^ Weil am Rhein: Vom Jagdruf bis zum Katzenduett - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Vom Jagdruf bis zum Katzenduett

Susanna Wipf Fischer
Außergewöhnlich besetzt, mit Witz und Spielfreude: Heiner Krause und Heike Rügert in St. Gallus in Ötlingen. Foto: Susanna Wipf Fischer

Beim Neujahrskonzert in Ötlingen gab es viel zum Hören und manches zum Schmunzeln.

Seit bald einem Vierteljahrhundert freuen sich die Ötlinger auf das Neujahrskonzert. Das Trio Cantabile mit Heike Rügert (Klarinette und Saxophon), Heiner Krause (Horn) und Dieter Lämmlin (Orgel), der kurzfristig für Irmtraud Tarr eingesprungen war, begeisterte die zahlreichen Zuhörer am Neujahrstag. Zu dem protestantischen Kirchenlied „Das alte Jahr vergangen ist“ hat Johann Sebastian Bach einen Choral für Orgel geschrieben. Wer dessen Worte kannte, konnte zu den Klängen des Trios das Jahr Revue passieren lassen – „dass du uns in so groß Gefahr, bewahrt hast lange Zeit und Jahr“.

Brisante Details

Heiner Krause führte das Publikum mit launigen Worten durchs Programm und wusste zu jedem Stück brisante Details zu erzählen. Dass man zur Zeit Georg Friedrich Händels noch nicht so genau mit Copyright umgegangen sei, käme nun ihnen, den Musikern, zugute. So sei es nicht ganz sicher, ob die Sonate für Oboe und Geige tatsächlich von Händel stamme. Jedenfalls habe es Freude gemacht, die Oboe in ein Horn zu verwandeln und die Geige in eine Klarinette. Das Publikum genoss Händels Allegro mit der Klangvielfalt mit Orgel, Klarinette und Waldhorn.

Die Suite Pastorella von Bach wurde meisterlich gespielt und wunderschön registriert von Dieter Lämmlin. Die Musik erinnerte an Schalmeienklänge, Flöten und Gamben der Hirten und versetzten die Zuhörenden in festliche Stimmung. Krause erklärte dann, dass Händels Sonaten immer vier Sätze hatten. Die Pastorella von Bach habe hier sozusagen den besinnlichen, langsamen Teil erfüllt. Mit wunderbarem, ungewohntem Timbre, Virtuosität und Spielfreude, musizierte das Trio das letzte Allegro der Sonate.

Horn als Soloinstrument

Vivaldis Pastorale aus „Il Pastor Fido“ (der treue Hirte), ein etwas wehmütiges, zartes Stück, wurde vom Trio Cantabile für die außergewöhnliche Besetzung arrangiert. Auch dieses Stück, so Krause sei nicht original, man hätte es wohl Vivaldi untergeschoben. In die Frühklassik führte Michel Correttes Allegro aus dem Concerto „La Choisy“ (Jagdruf) für Horn und Orgel. Krause erwähnte, dass bis dahin das Waldhorn nie als Soloinstrument verwendet worden sei. Er spielte den dritten Satz mit Virtuosität und Professionalität.

Joseph Haydns Konzert in Es-Dur für zwei Hörner lässt immer wieder Vermutungen zu, dass es Michael Haydns Komposition sein könnte. Aus dem zweiten Horn wurde ein Altsaxophon, denn, wie der Hornist erklärte, stecke in ihm nicht nur die Hubertus-Seele, sondern auch eine romantische Ader. Das Konzert mit der subtilen Begleitung von Lämmlin wurde mit viel Applaus bedacht.

Mit Witz und Bravour

Gioacchino Rossini war bekannt für seinen Witz und vor allem für seine vor Leben sprühende Musik. Die Cavatina „Una voce poco fa“ aus dem Barbier von Sevilla wurde mit viel Spielwitz und wunderschöner Melodieführung von Heike Rügert interpretiert.

Wem der Begriff „Toccata“ nicht geläufig sei, so Krause, könne sich einfach merken, dass eine Toccata sozusagen der Check-up der Orgel sei, um zu wissen, ob noch alle Tasten, alle Register und Klappen funktionieren. Die Toccata in G-Dur von Theodore Dubois spiegelte wohl in ihrer Pracht und auch seiner Wucht das ganze kommende Jahr 2024. Bravo für diese fabelhafte Interpretation dieses Werkes, welches auch für Profis eine Herausforderung erster Klasse ist. Und nota bene, die Orgel hat den Check-up überstanden.

Ein Hauch von Salonmusik brachte die „Reverie“ aus Extase von Louis Gaston Ganne. Das Trio zauberte mit diesem leichtfüßigen Werk eine besondere Stimmung in die Kirche und das Publikum bedankte sich mit großem Applaus. Nun, das Jahr soll ja auch mit Humor beginnen und welches Stück wäre geeigneter dazu als Rossinis Katzenduett oder etwas klassischer ausgedrückt „Duetto buffo di due Gatti“.

Wie das Leben so spielt

Das Ehepaar Rügert/Krause zeigte mit viel Humor und musikalischem Witz, wie es wohl auch im Leben manchmal so zu und her gehen kann. Zum Schluss wurden die Zuhörenden noch mit jazzigen Klängen beschenkt. Vor dem Kircheneingang warteten zahlreiche Gäste für das zweite Konzert.

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