Weil am Rhein     (sif).        Wie wär’s zum Mittagessen mit einer Karottensuppe, garnierten Kalbsschnitzeln mit Schwarzwurzelgemüse und Bratkartoffeln sowie einem Apfelkuchen als Nachtisch " Und abends noch eine Flockensuppe, danach eine gedämpfte Hammelkeule mit weißen Bohnen und Schalkartoffeln sowie einem Kaiserauflauf zum Nachtisch" Dies ist nur ein Beispiel eines Speisezettels für den 22. Dezember Anfang des 20. Jahrhunderts, nach dem in herrschaftlichen Häusern damals gekocht wurde. Dies verrät jedenfalls ein besonderes, über 100 Jahre altes Kochbuch, das Luise Hasenfratz (75) aus Haltingen von ihrer Mutter Margarete Nicolaus vererbt bekommen hatte. Das Kochbuch ist eine außergewöhnliche Rarität. Die Großmutter von Luise Hasenfratz hatte es zur Hochzeit 1901 von ihrer Mutter, Luise Lösch aus Erlangen, die mit einem Strumpffabrikanten verheiratet war, als  Geschenk erhalten. Das Kochbuch ist inzwischen ein familiäres Erbstück. „So möchte denn das Buch unserer Frauen und Töchtern ein Wegweiser sein in allen Fragen einer gesundheitsmäßigen Kochkunst nach der Losung: Kochkunst nach richtiger Art, viel Geld und auch den Arzt erspart.“ So steht’s im Vorwort dieses über 300 Seiten umfassenden Buchs unter dem Titel „Neuzeitliche Kochkunst für Gesunde und Kranke“. Das Kochbuch, ein „Ratgeber für Hausfrauen in Stadt und Land“, wurde damals von Dr. Karl Schanz und dem Küchenchef Georg Greindl mit Beiträgen zahlreicher Autoren herausgegeben. „Gesundheitlich richtig zu kochen und die zur menschlichen Ernährung notwendigen Nahrungsmittel im richtigen Verhältnis zueinander zu bringen, sind die beiden wichtigsten Aufgaben der Hausfrau und der Berufsköchin. Diese Kentnisse vermittelt unser Werk“, heißt es. Für jeden Tag enthält das Kochbuch „erprobte Rezepte für die städtische und ländliche Küche“. Das heißt, es sind immer  zwei Menüs aufgeführt – eines für das Mittagessen, das andere für das  Abendessen. „Das war ein Herrschaftskochbuch. Denn ein normaler Haushalt konnte es sich zur damaligen Zeit nicht leisten, zweimal am Tag so reichlich und hochwertig zu kochen und zu essen“, sagt Luise Hasenfratz, die früher  in der Gastronomie tätig war. Außerdem hatten die besser gestellten Haushalte Personal für Küche und Haus. Über die Menüvorschläge hinaus enthält das Kochbuch unzählige Rezepte, wie man beispielsweise Butterklößchensuppe, russische Sauerkrautsuppe, warme Meerrettichsoße, Roulade von Ochsen- und Schweinefleisch, Ochsenzunge mit Sülze, Fasan, Wildente, Kabeljau, Lachs, Rohkostspeisen, Vegetarisches, Desserts und, und... zubereitet. Auch über die passenden Getränke gibt es ebenso reichlich Hinweise wie zur Ernährungslehre und Heilnahrung. Was man bei verschiedenen Krankheiten bevorzugt essen sollte, ist beispielsweise in einer „Kostordnung“ bei Magen und Zwölffingerdarmgeschwür, Blutarmut, Zuckerkrankheit und vielem mehr nachzulesen. Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube rund ums gute Essen und Trinken. Und viele Rezepte haben auch heute wieder mehr denn je ihre Gültigkeit.