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Weil am Rhein Vom Frost verschont geblieben

Saskia Scherer und Jennifer Ningel
Die Reben sind der durchschnittlichen Entwicklung zwei Wochen voraus. Foto: Saskia Scherer

Wie die Reben die zurückliegenden Wetterkapriolen überstanden haben und welche Herausforderungen die Betriebe derzeit umtreiben, schildern drei Weiler Winzer.

Die Haltinger Winzer sind aktuell mit ihren Reben zufrieden. Der Kellermeister hat nur minimale Schäden aufgrund des aktuellen Wetters festgestellt, erklärt Geschäftsführer Michael Heintz. „Wir hatten einfach nur Glück“, meint er. Momentan seien die Rebstöcke der normalen Entwicklung 14 Tage voraus. Die herausfordernde Zeit beginne aber erst noch. „Es sind noch viele Tage bis zur Ernte und die Trauben müssen erst einmal gesund in den Keller.“ Gerade im Sommer sei es immer bedenklich, erklärt Heintz. Aufgrund des Regens der vergangenen Wochen sind die Haltinger Winzer aber vorerst zuversichtlich. „Die akute Angst ist erstmal gebannt“, blickt Heintz auf die gut gefüllten Wasserreserven im Boden. Wenn es eine normale Ernte wird, rechnen die Winzer mit einem Ertrag von rund 600 000 Kilogramm auf ihren 53 Hektar.

Weniger zufrieden sind die Haltinger Winzer mit dem Kaufverhalten der Kunden: „Es ist schwieriger geworden, aber es läuft noch“, sagt Heintz. Gründe für die Zurückhaltung beim Kauf seien unter anderem ein kleinteiliger Markt und kleinere Warenkörbe. So gebe es nicht mehr die Leute, die nur noch Wein von den Haltinger Winzern beziehen und diesen kistenweise einkaufen, erklärt Heintz.

So lange die Temperaturen nicht unter null Grad fallen, passiere den Reben nichts. „Und das war nicht der Fall, wir sind wohl glimpflich davongekommen“, freut sich Dieter Rösch, der mit seiner Frau Sabine das kleine Weingut „Vinessli“ in Ötlingen betreibt. „Ich hoffe, dass es so bleibt.“ Der Austrieb sei drei Wochen früher erfolgt als im Durchschnitt. „Die Kälte hat die Entwicklung dann um etwa eine Woche gebremst.“

Auch er bemerkt, dass der Weinabsatz etwas zurückgeht. „Bei uns ist das nicht so tragisch, wir haben treue Privatkunden“, sagt Rösch. Betrieben, die den Großhandel beliefern, bereite dies größere Probleme.

Rösch gibt Workshops

Sein Hauptbetätigungsfeld liegt allerdings derzeit darin, sein Wissen weiterzugeben: Denn Rösch hat ein Verfahren zur Umveredelung von Reben auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwis) entwickelt und gibt Workshops. „Das kommt wohl ganz groß raus“, freut er sich, auch angesichts einer EU-Förderung. „Das Interesse ist sehr groß.“ Sogar die Badische Weinkönigin sei schon als Schülerin dabei gewesen.

Auch Werner Röschard vom Weingut Röschard atmet vorsichtig auf: „Es sieht so aus, als ob wir unbeschadet davonkommen.“ Und schiebt hinterher: „Toitoitoi.“ Andere Gebiete seien ganz massiv von Frostschäden betroffen.

Bei den Reben des Weinguts sei der Austrieb erfreulich: „An jedem Auge sind Triebe zu sehen.“ Das lasse darauf schließen, dass das Fruchtholz aus dem vergangenen Jahr sehr ausgereift gewesen sein müsse. „Wir hatten Frostruten stehen gelassen, die schneiden wir jetzt ab. Wir brauchen sie nicht, und sie binden Kräfte.“ Dabei handelt es sich um überzählige Triebe eines Weinstocks als Präventionsmaßnahme gegen Frühlingsfrostschäden. In den vergangenen Jahren machte den Winzern außerdem die intensive Trockenheit zu schaffen, erinnert Röschard. Nun hat es aber viel geregnet. „Die Lage hat sich deutlich entspannt.“

Die Röschards sind gerade dabei, ihre Weine zu filtrieren und wollen sie nächsten Monat abfüllen. Der Jahrgang 2023 habe qualitativ hervorragende Weine hervorgebracht. „Sehr fruchtig und nicht so sehr alkoholintensiv. Das wird die Kunden erfreuen. Wir können sehr zufrieden sein“, meint er.

Marktlage herausfordernd

Die aktuelle Marktlage bezeichnet Röschard als Herausforderung. „Es ist sehr schwierig geworden.“ Die Menschen seien gezwungen, zu sparen. „Im Großen und Ganzen können wir aber zufrieden sein“, meint er. Zwar könne das Weingut die Mehrkosten nicht weitergeben. „Aber wir sind optimistisch.“

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