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Weil am Rhein Von Aufregung überhaupt keine Spur

Weiler Zeitung

Serie „Be-hindert“ – Teil 18: Mareike Brischle spielt Theater, arbeitet bei der Lebenshilfe Lörrach und ist ein SC Freiburg-Fan

Kein Zweifel, Mareike Brischle ist ein Tausendsassa: Sie schreibt für die Zeitschrift „Bunte Lebenspunkte“ von der Lebenshilfe Lörrach und hat sogar bereits Texte für unsere Zeitung formuliert. Außerdem ist sie ein großer SC Freiburg-Fan, spielt Theater, kegelt und malt Mandalas leidenschaftlich gerne aus.

Von Alisa Eßlinger

Weil am Rhein . Mareike Brischle ist kein unbekanntes Gesicht in unserer Zeitung. Gemeinsam mit drei Mit-Autoren hatte sie im Jahr 2014 für die Regio-Serie „Inklusion – Mitten im Leben“ geschrieben. Nichts Neues für die Weilerin, denn die 36-Jährige schreibt seit fast sechs Jahren für die Zeitschrift „Bunte Lebenspunkte“ von der Lebenshilfe Lörrach. Hier arbeitet sie in einem Sechser-Team an den Texten für die Zeitschrift, die einmal im Jahr und rechtzeitig zum Sommerfest gedruckt wird. „Naja, geht so“, antwortet Mareike Brischle auf die Frage, ob sie gerne schreibe. Sie habe zwar viele Gedanken und Ideen zum Schreiben, aber das Formulieren mache ihr eher Probleme, erklärt Mutter Gabriele Brischle. Sie unterstütze ihre Tochter dann beim Schreiben.

Eine Leidenschaft für Mandalas

Ansonsten ist die Weilerin bei der Lebenhilfe Lörrach angestellt und arbeitet von montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags bis 15 Uhr. Seit fast 15 Jahren ist sie Mitarbeiterin. Bevor Mareike Brischle eingestellt wurde, schaute man beim Berufbildungsbereich, welche ihre Fähigkeiten sind, dann wurden ihr ein paar Arbeitsbereiche vorgeschlagen. Sie entschied sich für das Etikettieren und Zählen von Gegenständen, die sie dann in eine Tüte packt.

Mareike Brischle freut sich jeden Tag, etwas zu tun zu haben, aber: „Die Pause finde ich am Besten, denn dann kann ich meine Mandalas malen“, sagt die Weilerin. „Wir haben tausende von den Büchern“, verdreht ihre Mutter schmunzelnd die Augen. Es vergehe kein Einkauf, bei dem die Tochter nicht vor dem Regal bei Malbüchern oder Stiften hängen bleibe.

Zur Arbeit nimmt sie immer den Zug. „Ab Stetten ist der Zug voll mit ihren Arbeitskollegen, dann geht das Geschnatter los“, erzählt Gabriele Brischle. Auch ihr guter Freund und Arbeitskollege Niels Herter sei dabei. Sie kennen sich schon seit 15 Jahren und waren bereits zusammen im Internat für Körperbehinderte.

Mareike Brischle leidet seit ihrer Geburt an einer cerebralen Bewegungsstörung. Vermutet wird, dass sie einen Sauerstoffmangel erlitt und sie deshalb hauptsächlich geistig behindert ist, berichtet ihre Mutter. „Aber genau wissen wir es nicht, denn das will natürlich niemand zugeben“, fügt sie hinzu.

Dabei kann sich Mareike Brischle an so vieles erinnern und sich auch merken, sagt Gabriele Brischle. Die deutliche Aussprache wäre eher das Problem, bei dem Mareike noch üben müsste, erklärt die Mutter. Da liegt es nahe, dass die 36-Jährige derzeit auf der Bühne im „Nellie Nashorn“ zu sehen ist. Mit ihrer Inklusions-Theatergruppe „Frau Ox“ führt sie das Theaterstück „Elisabeth“ unter der Regie von Tim Krause und Anette Eckstein auf.

Aufgeregt sei sie überhaupt nicht, erzählt Mareike Brischle kurz vor ihrer ersten Aufführung. „Die Bachblüten-Tablette zur Beruhigung braucht eher meine Mutter.“ Schließlich ist die Weilerin ein alter Hase beim Theater, denn sie war schon in Stücken wie „Die Nashörner“ und „Der Besuch der alten Dame“ zu sehen. Bei letzterem Theaterstück lernte sie sogar ihren Freund Michael Knöbel kennen. Beide sind seit mehr als drei Jahren ein Paar. „Jeden Tag um 19.30 Uhr ist das Telefon für sie blockiert. Wenn beide miteinander telefonieren, habe ich keine Chance“, erzählt die Mutter.

Mareike Brischle wohnt mit ihrer Mutter, den zwei Hunden Farris und Hope und einem Kater in Weil am Rhein, wo sie überall, vor allem aber im Rheincenter, bekannt ist. „Wir können dort nicht einkaufen gehen, ohne dass Mareike für eine halbe Stunde verschwindet, um dort mit allen zu reden.“

Ansonsten ist Mareike Brischle ein Familienmensch. Sie spielt liebend gerne mit ihren drei Nichten, den Töchtern ihrer älteren Schwester. Mit ihrer kleinen Schwester gehe sie öfter mal einkaufen.

Sport treibt die 36-Jährige beim Behindertensport des TV Weil mit Hubert Eller. „Das sind ganz schön anstrengende Übungen“, erzählt Mareike Brischle. Vor allem seien die Geräte schwierig. Den Schwebebalken findet sie besonders fies. „Die Spiele nach dem Turnen sind die Besten.“ Neben dem Behindertensport geht sie mittwochs zum Kegeln. Mit 14 anderen spielt sie im „Impulsiv“ in Lörrach-Haagen und sei sehr gut beim Kegeln. Brischle habe auch schon alle Neune getroffen. „Ich bin besser im Kegeln als im Fußball“, schmunzelt die Weilerin. Sie spiele zwar im Behindertensport manchmal Fußball, aber das liege ihr nicht so.

Sonst wird bei Trainer Christian Streich angerufen

Mareike Brischle schaut sich lieber die Fußballspiele der Bundesliga an. Sie ist nämlich ein eingefleischter SC Freiburg-Fan und war bereits im Stadion, um ihre Lieblingsmannschaft anzufeuern. Doch die Freikarten, die die Lebenshilfe Lörrach für das Stadion bekommt, sind begrenzt. Trotzdem hofft sie, bald mal wieder ein Spiel zu sehen. „Sonst rufe ich beim Trainer Christian Streich an und sag ihm, dass ich eine Karte will“, witzelt sie. Am Besten gefalle ihr, dass der SC Freiburg den Trainer nicht austauscht, nur weil die Mannschaft ein schlechtes Spiel absolvierte. „Am Montagmorgen holt sie sich immer den Sportteil aus der Zeitung und trägt die Ergebnisse in eine Tabelle ein“, erzählt Mutter Gabriele Brischle. Ihre Tochter freut sich vor allem darüber, dass ihre Mannschaft auf einem der vorderen Plätze in der Bundesliga ist.

  Vorstellungstermine von „Elisabeth“ im „Nellie Nashorn“: 20., 21. und 22. Dezember sowie 11. und 12 . Januar.

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