sie stellt skulpturale Objekte aus, auch diese weiß dominiert, was zum Titel der Ausstellung „Weißes Gold“ führt. Aus eisenhaltigem sowie schwarzem Mangan-Ton entstehen nach 14-stündigem Brennen im Ofen faszinierende weiße Arbeiten. Auf deren Oberfläche entdeckt man Strukturen, Linien, Brüche, metallisch-glänzende oder matt schimmernde Stellen. Ein Arbeitsprozess, der höchste Akkuratesse erfordert. Per Hand werden Grundplatten ausgewellt, geschnitten, abstützende Seitenwände geformt. Dabei hinterlassen die formenden Hände Abdrücke auf dem Material – das Ganze ist für Fassbaender ein fast meditativer Vorgang. Nach einer Schablone geformt, kommt schließlich eine Art Verschlussplatte auf das Objekt, die zentimetergenau sitzen muss – für die Künstlerin, die wie Annen lange in Japan gearbeitet hat, stets ein aufregender Moment. Genau wie das Öffnen des Ofens nach dem Brand. Nicht exakt planbar sind schließlich die Nuancen, Schattierungen, die Mischungen und Zwischentöne der Arbeiten. Je nach Lichteinfall und Position des Betrachters entfalten sie eine andere Wirkung, erlauben Entdeckungen: Eine schwarze Linie schlängelt sich durch strukturiertes Weiß, verschiedene Weiß-Gold-Töne schimmern. Es sind ruhige, konzentrierte Objekte, die Verstecktes wieder an die Oberfläche holen. Eine Mischung aus amorphen sowie gezielt geschaffenen Formen, eine Kombination aus Zufall und Planbarkeit, wie sie auch in der Natur besteht, die die Künstlerin zu Titeln inspiriert hat wie „Ausblühung“, „Kristallin“ oder „Geschwemmt“.

Im dunklen Kellergeschoss mit seinen rauen Wänden, erleuchtet von Lichtstrahlern, entfalten Arnold Annens Millimeter dünne Schalen eine fast sakrale Wirkung. Durch seine ureigene Technik schafft der vielfach und weltweit ausgezeichnete Künstler lichtdurchlässige, allesamt gleichgroße Gefäße. Geradezu besessen vom Material erfindet Annen revolutionäre Techniken, die inzwischen weltweit imitiert werden. Seine Objekte sind so dünn und filigran, dass sie fast durchsichtig sind. Das Licht zaubert Schatten von Rillen oder ausgezupften Noppen. Diese schafft der Künstler mittels eines Gasbrenners in noch feuchtem Zustand des Materials. Die Hitze wird kontrolliert eingesetzt, eine technische Herausforderung, bei der immer wieder einiges schiefgeht, wie er erzählt. Seine zarten, elaborierten Schalen im Zentrum der rustikal-rauen Raumsituation schaffen zudem eine ganz spezielle Ausstellungssituation.

Annen zeigt neben den Gefäßen weiße Skulpturen unterschiedlicher Größe, die Assoziationen zu skeletthaften Kalkformationen oder stacheligem Meeresgetier wecken. Saugnäpfen ähnliche Ausstülpungen, kleine und große Öffnungen, organische Formen – in jedem Fall geheimnisvoll und spannend.n  bis 17.12.; Fr/So, 14-18 Uhr, Di-Do nach Vereinbarung, Tel. 07621/1612672; ein Film stellt die beiden Keramiker vor; 27.11., 19.30 Uhr: Gesprächsabend zum Thema Weißes Gold

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