Weil am Rhein Vielseitig engagiert und interessiert

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Johannes Foege im Anwaltshaus, das er Ende der 1970er-Jahre gegründet hat. Am morgigen Sonntag wird der vielseitig engagierte Kommunalpolitiker 75 Jahre alt.Foto: Adrian Steineck Foto: Weiler Zeitung

Jubilar: Der SPD-Gemeinderat und Rechtsanwalt Johannes Foege feiert am Sonntag seinen 75. Geburtstag

Johannes Foege sitzt im Konferenzsaal des Anwaltshauses, das er Ende der 1970er-Jahre selbst aus der Taufe gehoben hat. „Ich bin der Senior im Büro“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Wer den profilierten und nach wie vor vielseitig engagierten Kommunalpolitiker aus seinem ereignisreichen Leben erzählen hört, dem fällt es schwer zu glauben, dass Foege am morgigen Sonntag seinen 75. Geburtstag feiert.

Von Adrian Steineck

Weil am Rhein. Er sei in der glücklichen Lage, seinen Geburtstag als fitter und agiler Jubilar feiern zu können, sagt Foege über sich selbst. Als Anwalt, der sich heute schwerpunktmäßig mit dem Thema Erbrecht befasst, weiß er aber: „Die Hauptressource, mit der man in meinem Alter achtsam umgehen muss, ist die Zeit.“ Diese wolle er zukünftig stärker in den Dienst seiner Familie stellen und deshalb beruflich und politisch etwas kürzer treten. Noch für diesen Monat sei ein Wechsel beim SPD-Ortsverein Weil am Rhein geplant, als dessen Fraktionssprecher Foege im Gemeinderat und im Kreistag agiert. Auch als Anwalt wolle er sich sukzessive zurückziehen, zumal es hier Nachfolger in der eigenen Familie gibt: Von den vier Kindern des Jubilars haben zwei ebenfalls eine juristische Laufbahn eingeschlagen.

1949 ging es nach Weil

Foeges Berufswahl wie auch sein politisches Engagement lassen sich nicht loslösen von den Zeitumständen, in denen er aufgewachsen ist: Geboren ist er im Jahr 1945 in Sachsen, wohin seine aus Ostpreußen stammende Familie gegen Ende des Zweiten Weltkriegs geflohen ist. Als sein Vater im Jahr 1949 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, ging es für die Familie zunächst nach Ostfriesland, dann noch im selben Jahr nach Weil am Rhein. Mit elf Jahren hielt er an der Mittelschule erstmals ein Referat über die Heimat seiner Eltern. Schon damals sei für ihn klar gewesen: „Geschichte und Politik interessieren mich.“

Nach dem Abitur am Lörracher Hans-Thoma-Gymnasium begann Johannes Foege eine Banklehre bei der Sparkasse, die er aber aufgrund seiner Einberufung in die Bundeswehr abbrechen musste. „Heute als Jurist sage ich, dass diese Einberufung rechtswidrig war“, denkt er daran zurück. Jedenfalls folgte nach zwei Jahren Militärdienst ab dem Jahr 1967 ein Jurastudium in Freiburg, wo Foege später als Assistent für Rechtsgeschichte auch die Rolle der Justiz während der frühen Tage des sogenannten Dritten Reichs untersuchte. „Ohne die Juristen wären die Nazis 1933 nicht an die Macht gekommen“, ist Foege überzeugt.

Seine Beschäftigung mit der NS-Zeit brachte ihn auch dazu, sich politisch zu engagieren. „Ich hasse das faschistische Deutschland“, bringt er es nüchtern und ohne Verbitterung auf den Punkt. „Aber ich liebe das andere Deutschland, das sich der Demokratie und dem Grundgesetz verschrieben hat.“ Politisch prägte ihn vor allem die 68er-Bewegung mit ihren Studentenprotesten und dem kritischen Blick auf die erstarrten Strukturen im Deutschland der Nachkriegszeit: „Ich habe mir in Freiburg einen nassen Hintern geholt“, erinnert er sich an den Einsatz von Wasserwerfern durch die Polizei. Zugleich war er aber auch kritisch gegenüber radikal auftretenden Linken, die den Kommunismus nach Karl Marx predigten. Ihn hätten damals vor allem die Vorlesungen von Konrad Hesse, dem späteren Verfassungsrichter, und die versöhnliche Ost-Politik von Bundeskanzler Willy Brandt mit dem berühmten Kniefall in Warschau fasziniert. Infolgedessen trat Johannes Foege im Jahr 1971 in die SPD ein.

Angesichts seiner Lebensgeschichte und seiner Überzeugungen lassen ihn die rechtsgerichteten Tendenzen in Deutschland und anderen europäischen Ländern nicht unberührt. „Diese Entwicklung erschreckt mich“, sagt er auch mit Blick auf das örtliche Geschehen in Weil am Rhein. Zugleich sei es für ihn eine ungebrochene Motivation, etwas dagegen zu tun. „Demokratie ist für mich die Chance, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern“, macht er deutlich.

Auch sportlich aktiv

Beruflich ließ er sich im Jahr 1979 als Rechtsanwalt in Weil am Rhein nieder, wo er sich vielseitig engagierte. Im TV Weil übernahm der frühere Mittelstreckenläufer Trainer- und Organisationsaufgaben. Im Jahr 1984 wurde er zum Vorsitzenden des Turn- und Sportrings gewählt, an dessen Spitze er neun Jahre lang stand. Ob beim Sportspiegel, beim Sportlerball oder beim Konzept Sport 2000 – Foege gab wichtige Impulse. Zudem belebte er den Radsportverein Haltingen in den 1980er-Jahren wieder neu und brachte sich als Referent für Rechtsfragen im Verein beim Badischen Sportbund ein.

Auch das umweltpolitische Engagement liegt dem umtriebigen Jubilar am Herzen. Das Jahr 1986 mit der Explosion der Raumfähre Challenger, dem Sandoz-Brand in Basel und dem Reaktorunglück in Tschernobyl führte dazu, dass im Dreiländereck die „AG morgen-Luft“ ins Leben gerufen wurde, deren Mitbegründer Johannes Foege war. Seine Frau Gabriele, Juristin mit Schwerpunkt Umweltrecht, leitete diese AG lange Zeit. Die AG, die bis zum Jahr 2000 existierte, habe sich auch dafür eingesetzt, dass in der Stadt Weil die Stelle eines Umweltberaters geschaffen wurde, die heute Thomas Klug inne hat. „In Sachen Umwelt sind wir in vielen Dingen heute auf einem besseren Weg als vor 30 Jahren“, sagt Foege mit Blick etwa auf die Schülerproteste der Fridays for Future-Bewegung.

Als die Ausbaggerung des Rheinvorlands auf eine Breite von 90 Metern und eine Tiefe von sechs Metern im Rahmen des Integrierten Rheinprogramms drohte, hob Foege die IG Rheinufer aus der Taufe, eine Gruppe von Kommunalpolitikern sowie Umwelt- und Wasserbauspezialisten, auf deren Vorschlägen die abgeknickte Kandermündung beruht.

Auch der Kontakt über die Grenze und hier vor allem nach Frankreich ist Foege bis heute wichtig. So gründete und leitete er den Förderverein Bürgerbrücke, der 160 000 Euro sammelte und die Menschen für die Bedeutung der Dreiländerbrücke sensibilisierte. Diese wurde im Jahr 2007 schließlich eröffnet und verbindet seither den Weiler Stadtteil Friedlingen und Hüningen auf französischer Seite. Auch bei der Händlervereinigung Weil-aktiv sprang Foege in die Bresche, als in turbulenter Zeit ein Vorsitzender gesucht wurde.

Mehr Zeit für die Familie

Woher hat Johannes Foege die Zeit für all sein Engagement gefunden? „Die Familie leidet darunter“, sagt er im Rückblick. Auch deshalb will er wie berichtet nach und nach Aufgaben abgeben und sich auch stärker seinen Hobbys widmen. Joggen und Radfahren gehören dazu, ebenso Städtereisen, auch wenn hier die Corona-Pandemie derzeit weniger Möglichkeiten offen lässt. Auch der Musik will Foege, der in jungen Jahren Kirchenmusik machte und später in Freiburg Gründungsmitglied und zeitweise Trompeter bei der der Combo „Frl. Mayers Hinterhausjazzer“ war, sich verstärkt widmen.

Gefeiert werden soll am morgigen Sonntag im Kreis der vier Kinder und sechs Enkel – „Es wohnen alle in der Nähe“, sagt Foege mit strahlenden Augen – sowie einigen seiner Freunde und Weggefährten.

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