Weil am Rhein Vielfarbiges Spiel an der Orgel

Jürgen Scharf
Aki Noda-Meurice überzeugte an der Metzler-Orgel in Weil am Rhein durch stilkundiges und lebendiges Spiel. Foto: Jürgen Scharf

Konzert in der Reihe „Orgelmusik zum Samstagabend“ in der Kirche St. Peter und Paul.

Weil am Rhein - Kleine große Orgelwelt: Beim zweiten Konzert in der Reihe „Orgelmusik zum Samstagabend“ in der Kirche St. Peter und Paul erklangen vier Beiträge barocker Komponisten, die alle mit Vornamen Johann heißen, was bei der Stückwahl der japanischen Organistin Aki Noda-Meurice, die schon einige Male an der Metzler-Orgel saß, nicht geplant war, sondern sich einfach so ergeben hat.

Der bekannteste „Johann“ war natürlich Bach; aber Noda erweist nicht nur dem Übervater ihre Reverenz, sondern auch der seltener gehörten Tastenmusik von Johann Kaspar Kerll – Musik vor Bach. Von Kerll stammte das geistvolle und witzige tonmalerische Stück über den Kuckucksruf („Capriccio sopra il Cucu“), welcher vier Mal hintereinander erschallt. Die anfängliche Registrierung Nodas in diesem Werk, das sich auf ständige Tonwiederholungen konzentriert, war Waldflöte und andere Flötenregister, den originellen Abschluss bildete der kuriose Drei-Pfeifen-„Vogelsang“: Barocke Programmmusik zum Schmunzeln.

Kerlls Ricercata mit dem seltsamen Beinamen „in Cylindrum phonotactium transferenda“, die in Athanasius Kirchers berühmter „Musurgia universalis“ (Rom, 1650) im Druck veröffentlicht wurde, ist ein frühes Opus mit hoher Virtuosität und reichem Figurenwerk. Noda-Meurice führt diese archaische Form und die drei Themen, die der Komponist zu einer klingenden Lösung bringt, virtuos, transparent und formstreng vor.

Angefangen hat die Organistin ihr vielfältiges und abwechslungsreiches Recital mit einem Werk von Johann Speth aus „Ars Magna Consoni et Dissoni“ von 1693, das im Untertitel „Organisch-Instrumentaler Kunst-, Zier- und Lust-Garten“ heißt. Aus diesen zehn Toccaten wählte sie die Toccata Sexta oder das sechste „Musikalische Blumen-Feld“ aus, wie die einzelnen hübschen und improvisiert wirkenden Stücke bezeichnet sind.

Von Johann Pachelbel folgte für einmal nicht der notorische Kanon, sondern die f-Moll-Ciacona, deren figurative Veränderungen über ein ostinates Thema die Organistin mit Rohrflöte registrierte und sehr klar und transparent darstellte.

Raffiniert war ihr Kunstgriff bei J.S. Bach, die formale Geschlossenheit von Präludium und Fuge BWV 548 aufzubrechen und zwischen die beiden Teile eine der sechs Französischen Suiten einzuschieben, die zu dem attraktivsten Werk unter Bachs Klavierkompositionen gehören. Ein interessanter, gut durchdachter Ansatz, das streng-analytische freie Orgelwerk für Tanzformen zu öffnen. Die charakteristischen Sätze der sehr orchestral geschriebenen Suite Nr.6, BWV 817, eigentlich ein Cembalostück, hat Noda für das Tasteninstrument Orgel arrangiert und teils vielfarbige Register gewählt: Allemande, Courante (Aliquotregister), Sarabande (Flöten), Gavotte (Zungenregister), Menuet, Bourrée und Gigue.

Auf der Orgel klingt das direkt, frisch, innerlich bewegt und alles andere als nach pauschalem Bach-Spiel. Wie auch bei Präludium und Fuge die Stabilität von ihrem Orgelspiels im virtuosen Lauf- und Spielwerk bestechend ist. An Aki Nodas Interpretationen klebt kein einziges akademisches Staubkörnchen.

Das war also nicht nur ein geballtes Kompendium an Barockmusik, sondern ein sehr profiliertes, lebendiges und farbiges Orgelspiel. Die im nahen elsässischen Saint-Louis lebende Gastorganistin (sie ist auch Domorganistin zu Arlesheim, wo sie an einer Silbermann-Orgel spielen darf) sitzt sehr ruhig und in gerader Haltung am Spieltisch, wirkt kontrolliert und behält in schwierigen Passagen den Überblick über die drei Manuale und Pedale.

Mit herzlichem Schlussapplaus wird Aki Noda-Meurice verabschiedet, wobei sie sich mit ihrer anderthalbjährigen Tochter Yumi im Arm zeigt und verbeugt.

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