Weil am Rhein Von 4.0 bis Handarbeit

Marco Fraune
Die Wirtschaftsministerin verschaffte sich bei ARaymond einen Eindruck von dem innovativen Unternehmen. Foto: Marco Fraune

Firmenbesuch: Landeswirtschafts-Ministerin bei ARaymond und fewe Feinstdrehteile.

Weil am Rhein - 7000 Mitarbeiter weltweit versus 30 Mitarbeiter in Haltingen, Millionenschwere Investitionen statt kleine bauliche Veränderungen: Wie breit aufgestellt die Wirtschaftsstruktur in Weil ist, hat Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut gestern bei „ARaymond“ und „fewe Drehteile“ vor Augen geführt bekommen. Doch auch Gemeinsamkeiten gibt es.

So unterschiedlich die beiden besuchten Weiler Unternehmen sind: Bei beiden Rundgängen betonten die Firmenchefs die Bedeutung des Faktors Mensch. „Die Mitarbeiter sind das Herz des Unternehmens“, unterstrich Ulrich Präg, Leiter der Kunststofffertigung bei dem Familienunternehmen und weltweit agierenden Automobilzulieferer ARaymond. Und auch der Geschäftsführer Jürgen Trefzer machte klar: „Produkte, Innovation und der Mensch stehen im Vordergrund.“ Ziel des Unternehmens sei aktuell, sich von der Automobilindustrie zu emanzipieren und im Rahmen der Diversifizierung auch die Bereiche Industriegesellschaft, Produkte für die Landwirtschaft und den Pharmaziebereich stärker abzudecken.

Detlef Weller und Doris Reinacher leiten mit der Firma „fewe Feinstdrehteile“ zwar einen deutlich kleineren Betrieb, doch auch hier wird die Maxime „Vision und Werte“ gesetzt. Als Dienstleister rund um Drehteile ist im Gesamtfertigungsprozess zwar noch viel Arbeit von Hand angesagt, doch mit rechnerunterstütztem Konstruieren (CAD) ist der erste Schritt zur Industrie 4.0 erfolgt. Auch Maschinendaten werden erfasst.

Industrie 4.0 treibt um

„Wir werden investieren, aber mit Augenmaß“, erklärte Reinacher. Außerdem sei insgesamt wichtig, dass die Digitalisierung nicht auf Kosten der Menschen geht.

Bei ARaymond konnte die Minsterin sehen, wohin sich große Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Abläufe auch im Dreiländereck schon entwickelt haben. Statt Mitarbeiter mit Lupe sind hier unter anderem 2D-Projektoren im Einsatz, die das Soll- mit dem Ist-Ergebnis vergleichen und dann die Ergebnisse in ein Datenerfassungssystem abspeichern, um daraus Rückschlüsse zu ziehen. Lärmbelastungen wurden durch den Einsatz von Technik deutlich reduziert, unter anderem, da ein Magnettransportband den anfallenden Abfall fast geräuschlos entsorgt, während dafür früher 36 Kilometer Staplerfahrten erforderlich waren.

„Sie müssen ihre Nische durch Innovation neu abgrenzen“, lobte die Ministerin ARaymond, als sie neben einer vom Unternehmen selbst entwickelten und auf 40 Quadratmeter Fläche befindlichen Maschine stand, die Düsen für Nassarmwischer von Autos herstellt. Zwar sei der Bund besonders gefordert, doch auch das Land wolle Weichen stellen, weiß Hoffmeister-Kraut. „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, dass sie sich weiterentwickelen können.“ Das Land bezuschusse auch die Digitalisierung von Unternehmen und man suche den Kontakt zu den Unternehmen.

Fewe-Chefin Reinacher warb dafür, kleine und mittelständige Unternehmen steuerlich zu entlasten. Ein stärkerer Fokus müsse zudem auf Haupt- und Realschüler sowie auf die Duale Ausbildung gelegt werden.

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